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30.04.2018 |
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Investmentfonds.de
30.04.2018: --- Ende Anzeige ---
Parallel wurden in den letzten Tagen einige enttäuschende Daten zur Entwicklung
der deutschen Konjunktur veröffentlicht. Sowohl der Anstieg der Auftragseingänge
für die deutsche Industrie, das Plus bei der Entwicklung der deutschen Exporte
und die Zunahme der Industrieproduktion fielen schwächer aus als erwartet. Am
meisten Beachtung aber fand der ifo-Geschäftsklimaindex, der auf einer monatlichen
Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der zukünftigen Erwartungen von ca.
9.000 deutschen Unternehmen basiert. Der fünfte Rückgang in Folge wird von vielen
Experten als Zeichen einer bevorstehenden konjunkturellen Abkühlung angesehen.
Im historischen Vergleich befindet sich der Index allerdings nach wie vor auf
einem hohen Niveau, nachdem er bis November 2017 sogar noch auf einem Rekordwert
notierte. Ausgehend von einer historisch beispiellos positiven aktuellen Lage-
beurteilung sind abnehmende Erwartungen für die zukünftige Entwicklung kaum
verwunderlich. Zudem sank zuletzt auch das ifo-Beschäftigungsbarometer und
deutete an, dass die befragten Unternehmen weniger Einstellungen planen. In-
teressant ist besonders die Begründung: es wird zunehmend schwieriger, geeignete
Arbeitskräfte für die hohe Anzahl an offenen Stellen zu finden. Die zunehmend
angespannte Lage am deutschen Arbeitsmarkt wird durch eine Analyse der Bundesbank
im April-Monatsbericht untermauert. Demzufolge befindet sich das Verhältnis von
offenen Stellen zu Arbeitslosen mit 600 zu 1.000 derzeit auf dem höchsten Stand
der vergangenen 20 Jahre.
Es spricht somit derzeit vieles dafür, dass die deutsche Konjunktur eine leichte
Abkühlung von einem zuvor nahezu überhitzten Status erlebt. Die gestiegene Nach-
frage nach deutschen Exportprodukten aufgrund der brummenden Weltkonjunktur hat
nicht nur den Arbeitsmarkt teilweise leergefegt, sondern auch die Kapazitätsaus-
lastung der deutschen Industrieunternehmen auf vergleichsweise hohe Niveaus von
über 87% getrieben. Diese Werte wurden zuletzt 2007 erreicht.
Mit Sicherheit wird auch das protektionistische Säbelrasseln der vergangenen
Monate dazu beigetragen haben, dass der ein oder andere Unternehmer eine geplante
Investition verschoben oder sogar einen bereits erteilten Auftrag storniert hat.
Die Befürchtung der Eskalation eines globalen Handelskriegs drückt auf die allge-
meine Stimmungslage von Entscheidern in den Unternehmen und hinterlässt so erste
Bremsspuren in der Konjunktur. Ausgehend von der noch immer ungewohnt rasanten
Geschwindigkeit der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland ist eine kurz-
fristige Temporeduktion jedoch noch lange keine Vollbremsung, sondern vielleicht
sogar hilfreich. Beispielsweise könnten in dieser Phase enge Kapazitäten erweitert
werden.
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Sollte es tatsächlich zu einer weiteren Eskalation des Handelskriegs kommen,
könnte dies die globale Boomphase jedoch definitiv beenden. Getroffen würden
davon jedoch alle am weltweiten Handel beteiligten Volkswirtschaften – auch die
USA und China. Wir gehen daher nach wir vor davon aus, dass der schwelende Kon-
flikt auf dem Verhandlungsweg gelöst werden kann. Erste in diese Richtung deutende
Zeichen gibt es bereits: z.B. das Zugeständnis Chinas, ausländischen Autobauern
den Zugang zum chinesischen Markt zu erleichtern. Die nächste Erkenntnis in diesem
Zusammenhang wird Ende April kommen, wenn US-Präsident Donald Trump entscheidet,
ob die Ausnahme europäischer Stahl- und Aluminiumproduzenten von den US-Strafzöllen
verlängert wird. Zudem reist US-Finanzminister Mnuchin in der kommenden Woche nach
China, um weitere Gespräche zu führen. Die Themen werden also nicht auf die lange
Bank geschoben.
Es ist zwar davon auszugehen, dass der handelspolitisch bedingte Nebel noch einige
Zeit die Perspektiven der Weltwirtschaft beeinträchtigt. Sobald sich die Fernsicht
aber wieder aufhellt, dürften auch die Erwartungen der Unternehmen wieder steigen.
Die Bundesbank verweist in ihrem angesprochen Artikel auf in Zukunft steigenden
Lohndruck – eine Entwicklung, die angesichts der fast erreichten Vollbeschäftigung
in Deutschland schon lange von Volkswirten erwartet wird. Sollte sich dieser ein-
stellen, würde dadurch der nach wie vor relativ robust wachsende private Konsum
weiter unterstützt werden. Die positiven Effekte daraus dürften angesichts der
dynamischen globalen Nachfrage die höheren Kosten auf Unternehmensseite überkompen-
sieren und die ökonomische Entwicklung untermauern. Möglicherweise entstünden daraus
sogar langsam steigende Inflationsraten, die schlussendlich die Europäische Zentral-
bank endgültig zu einer Beendigung ihres andauernden Niedrigzinskurses veranlassen
könnte.
Die Aussichten für die Aktienmärkte sind damit per se weiter positiv – wegen der
niedrigeren Bewertung und der tieferen Zinsen sogar eher in Europa als in den USA.
Quelle: Investmentfonds.de |
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