Investmentfonds.de
07.04.2009:
Fortis: Aktienrallye bald vorbei?
Köln, den 07.04.2009 (Investmentfonds.de) -
Zusammenfassung:
- EZB nähert sich einem Leitzins von Null
- Intervention am japanische Aktienmarkt?
Seit ihren Tiefständen im März sind die Aktienmärkte erheblich gestiegen,
doch gegen Monatsende haben einige Investoren begonnen, Gewinne mitzunehmen.
Die Äußerungen der US-Regierung sorgten für Ernüchterung an den Märkten.
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General Motors und Chrysler bekommen weitere 60 Tage Zeit, um ihre unzureichenden
Restrukturierungspläne zu überarbeiten. Ein Konkurs von GM oder Chrysler wäre
zwar ein schwerer Schlag, doch könnten sich die beiden Autokonzerne anderenfalls
auch als Fass ohne Boden erweisen. GM und Chrysler haben bereits 17,4 Mrd. US-Dollar
Hilfen erhalten. Die Regierung warnte, dass die Banken nach den vom Staat
verlangten Stresstests weiteres Kapital benötigen könnten. Auch das sorgte für
Unruhe an den Märkten.
Für ein Ende der kurzen Rallye sprechen noch weitere Gründe. So gelten die
Bewertungen zwar als günstig, aber nicht als extrem niedrig. Auch lässt der Plan
zur Stabilisierung des US-Finanzsystems (Financial Stability Plan) noch immer
Fragen offen und man kann sich nach wie vor nicht sicher sein, ob die Banken
bereit sind, toxische Wertpapiere zu Spottpreisen zu verkaufen. Bei einem Verkauf
könnten sie Geld verlieren oder weitere Abschreibungen vornehmen müssen.
Wenn die Regierung sie zum Verkauf drängt, würde dies ihre Verhandlungsposition
nur schwächen. Trotz alledem war der März für Industrieländeraktien der stärkste
Monat seit April 2003, und Emerging-Market-Aktien haben sich seit Dezember
1993 nicht mehr so gut entwickelt.
Da die schwache Konjunktur noch immer auf den Unternehmensgewinnen lastet,
bleiben Aktien anfällig. Wir behalten daher unsere neutrale Positionierung bei.
In Europa sind wir übergewichtet, in den USA untergewichtet und in Japan
sowie in den Emerging Markets neutral positioniert. Neutral positioniert sind
wir auch in Anleihen. Dabei sind wir in Staatsanleihen und inflations-
indexierten Anleihen untergewichtet, in Unternehmensanleihen mit Investmentgrade
und Emerging-Market-Lokalwährungsanleihen hingegen übergewichtet. Im
Staatsanleihenbereich haben wir uns aus taktischen Gründen aber für eine
überdurchschnittliche Duration entschieden.
Die amerikanischen Konjunkturdaten waren uneinheitlich. Der Konsum ist im
Februar zurückgegangen, war allerdings im Januar gestiegen. Die Hauspreise
sind im Januar stärker gefallen als erwartet – ein Zeichen dafür, dass der
Markt seinen Tiefpunkt noch nicht überschritten hat. Der ISM-Index für das
verarbeitende Gewerbe verbesserte sich im März etwas, und stieg damit zum
dritten Mal in Folge. Die Unternehmensgewinne sind im 4. Quartal 2008 so stark
zurückgegangen wie seit den fünfziger Jahren nicht mehr. Bis zu einem erneuten
Anziehen der Investitionen dürfte es deshalb noch ein langer Weg sein.
Die schwache Konjunktur im Euroraum gibt der EZB ausreichend Spielraum für
eine Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes um 50 Basispunkte auf 1% am 2. April.
Weiter dürften die Zinsen aber nicht sinken. Die interessante Frage ist, ob
auch der Einlagenzins gesenkt wird. Zurzeit können Banken bei der EZB für
1,5% Kapital aufnehmen, erhalten aber nur einen Einlagenzins von 0,5% – ein
sicheres Zeichen dafür, dass die Geldmärkte noch nicht wieder normal
funktionieren.
Die EZB mag zwar zögern, diesen Zins offiziell auf Null zu senken, faktisch
liegt er aber bereits jetzt kaum darüber. Möglicherweise wird die Europäische
Zentralbank deshalb früher oder später zu einem Quantitative Easing übergehen
müssen.
Der Rückgang der nominalen Unternehmensgewinne in Japan zeigt, dass das Land
sich noch immer in einer unangenehmen Deflation befindet. Mit dem Tankan fiel
der wichtigste japanische Frühindikator auf den tiefsten Stand seit seiner
Einführung im Jahr 1974. Japanische Aktien haben sich dennoch in Einklang mit
den übrigen Aktienmärkten entwickelt, was für Interventionen durch den Staat
oder die Zentralbank spricht.
Joost van Leenders
Investment Specialist - Asset Allocation
joost.vanleenders@fortisinvestments.com
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Quelle: Investmentfonds.de
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