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13.12.2018:
Donner & Reuschel: Mumm kompakt - Politische Unsicherheiten belasten Märkte
Köln, den 13.12.2018 (Investmentfonds.de) -
Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel
Die Stimmung an den internationalen Kaptalmärkten bleibt überlagert von einer
Fülle an politischen Ereignissen. Derzeit richtet sich der Blick vor allem auf
die Parlamentsdebatte zum Brexit-Vertrag in London. Die vorgesehene Abstimmung
der britischen Volksvertreter wurde von Premierministerin Theresa May verschoben,
um einer drohenden Ablehnung des Vertrags zuvorzukommen. Dem daraufhin für
Donnerstag angesetzten EU-Sondergipfel gehen bilaterale Gespräche Mays in
verschiedenen Mitgliedstaaten voraus. Es ist zwar davon auszugehen, dass die
EU nicht nachverhandeln wird, trotzdem dürfte sie May den Rücken stärken, um
die Zustimmung des Parlaments zu erleichtern. Der auf dem G20-Gipfel vereinbarten
Waffenruhe im Handelskonflikt zwischen China und den USA folgte durch die
Verhaftung der Finanzchefin des Technologieunternehmens Huawei in Kanada und
ihre drohende Auslieferung an die USA ein neuer Tiefpunkt in den
chinesisch-amerikanischen Beziehungen.
Es ist daher kaum davon auszugehen, dass in der Zeit des Aufschubs weiterer
Handelsrestriktionen bis 1. März 2019 nennenswerte Fortschritte bei der
Neuordnung der Handelsbeziehungen erzielt werden können. Offensichtlich sind
beide Seiten noch nicht bereit, ernsthafte und zielführende Verhandlungen
aufzunehmen. Die US-Konjunktur wird 2019 auf jedem Fall abkühlen.
Das BIP-Wachstum dürfte nur noch zwischen 2 und 2,5 Prozent liegen. Bremsend
wirken neben dem Handelskrieg, der sich auch in den USA mit steigenden Preisen
und zunehmenden Exportbeschränkungen bemerkbar macht, vor allem die deutlich
gestiegenen Zinsen. Jüngst verunsicherte die US-Notenbank Fed, nachdem
verschiedene Mitglieder des Offenmarktausschusses andeuteten, in 2019 doch
weniger als die erwarteten drei Leitzinsanhebungen umzusetzen - ein klares
Anzeichen für eine schwächer erwartete Wachstumsdynamik.
Da sich die Kernprobleme Handelskrieg, Italien-Haushaltsstreit und Brexit kaum
kurzfristig auflösen werden, wird auch an den Börsen die negative Stimmung
weiter den Ton angeben. Der DAX könnte in diesem Zuge bis an die 10.000
Punktemarke fallen - möglicherweise gefolgt von einer leichten Erholung bis zum
Ende dieses Jahres.
Quelle: Investmentfonds.de
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