Investmentfonds.de
18.01.2010:
Fortis: Aktienmärkte mit Hindernissen konfrontiert
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Köln, den 18.01.2010 (Investmentfonds.de) -
China entscheidet sich als erste der großen Volkswirtschaften
für eine straffere Geldpolitik.
Eine ungünstigere Konjunktur und Unsicherheit über den Kurs der
Geldpolitik sind Hindernisse, mit denen die Aktienmärkte
derzeit zu kämpfen haben. Im Hinblick auf die Unternehmensgewinne
– gerade erscheinen die Berichte zum vierten Quartal – müssten
rigorose Kostensenkungsprogramme und bessere Erträge jetzt Früchte
tragen. Angesichts der Ertragsschwäche im letzten Quartal 2008
ist anzunehmen, dass sich die jährlichen Wachstumsraten deutlich
verbessert haben.
Im Dezember wurden in den USA 85.000 Stellen abgebaut. Damit
entwickelte sich der Arbeitsmarkt enttäuschend. Zeitarbeit und
Überstunden, die Kennzahlen, die häufig die Entwicklung des
gesamten Arbeitsmarktes vorwegnehmen, stiegen jedoch weiter.
Eine Ursache für den Stellenrückgang war das kalte Wetter.
Wenn man den durchschnittlichen monatlichen Stellenabbau während
des Quartals anschaut, ist eine deutliche Verbesserung festzu-
stellen. Es bestand Anlass zu Besorgnis. Mit einer Arbeitslosen-
quote von unverändert 10 % ist das Überangebot an Arbeitskräften
weiterhin hoch. Deshalb werden die Gehälter weiterhin niedrig
bleiben. Aufgrund der oben genannten Faktoren konsumieren die
Verbraucher zurückhaltend. Die Einkäufe anlässlich der Festtage
waren zwar zufriedenstellend, doch gleichzeitig zahlten die
Amerikaner mit 17,5 Mrd. USD so viel Kredit zurück wie noch nie
zuvor.
Der amerikanische Einkäuferindex für den Dienstleistungssektor
schaffte es wieder über die 50 Punkte-Grenze in den Wachstumsbe-
reich, allerdings nur ganz knapp. Enttäuschend waren hier die
rückläufige Auftragseingangs- und die weiterhin schwache Arbeits-
marktkomponente. Der Außenhandel leistete im vierten Quartal
vermutlich keinen Betrag zum Wirtschaftswachstum. Das Außen-
handelsdefizit nahm zu und Exporte gingen inflationsbereinigt
zurück, obwohl sie sich in den zwei Vormonaten gut entwickelt
hatten. Die Schwäche des Dollar müsste den Ausfuhren zwar
zugutekommen, doch gleichzeitig werden vermutlich auch die
Einfuhren steigen, da die Vorräte wieder aufgefüllt werden
müssen.
Der Geschäftsklimaindex, ein zuverlässiger Frühindikator für
die Eurozone, stieg weiter. Er weist auf ein stagnierendes
jährliches BIP-Wachstum hin, was wesentlich besser ist, als
der Rückgang im dritten Quartal ( -4,0%). Die Arbeitslosigkeit
stieg auf 10% und damit auf den höchsten Wert seit Juli 1998.
Bis jetzt spiegelt der Stellenabbau in der Eurozone jedoch bei
weitem nicht den Rückgang des BIP wieder. Daher ist es möglich,
dass die Arbeitslosigkeit weiter steigt, obwohl sich die
Wirtschaft erholt. Für die Eurozone rechnen wir mit einer
verhaltenen wirtschaftlichen Erholung, die in erster Linie
durch Exporte und demnächst hoffentlich auch durch Investitionen
gestützt wird, an der die Verbraucher jedoch so gut wie keinen
Anteil haben.
Japan steuert unserer Ansicht nach nicht auf eine deutliche
wirtschaftliche Erholung zu, auch wenn der Economy Watchers’
Survey, ein Frühindikator, nach zweimaligem Rückgang jetzt wieder
anstieg. Die Schwäche des EW-Survey und anderer Frühindikatoren
lässt unserer Ansicht nach darauf schließen, dass sich japanische
Aktien deutlich schlechter entwickeln werden als europäische oder
japanische. Das schwache Binnenwachstum in Japan wiegt unseres
Erachtens nach schwerer als positive Indikatoren, wie beispielsweise
der Anstieg des Auftragseingangs bei Werkzeugmaschinen, der sich
nach einem Tief im Januar deutlich erholt hat, aber immer noch 57,7 %
unter seinem einstigen Rekordniveau liegt. Die japanische Wirtschaft
ist also noch nicht wirklich wieder genesen.
Chinas Ausfuhren stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 17,7%, während
die Einfuhren um 55,9% emporschnellten, wobei jedoch Basiseffekte
eine große Rolle spielten. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sich
das Hauptaugenmerk jetzt wieder auf die Anbindung der chinesischen
Währung an den Dollar richten. Ab dem Sommer 2005 ließ die chinesische
Regierung eine Aufwertung des Renminbi zu, die jedoch im Sommer 2008
zum Stillstand kam, da China den Kurs seiner Währung einsetzte, um
der Rezession entgegen zu wirken. Um eine Überhitzung der chinesischen
Wirtschaft zu vermeiden, könnte die Regierung jetzt einen weiteren
Anstieg des Renminbi zulassen. Die Geldpolitik wird sich in der
kommenden Zeit wahrscheinlich in verschiedene Richtungen entwickeln.
Israel, Australien und Norwegen haben die Zinsschraube bereits
angezogen. Indien, Indonesien und Südkorea erwägen ebenfalls eine
straffere Geldpolitik. China hob den Zinssatz für 3-Monats-Schatzwechsel
früher als erwartet um 4,4 Basispunkte an und erhöhte den Mindestre-
servesatz für Banken um 50 Bp. Mit dieser Maßnahme soll versucht
werden, die Kreditvergabe zu drosseln, eine Überhitzung der Wirtschaft
zu vermeiden und einer Immobilienblase entgegen zu wirken.
Nach Ansicht der Fed sind unzureichende Vorschriften und nicht die
niedrigen Zinssätze für die Immobilienblase in den USA verantwortlich.
Obwohl immer mehr Zentralbanken erwägen, Vermögenspreise bei ihren
geldpolitischen Entscheidungen stärker zu berücksichtigen, scheint
eine Anhebung der Leitzinsen zur Bekämpfung von Spekulationsblasen
in den großen Industrieländern derzeit ausgeschlossen. Die Fed scheint
zu befürchten, dass Renditen und Hypothekenzinssätze wieder ansteigen,
wenn ihr Aufkaufprogramm für Hypothekenpapiere abgeschlossen ist. Wir
teilen diese Befürchtungen.
Joost van Leenders
Investment Specialist – Investmentstrategie
joost.vanleenders@fortisinvestments.com
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Quelle: Investmentfonds.de
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