Investmentfonds.de
11.09.2007:
Julius Bär: Europäische Aktienmärkte im Sog der Kreditkrise
Köln, den 11.09.2007 (Investmentfonds.de) - Die durch die US Subprime-Krise
ausgelösten Korrekturen an den Kredit- und Geldmärkten haben auch die Aktien-
märkte und besonders die Finanzwerte in Mitleidenschaft gezogen, wie die Fonds-
manager von Julius Bär in ihrem aktuellen Fondsmarktbericht darstellen.
Wenngleich damit die Bewertung von Aktien wieder auf attraktive Werte gefallen
ist und deren Gewinnrenditen nach wie vor höher ausfallen als reale Bondrenditen,
dürften sich Anleger in einem unsicheren und hoch volatilen Umfeld vermehrt grund-
soliden, transparenten und qualitativ hochwertigen Grossunternehmen zuwenden.
auch die Aktienmärkte und besonders die Finanzwerte in Mitleidenschaft gezogen.
Im Gegensatz zur Stimmung an den Finanzmärkten zeichnen makroökonomische Parameter
in Europa ein nach wie vor gefestigtes Bild: Das reale Wirtschaftswachstum beläuft
sich auf 2-3%, die Auftragsbücher der Industrieunternehmen sind voll, die Arbeits-
losigkeit erreicht Rekordtiefststände und die Inflation bleibt trotz starkem Geld-
mengenwachstums im Rahmen der Komfortzone der EZB. Im Jahresverlauf verzeichneten
europäische Unternehmen hohe Gewinnwachstumsraten und Eigenkapitalrentabilitäten
um 17%. Damit zählen sie zu den profitabelsten weltweit (MSCI Welt ROE 15.8%).
Auch wegen der vergleichsweise attraktiven Bewertungen bevorzugen derzeit viele
Investoren europäische Aktien. Das geschätzte Kurs/Gewinn-Verhältnis für 2007 liegt
bei 12.7x im Vergleich zu 15.9x in den USA, 16.1x in Japan oder 15.0x im pazifischen
Raum. Innerhalb Europas sind es wiederum die Grossunternehmen, die besonders günstig
bewertet sind(DJ Stoxx 50, KGV von 11, Preis/Buchverhältnis von 1.8. Dividendenrendite
von 4%). Sie werden z.B. im Vergleich zu kleinkapitalisierten Werten mit einem unge-
rechtfertigten Abschlag gehandelt. Gerade in einem unsicheren Umfeld orientieren sich
Investoren tendenziell an sicheren Leitwerten, deren Ertragsbasis durch internationale
Marktführerschaft breit abgestützt ist. Diese Werte erzielen auch in schwierigen Phasen
vergleichsweise stabile Gewinnausweise und können sich in angespannten Kreditmärkten
ausreichend und zu angemessenen Konditionen refinanzieren. Darüber hinaus verfügen sie
insbesondere in volatilen Aktienmärkten jederzeit über ausreichende Handelsvolumina.
Daher haben diese Aktien im aktuellen Umfeld weniger stark korrigiert als andere Werte.
Europe Leading Stock Fund in der Pole Position
Der Julius Bär Europe Leading Stock Fund ist einer der wenigen Fonds, die fast
ausschliesslich in Grossunternehmen investieren und über die letzten 5 Jahre
einen stetigen Mehrwert für die Anleger generiert haben. Die Outperformance set-
zt sich wie folgt zusammen: 30% Stil (der Fonds bevorzugt Unternehmen mit hohem
Wachstum und tiefer Bewertung; GARP), 25% Titelselektion und 25% Beimischung von
mittelgrossen Unternehmen. Die restlichen 20% entfallen auf die Länder-, Sektor-
und Währungsallokation. Aufgrund der besseren Aussichten für Grossunternehmen wurde
die Beimischung mittelgrosser Firmen weitestgehend reduziert.
Weiterhin zyklische Ausrichtung des Fonds
Die europäische Notenbank ist im Dilemma: Obwohl sie aus Gründen der Preisstabilität
die Liquidität mittelfristig verknappen will, musste sie Liquiditätsengpässe im In-
terbankenmarkt mit mehreren Milliarden Euro überbrücken. Dessen ungeachtet steigen
die Geldmengen M2 und M3 mit über 10%, was letztes Mal vor 25 Jahren der Fall war.
Dies könnte nach einer kurzen Pause zu einem erneuten Wachstumsschub führen und bei
hoher Kapazitätsauslastung inflationäre Tendenzen hervorrufen. In diesem Umfeld wei-
sen Minen, Energie und Technologie historisch gesehen die beste Performance auf. Die-
se drei Sektoren sind im Fonds deutlich übergewichtet. Nach der jüngsten Korrektur
sind ausgewählte Minen nicht nur im Verhältnis zu den Gewinnen, sondern auch zum Buch-
wert wieder günstig. Dies ist der einzige Sektor, in dem wir nicht auf Grossunternehmen
setzen, sondern die zweite Reihe bevorzugen. Rio Tinto zum Beispiel sieht mit einem KGV
von 10 günstig aus. Das Preis/Buchverhältnis von 3.5 zeigt jedoch, dass rekordhohe
Margen über die nächsten Jahre bereits im Kurs enthalten sind. Boliden und KGHM hin-
gegen weisen ein KGV von 7 bzw. 6 auf und das Preis-/Buchverhältnis liegt bei 2.5.
Boliden ist der Favorit. Das Unternehmen hat kürzlich mit einer Kapitalrückzahlung
gezeigt, dass nicht nur die Marge und das Umsatzwachstum, sondern auch die Kapital-
effizienz wichtig sind. So hält es die Eigenkapitalrendite weiterhin bei über 30%.
Da die freien Mittel, die Boliden pro Jahr zufliessen, 15% der Marktkapitalisierung
ausmachen, dürfte auch die Dividendenrendite bei über 3% verharren. Aufgrund vollstän-
diger Kupfer-Absicherung hängt der Gewinn vor allem vom Zinkpreis ab. Zu den aktuellen
Preisen dürfte das Zinkdefizit bestehen bleiben und sich nach 2010 deutlich vergrössern.
Die europäischen Energiewerte profitierten noch nicht von den seit Anfang Jahr gestieg-
enen Erdölpreisen. Royal Dutch ist unser Favorit. Mit einem Preis/Buchverhältnis von 2.3
und einer Eigenkapitalrendite von 25% ist der Titel günstig bewertet. Im Unterschied zu
anderen Energiewerten wird bereits 2009 die Hälfte der Ölförderung aus unkonventioneller
Produktion stammen- beispielsweise aus kanadischem Ölsand und Gas aus Katar, das in flu-
essiger Form weitertransportiert wird. Vor allem das Engagement im politischstabilen
Kanada ist ein grosser Vorteil. Viele Firmen leiden momentan unter widrigen Bedingungen
in Südamerika, Kasachstan, Russland und Afrika. Die Kapitaleffizienz ist tief. Darin
liegt jedoch auch Überraschungspotenzial, falls die überschüssigen Gelder investiert oder
zurückbezahlt würden.
Banken dürften Zenit erreicht haben
Die Hypothekenkrise dürfte noch längere Zeit an den Gewinnen der Banken zehren. Viele
Marktteilnehmer haben die Banken untergewichtet. Trotzdem nimmt dieser Sektor innerhalb
der Benchmark (DJ Stoxx50) absolut betrachtet Platz eins ein. Dies zeigt, dass die Markt-
kapitalisierung der Banken (inkl. Finanzdienstleister) in Europa noch immer bei hohen 30%
liegt. Eine ähnlich hohe Gewichtung verzeichnete 1979 der Ölsektor, als die Energiepreise
Höchstwerte erzielten und 2000 der Technologiesektor auf seinem Zenit. Nach dem starken
Ausverkauf der Banken könnte jederzeit eine Gegenbewegung einsetzen, allerdings dürfte
die Volatilität gerade in diesem Sektor auf überdurchschnittlich hohem Niveau verweilen.
Der Sektor bleibt im Fonds stark untergewichtet. Aktienanleger müssen in den kommenden
Wochen mit einem volatilen Szenario rechnen. Denn Nachwehen der Kreditkrise könnten durch-
aus nochmals Korrekturen von 5% bis 10% auslösen. Gestützt auf eine insgesamt solide Welt-
wirtschaft (ungebrochen starkes Wachstum in den Schwellenländern, gesunde Finanzbasis der
Industrieunternehmen, breite Verteilung der Finanzmarktrisiken und stützende Aktivitäten
der Zentralbanken) erwarten wir mittelfristig ein positives Umfeld für die Aktienmärkte
und haben den erfolgreichen Europe Leading Stock Fund entsprechend positioniert.
Quelle: Investmentfonds.de
|