Investmentfonds.de
05.09.2018:
Fidelity Marktkommentar: Japans Banken brauchen neue Geschäftsmodelle
Köln, den 05.09.2018 (Investmentfonds.de) -
Katsumi Ishibashi,Fidelity International Research-Experte
für Asien, kommentiert den japanischen Bankensektor:
Bank of Japan wird noch mindestens zwei Jahre an ultralockeren
Geldpolitik festhalten
Trotz Niedrigzinsen sind Japans Banken derzeit profitabel
Druck auf Bankensektor steigt, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln
Ende Juli passte die Bank of Japan (BoJ) ihren geldpolitischen
Rahmen an. Die Änderungen waren jedoch eher kosmetischer Natur.
Das sorgte bei Anlegern und Finanzinstituten für Enttäuschung,
hatten sie doch gehofft, die Zentralbank werde der US-Notenbank
und der Europäischen Zentralbank auf deren Weg der geldpolitischen
Normalisierung folgen.
Für die BoJ sehen wir kaum Chancen, dass sie sich schon bald dem
Kurs anderer wichtiger Notenbanken anschließt. Denn immer noch ist
die Teuerungsrate im Land der aufgehenden Sonne weit vom
Zwei-Prozent-Ziel der Zentralbank entfernt. Entsprechend gehen
wir davon aus, dass sich die extrem lockere Geldpolitik noch die
nächsten zwei Jahre und vermutlich darüber hinaus fortsetzen wird.
Viele Banken sind trotz Niedrigzinsen profitabel
Interessant ist, dass selbst bei den hartnäckig niedrigen Zinsen
nur wenige Banken Verluste verbuchen. Die meisten regionalen
Geldhäuser sind nach wie vor profitabel, was sie nicht zuletzt
den Gewinnen aus ihren Wertpapierbeständen verdanken. Damit hält
sich der Druck auf ihr Kapital nach wie vor in Grenzen. Immer
noch übersteigt die Kapitalposition japanischer Banken die
Baseler Eigenkapitalanforderungen, sodass sie über einen gewissen
Puffer verfügen. Sollten ihre Rücklagen jedoch sinken, könnte das
ihre Fähigkeit zur Kreditvergabe beeinträchtigen. Schwindende
Rücklagen könnten daher die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems
gefährden.
Japans Großbanken behaupten sich dagegen trotz des gleichen
Drucks aus dem Inland besser als ihre kleineren regionalen
Pendants. Zudem haben sie ihr Auslandsgeschäft in den letzten
fünf Jahren ausgebaut. Aber die Zeit der Expansion dieses
Geschäfts ist nun, da die Fed die Zinsschraube wieder anzieht,
erst einmal vorbei: Im Ausland steigen die Finanzierungskosten,
und weltweit beginnt der Wirtschaftsmotor zu stottern.
Neue Geschäftsmodelle gesucht
Nippons Banken sollten den Druck der lockeren Geldpolitik
dennoch als Katalysator zum Umbau ihrer Geschäftsaktivitäten
nutzen. Neben Kostensenkungen gibt es aus unserer Sicht
weitere sinnvolle Maßnahmen:
- Ihr traditionelles Geschäftsbankmodell sollten sie auf
eine breitere Basis stellen und um Nichtbanken- bzw.
umfassendere Finanzdienstleistungen erweitern.
-Mithilfe von Fintech-Lösungen könnten sie sich neue
Einnahmequellen erschließen.
-Größere Banken müssen ihre Präsenz im Ausland nicht nur
in Industrie- sondern auch in Schwellenländern aufrechterhalten.
Und das trotz der höheren Risiken in Märkten, in denen es ihnen
an der wichtigsten Finanzierungsbasis, den Kundeneinlagen, mangelt.
Quelle: Investmentfonds.de
|