Investmentfonds.de
23.10.2018:
Kommentar von Franck Dixmier im Vorfeld der EZB-Sitzung
Köln, den 23.10.2018 (Investmentfonds.de) -
Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei AllianzGI
Aufgrund der schwachen Inflation in der Eurozone erwarten wir nicht, dass die
Europäische Zentralbank (EZB) ihren geldpolitischen Fahrplan während der
nächsten Sitzung ändern wird. Stattdessen wird die Bank voraussichtlich ihre
Optionen bezüglich einer ersten Zinserhöhung offen halten. Ihre sogenannte
"Forward Guidance" dürfte sie noch bis Sommer 2019 vage lassen.
Wir erwarten nicht, dass die Europäische Zentralbank mit ihrer Sitzung am
25. Oktober neue Signale hinsichtlich ihres geldpolitischen Kurses senden wird.
Das am 11. Oktober veröffentlichte Protokoll der vorhergehenden EZB-Sitzung
zeigt, dass die EZB-Mitglieder erstmals den inländischen Kostendruck infolge
der hohen Kapazitätsauslastung und den Trend zu höheren Löhnen in der Eurozone
diskutiert haben. Die notorisch niedrige Kerninflation - im September lediglich
0,9 Prozent gegenüber Vorjahr - dürfte die Bank jedoch von einer Änderung ihres
geldpolitischen Kurses abhalten.
Die Zentralbank wird aber voraussichtlich bekräftigen, ihr Anleihenkaufprogramm
bis Ende des Jahres zu beenden. Mit Blick auf den Zeitpunkt einer ersten
Zinserhöhung - der ersten seit 2011 - dürfte sie gleichwohl vage bleiben.
Angesichts der hohen Erwartungen der Märkte muss die Bank einen Mittelweg
zwischen Transparenz und Flexibilität finden. Es ist für sie von grundlegender
Bedeutung, genügend Spielraum zu behalten in einem schwierigen Umfeld, das
gekennzeichnet ist durch divergierende Konjunkturzyklen sowie durch globale
Wachstums- und Finanzstabilitäts-Risiken.
Bis dato haben sich die Auf- und Abwärtsrisiken für die Eurozone aus Sicht der
EZB die Balance gehalten: Das oberhalb der Potenzialrate liegende
Wirtschaftswachstum sei robust genug, um negative Entwicklungen in der Region
auszugleichen. Es wird nun jedoch interessant sein zu beobachten, ob bzw. in
wie weit sich diese Sichtweise während der Sitzung am 25. Oktober ändert - auch
angesichts der Risiken, die aus einer sich verstärkenden Krise in Italien
resultieren. Das Problematische am derzeitigen politischen Kurs in Italien ist,
dass dieser das Regelwerk und damit die Glaubwürdigkeit des Euro selbst in
Frage stellt.
In diesem Umfeld erwarten wir, dass die EZB mit Blick auf die Steuerung der
Markterwartungen ("Forward Guidance") in den nächsten Monaten pragmatisch
bleiben wird. Die Bank dürfte erst präziser werden, wenn wir uns dem Sommer
2019 nähern.
Quelle: Investmentfonds.de
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