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FondsNews
03.07.2018 |
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Investmentfonds.de
03.07.2018: --- Ende Anzeige ---
"Die vergangenen Jahrzehnte kannten vor allem eine Richtung: Eine vertiefte
europäische und weltwirtschaftliche Integration, bei der nationale Grenzen
eine immer geringere Rolle spielten. Über globale Wertschöpfungsketten und
eine Intensivierung des Welthandels konnten Effizienzgewinne realisiert werden,
die die Armut in vielen Ländern massiv gesenkt haben. Internationale Organi-
sationen und multilaterale Kooperationen haben dieser Globalisierung den ent-
sprechenden Ordnungsrahmen beschert. Dieser ist aktuell von vielen Seiten in
Gefahr. Sowohl die Wahl für Brexit als auch für US-Präsident Trump wurde von
vielen als Geschichtsunfälle interpretiert, die es auszusitzen gilt und die
reversibel sind. Es zeigt sich immer mehr, dass sie es nicht sind, sondern
Schule machen und Nachahmer finden. In Italien, Mexiko, Polen, Ungarn. Dass
der Populismus und Nationalismus just zu der Zeit aufstrebte, in der die Welt-
wirtschaft sich wieder von der grossen Finanzkrise erholt hat und die Arbeits-
losenquoten stark gefallen sind, zeigt, dass sie nicht nur wirtschaftliche
Gründe haben. Aber sie werden wirtschaftliche Konsequenzen haben, an die sich
auch die Finanzmärkte gewöhnen müssen. Die Handelskonflikte mögen dafür ein
Beispiel sein.
Wie bei der in Deutschland diskutierten Frage, wie die Zuwanderung für die
Menschen und die Gesellschaft akzeptabel organisiert werden kann, geht es häufig
um ein Abwägen zwischen internationalen und kooperativen Lösungen oder nationalen
Alleingängen. Kurzfristig scheint das Beharren auf nationalen Antworten, den
eigenen Interessen am stärksten gerecht zu werden. Die neue Handelspolitik von
US-Präsident Trump findet daher innenpolitisch Zustimmung. Sie signalisiert
rasche an den Bedürfnissen orientierte Lösungen. Vor den Kongresswahlen im
November halten wir es daher für unwahrscheinlich, dass es zu einer Deeskalation
der aktuellen Handelskonflikte kommt. Multilaterale Lösungen sind schwieriger.
Sie müssen die Interessen vieler Parteien in Einklang bringen und machen so
Kompromisse notwendig. Ihr Wert ist daher kurzfristig auch nicht immer für alle
greifbar. Manchmal liegt er auch einfach in einem stärkeren Vertrauen zwischen
Handelspartnern, zwischen Alliierten und zwischen Kreditnehmern und -gebern.
Vor allem ausländische Investoren bauen auf Vertrauen in das Rechtssystem eines
anderen Landes. Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit erodieren genau dieses
Vertrauen. Manchen ist das nicht unrecht. Es ist nicht zufällig und auch nicht
widersprüchlich, dass sich populistische Politiker vieler Länder gegenseitig
unterstützen, obwohl sie jeweils die Interessen ihrer eigenen Länder viel stärker
als andere gegen ausländische Kräfte verteidigen. Was sie eint, ist der Wunsch
nach der Renationalisierung der Politik, selbst wenn dies wie im Falle von Brexit
nicht die versprochenen wirtschaftlichen Vorteile bringen wird.
Politiker der traditionellen Lager müssen in manchen Ländern einen Vorwurf ak-
zeptieren: So wie ausländische Investoren, Vertrauen in die Rechtssicherheit
eines anderen Landes brauchen, so benötigen die eigenen Bürgerinnen und Bürger
es auch. In Zeiten, in denen Regulierungen und Gesetze verstärkt auf internatio-
naler Ebene verhandelt und entschieden werden, sind verstärkt vertrauensbildende
Massnahmen in eben diese Institutionen notwendig, in denen politische Ent-
scheidungen vorbereitet werden. Das Gegenteil ist häufig der Fall gewesen. Statt
zu erklären, wie nationale Anliegen multilateral gelöst werden und welche Restrik-
tionen, aber auch Vorteile damit einhergehen, haben sich viele Politiker darauf
beschränkt, internationalen Institutionen die Schuld für vermeintliche Missstände
und Veränderungen zu geben. So erodieren in Deutschland viele das Vertrauen in
die EZB, in dem sie suggerieren, dass diese für die niedrigen Kapitalerträge
deutscher Sparer verantwortlich sei. In anderen Ländern wird sie für die Schwäche
der eigenen Exportindustrie kritisiert. In beiden Beispielen wäre es sinnvoller
gewesen, frühzeitig zu erklären, wie die wirtschaftlichen Anpassungsmechanismen
innerhalb in einer Währungsunion im Vergleich zu einem nationalen Währungsraum
funktionieren und was die Aufgabe der Geldpolitik in diesem System ist.
Es mag eine Ausnahme im gegenwärtigen politischen Umfeld geben: Der französische
Präsident Macron hat in seinem Wahlkampf die Notwendigkeit wirtschaftspolitischer
Veränderungen transparent dargestellt und sich so mit einem Reformauftrag aus-
statten lassen. Mit welchem Wahlauftrag die deutsche Regierung ausgestattet ist,
mag dagegen wohl kaum eine Wählerin oder Wähler sagen. Die aktuelle politische
Kontroverse in Berlin gibt aber einen Vorgeschmack darauf, worum es in zukünftigen
Wahlkämpfen in Europa verstärkt gehen wird – um nationale versus europäische
Lösungen für die Probleme unserer Zeit."
Quelle: Investmentfonds.de |
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