Investmentfonds.de
23.11.2018:
Ausblick 2019: Wo DAX und Dow Jones in zwölf Monaten stehen
Köln, den 23.11.2018 (Investmentfonds.de) -
Nermin Aliti, Leiter des Fonds Advisory-Teams der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ
Das Börsenjahr 2018 war wahrlich kein einfaches für Anleger,
hat der DAX seit Jahresbeginn doch mehr als 10 Prozent an Wert eingebüßt.
Und bei gut fünf ausbleibenden Handelswochen bis Silvester müsste die
Jahresendrally schon historisch ausfallen, damit der Frankfurter Leitindex den
ersten Jahresverlust seit 2011 noch abwenden kann. Der US-amerikanische Dow
Jones Index hingegen dürfte mit einem soliden - nach den Kurskorrekturen der
vergangenen Wochen aber deutlich zusammengeschrumpften - Plus aus dem Jahr gehen.
Doch wie werden sich die Märkte im neuen Jahr schlagen? Ein Ausblick auf die
kommenden Monate.
Konjunktur verliert an Schwung
Was die wirtschaftliche Entwicklung angeht - das zeigen bereits die jüngsten
Wirtschaftsdaten aus dem Herbst - lässt der Schwung nach;
und das in allen wichtigen Wirtschaftsräumen. Dieser Trend kann sich im nächsten Jahr fortsetzen.
Damit könnte die Spätphase des Aufschwungs endgültig eingeläutet sein, der
Zenit des Konjunkturzyklus wäre überschritten. Dies gilt auch für die USA,
wenngleich die Wirtschaft mit einem BIP-Plus von rund 2,6 Prozent eine
höhere Dynamik aufweisen sollte als in Europa. Der Stimulus durch die Trump`schen
Steuersenkungen nimmt zwar ab, kann aber noch in die nächsten Quartale
hineinreichen. Zudem befeuert die niedrigste Arbeitslosenquote seit knapp 50
Jahren die starke US-Binnenkonjunktur.
In Europa wird für 2019 ein Wirtschaftswachstum von etwa 1,6 Prozent erwartet.
Auch die führende Wirtschaftsmacht Deutschland verliert an Zugkraft. Eine
Rezession sehen wir nach dem schrumpfenden BIP im dritten Quartal 2018 aber
nicht, vielmehr erwarten wir eher eine konjunkturelle Delle, die in nächsten
Monaten überwunden werden sollte.
Brexit, Italien, EU-Wahlen - es droht politisches Ungemach
Es sind in Europa vor allem politische Risiken, die erhebliches
Verwerfungspotenzial entwickeln können. Im März verlassen die Briten offiziell
die Europäische Union; der ausgehandelte Deal zwischen London und Brüssel muss
nun noch im britischen Parlament eine Mehrheit finden, was alles andere als
ausgemacht ist. Die Gefahr eines sogenannten harten Brexits, dem Ausscheiden
aus Zollunion und Binnenmarkt, bleibt bestehen. Noch gefährlicher könnte der
Haushaltsstreit zwischen Italien und seinen europäischen Partnern werden.
Der Konfrontationskurs der italienischen Regierung, die entgegen der von den
Vorgängern gemachten Vereinbarungen deutlich mehr Schulden aufnehmen will,
sorgt für einen Vertrauensverlust an den Märkten. Im schlimmsten Falle droht
die Zahlungsunfähigkeit - und das Auseinanderbrechen der Euro-Zone.
Ein Szenario, das zwar nicht ausgeschlossen werden sollte, aber nicht sehr
wahrscheinlich ist, dürfte doch keinem der Akteure an einem solchen
Krisenszenario gelegen sein. Nichtsdestotrotz wird dieses Thema in den nächsten
Monaten ein Unruheherd bleiben. Zusätzliche Unsicherheitsfaktoren sind die
Europa-Wahlen im Mai, bei denen anti-europäische Kräfte deutlich an Einfluss
gewinnen dürften, aber auch ein mögliches Auseinanderbrechen der großen Koalition
in Berlin.
Damoklesschwert Handelsstreit
International bleibt der Handelsstreit das wichtigste politische Thema. Die
von den USA initiierte Protektionismuswelle hat die Börsen weiter fest im Griff,
ist maßgeblich verantwortlich für die eingetrübten Konjunkturaussichten. Gerade
zwischen den USAmerikanern und China besteht die Gefahr eines an Fahrt
gewinnenden Handelskrieges.Von einer möglichen Einigung sind die beiden
Streithähne weit entfernt, die Auseinandersetzungen werden sich im nächsten
Jahr wohl fortsetzen.
Aktienmärkte haben Luft nach oben
Sollten die politischen Risiken aber nicht wider Erwarten eskalieren, bleibt
der generelle, wenn auch holpriger werdende Aufwärtstrend an den Aktienmärkten
bestehen. Die Notenbanken werden voraussichtlich die geldpolitische Straffung
weiter vorsichtig vorantreiben, Tempo und Umfang für die Finanzmärkte
verträglich halten. Amerikanische Wertpapiere dürften aufgrund des robusten
Wachstums weiterhin die Oberhand behalten. Gut möglich, dass der Dow Jones im
kommenden Jahr noch mal das Allzeithoch testet. Auch der DAX hat noch Luft nach
oben. Zwar dürften die Unternehmensgewinne auf dem alten Kontinent eine
geringere Dynamik aufweisen als in den USA, auf der anderen Seite
spricht die vergleichsweise geringe Bewertung für den heimischen Aktienmarkt;
mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 12 sind DAX-Werte so günstig
bewertet wie seit Jahren nicht mehr. Ende 2019 sollte der heimische Leitindex
daher die Marke von 12.000-Punkten hinter sich gelassen haben. Auf alle
Fälle aber müssen sich Anleger auf einen deutlich volatileren Handel einstellen,
der mehr Nervenstärke erfordert, als es die Börsianer aus den vergangenen Jahren
der Hausse gewöhnt waren.
Quelle: Investmentfonds.de
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