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12.03.2018 |
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Investmentfonds.de
12.03.2018: --- Ende Anzeige ---
"In allen vorangegangenen Zeitabschnitten war die Arbeitslosigkeit hoch
– bei steigender Tendenz: 9,6 Prozent in 1983, 7,5 Prozent in 1992 und
9,6 Prozent in 2009. Dagegen könnte die Arbeitslosenquote in nächster
Zeit auf unter 4 Prozent sinken. Wer die unter Reagan ergriffenen fis-
kalpolitischen Stimulierungsmaßnahmen mit dem vergleicht, was Trump zurzeit
macht, lässt diesen Punkt offensichtlich außer Acht", analysiert Daalder.
"Während Reagan in einem schwachen konjunkturellen Umfeld eine klassische
keynesianische Expansionspolitik verfolgte, tut Trump dies in einer Phase
wirtschaftlichen Aufschwungs."
"Ökonomen werden sagen, dass es nicht besonders sinnvoll ist, eine
Wirtschaft zu stimulieren, die bereits auf Hochtouren läuft. Ziel der
Steuersenkungen ist es, die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen
anzukurbeln, die aber irgendwo produziert werden müssen. Wenn sich eine
Volkswirtschaft schon fast am Maximum bewegt, ist klar, dass dies eine
ernsthafte Herausforderung sein kann", ist der Robeco-Experte überzeugt.
Wie weit sind die relevanten Kapazitäten ausgelastet?
Daalder sieht in der Kapazitätsauslastung der US-Industrie von derzeit
76 Prozent einen Hinweis darauf, dass noch ausreichend Kapazitätsreserven
vorhanden sind. Diese Kennzahl ist aber möglicherweise wenig verlässlich,
weil der Dienstleistungssektor wesentlich dominanter geworden ist.
"Ob man die Dienstleistungserbringung im Inland steigern kann, hängt ent-
scheidend davon ab, ob es entsprechend qualifizierte Arbeitskräfte gibt",
argumentiert Daalder. "Die Arbeitslosenquote ist bereits ziemlich niedrig,
was die Frage aufwirft, ob genügend Flexibilität vorhanden ist, um die höhere
Nachfrage nach Dienstleistungen zu befriedigen. Um es auf einen einfachen
Nenner zu bringen: Eine bereits auf Hochtouren laufende Wirtschaft zu
stimulieren, birgt das Risiko, dass eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt
wird."
"Es gibt aber auch eine weniger schmerzhafte Option: Waren und Dienst-
leistungen können außerhalb der USA produziert und importiert werden,
was das Risiko einer Überhitzung der Binnenwirtschaft reduziert. Diese
Situation wird von Ökonomen häufig als ‚doppeltes Defizit’ bezeichnet:
Hohe (und steigende) Haushaltsdefizite gehen oft Hand in Hand mit hohen
(und steigenden) Handelsdefiziten."
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"Anders formuliert: Die Wirtschaft zu stimulieren, kann zum Teil tatsächlich
zu einer höheren Inlandsproduktion führen, zum Teil aber auch bei Handels-
partnern ‚versickern’. Die ‚versickerte’ Menge ist natürlich größer, wenn
die Binnenwirtschaft bereits auf vollen Touren läuft. Nahezu alle Experten
sind sich einig, dass das höhere Staatsdefizit in der jetzigen Situation
sehr wahrscheinlich das Leistungsbilanzdefizit in die Höhe treiben wird.
Die Frage ist nur, wie weit", so Daalder. Ob Trump dies wohl im Sinne hatte,
als er davon sprach, "Amerika wieder großartig machen" zu wollen?
Einfuhrzölle könnten Gift für die Wirtschaft sein
Daalder ist zudem überzeugt, dass Trump mit seinen nun beschlossenen
Plänen, Aluminium- und Stahlimporte mit Zöllen zu belegen, noch mehr Öl
ins Feuer gießt: "Ökonomen werden sagen, dass es unter jeglichen Umständen
eine schlechte Idee ist, einen Handelskrieg zu beginnen. Dies aber ausge-
rechnet dann zu tun, während man eine Wirtschaft stimuliert, die bereits
kurz vor der Vollauslastung steht, ist ein makroökonomischer Giftcocktail."
"Wer den Außenhandelssektor als mögliches Ventil ausschaltet, das einen
Teil des in der Binnenwirtschaft entstehenden Drucks abgeben kann, macht
eine Überhitzung nur wahrscheinlicher. Weiter steigende Löhne und Gehälter
sowie eine stärkere Inflation – teilweise infolge der höheren Einfuhrzölle
– werden die US-Notenbank Fed sicherlich dazu bringen, ihre Leitzinsen
schneller zu erhöhen, was die Wirkungen der Steuersenkungen konterkariert",
analysiert Daalder. Hinzu kommt: "Höhere Zinssätze und Anleiherenditen
könnten zu einer kräftigen Aufwertung des US-Dollars führen, was den USA
im internationalen Handel nur schaden würde."
Es ist nur eine Theorie
Steuert die US-Wirtschaft also auf eine Katastrophe zu? Nicht zwangsläufig,
meint Daalder. "Die Wirtschaftstheorie ist – wie der Name schon sagt – eben
nur eine Theorie. Eines der größeren Rätsel, die wir gegenwärtig an den
Finanzmärkten beobachten, ist zum Beispiel die anhaltende Schwäche des
US-Dollar, die dem stetig größer werdenden Zinsabstand zwischen den USA
und anderen Ländern eigentlich widerspricht. Das zeigt, dass höhere Zinssätze
nicht unbedingt einen stärkeren US-Dollar zur Folge haben."
"Die wahrscheinlich größte Unsicherheit ist mit der Frage verbunden, ob
die US-Wirtschaft bereits Vollauslastung erreicht hat oder kurz davorsteht.
Sollte dies zutreffen, ist die derzeitige Mischung aus Finanz- und Geldpolitik
zweifellos ein Fehler von historischen Ausmaßen. In diesem Fall wäre es
besser gewesen, das Dach zu reparieren", so Daalder.
Quelle: Investmentfonds.de |
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