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24.06.2015 |
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Investmentfonds.de
24.06.2015: --- Ende Anzeige ---
Auslöser dieses Phänomens war unseres Erachtens der Versuch einer
Vielzahl von Anlegern, von den Themen Deflation in der Eurozone
und „quantitative Lockerung“ zu profitieren, gefolgt von einer
Absetzbewegung, als sie erkannten, wie überlaufen und überbewertet
diese Trades bereits waren. Wenn Märkte über das Ziel hinausschießen,
bedarf es nicht immer eines fundamentalen Auslösers, um eine Gegen-
bewegung hervorzurufen. Aber mit Sicherheit hat der Anstieg der
Inflation in der Eurozone im Mai, als die Kerninflation auf den
höchsten Stand seit einem Jahr kletterte, den Rückgang der Renditen
beschleunigt.
Die Moral von der Geschichte
Wir fragen uns, ob die heutigen Anleger in deutschen Bundesanleihen
wohl etwas daraus lernen können, was sich Anfang der 2000er Jahre am
Markt für japanische Staatsanleihen (JGB) abspielte. Nachdem die JGB-
Renditen seit über einem Jahrzehnt gesunken waren, hatten 10-jährige
Papiere im Juni 2003 mit 0,4 % die Talsohle erreicht. Obwohl Japans
Wirtschaftsleistung ab diesem Zeitpunkt acht Jahre lang schrumpfte,
erzielten Anleger, die 2003 japanische Staatsanleihen gekauft hatten,
in dem Zeitraum nur eine Rendite von 1 % p. a. – in den ersten vier
Jahre erlitten sie sogar Verluste. Und die Moral von der Geschichte:
Ist wirtschaftliche Stagnation an den Märkten erst eingepreist,
können die Erträge von Anleihen selbst bei anhaltend enttäuschendem
Konjunkturverlauf niedrig und volatil sein.
Die Wirtschaft der Eurozone befindet sich heute zudem im Prozess
der Erholung und nicht der Stagnation. Die Konsensschätzungen für
das Wachstum im laufenden Jahr werden seit sechs Monaten immer
wieder angehoben und bei den Inflationsvorhersagen ist dies seit
Februar der Fall. Wir erwarten angesichts des schwachen Euro, der
gesunkenen Ölpreise, der expansiveren Geldpolitik der EZB und der
nachlassenden Sparanstrengungen der Regierungen eine Fortdauer
dieser Entwicklung. Die EZB-Politik der quantitativen Lockerung
wird zwar noch bis weit ins Jahr 2016 hinein zum Rückgang der
Anleiherenditen in der Eurozone beitragen, doch allmählich nimmt
die wirtschaftliche Erholung Gestalt an und wird zu einer Kraft,
die in die entgegengesetzte Richtung wirkt.
Schwärzestes Quartal
Bei Bundesanleihen waren die Schwankungen in diesem Jahr zwar am
stärksten, doch an allen anderen wichtigen Staatsanleihemärkten
war das Muster sehr ähnlich. Das 2. Quartal ist auf bestem Wege,
zum schlechtesten Quartal für Staatsanleihen seit fast 30 Jahren
zu werden. Wie in der Eurozone begann die jüngste Verkaufswelle,
als die Euphorie des 1. Quartals nachließ. In letzter Zeit
spielten allerdings auch günstigere Konjunkturdaten, speziell
aus den USA, eine Rolle.
Draghis Mahnung
Nachdem die US-Konjunkturdaten zu Jahresbeginn enttäuschten,
vermitteln sie seit einigen Wochen ein deutlich freundlicheres Bild.
Wichtige Datenreihen – Einzelhandelsumsätze, Beschäftigtenzahl, offene
Stellen, Verbrauchervertrauen, Verkaufszahlen bei Einfamilienhäusern
– haben für positive Überraschungen gesorgt. Das deutet darauf hin,
dass die Wirtschaft wieder an Schwung gewinnt und die Konjunkturschwäche
des 1. Quartals überwunden ist. Unserer Ansicht nach wird dieser Trend
in den kommenden Monaten anhalten und die US-Notenbank veranlassen, die
Zinsen noch vor dem Jahresende zu erhöhen. Ein weiteres Anziehen der
Anleiherenditen in den USA dürfte die Folge sein.
Wir sehen in den jüngsten Einbußen bei Staatsanleihen größtenteils
eine Korrektur des übermäßig starken Anstiegs im 1. Quartal. Sollte
unser Basisszenario eintreten, das von einer Fortdauer der weltwirt-
schaftlichen Erholung ausgeht, werden die Renditen in diesem Zyklus
wohl nicht mehr auf die Tiefstände des 1. Quartals zurückfallen.
Für das 2. Halbjahr erwarten wir einen weiteren Anstieg. Höhere
Renditen müssen für risikoträchtige Anlagen nicht unbedingt negative
Folgen haben, wenn sich in ihnen ein günstigeres Konjunkturumfeld
widerspiegelt. Die Anleger sollten sich allerdings Mario Draghis
jüngste Mahnung zu Herzen nehmen: „Machen Sie sich auf Phasen
höherer Volatilität gefasst.“
Quelle: Investmentfonds.de |
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