Investmentfonds.de
06.03.2019:
LFDE Macroscope: Ein prall gefüllter Kalender
Köln, den 06.03.2019 (Investmentfonds.de) -
Olivier de Berranger, Chief Investment Officer und Enguerrand Artaz,
Fondsmanager La Financière de L`Echiquier
Die letzte Februar-Woche war prall gefüllt mit Veröffentlichungen wichtiger
Wirtschaftsdaten und offizieller Erklärungen. Die Bilanz für Europa fällt eher
günstig aus, weil sich die Konjunkturdaten nun scheinbar endlich nicht mehr
weiter verschlechtern. So lag der endgültige Einkaufsmanagerindex für das
verarbeitende Gewerbe der Eurozone leicht über den Erwartungen, da positive
Überraschungen bei den Daten aus Frankreich und Italien die enttäuschenden Zahlen
aus Spanien wettmachen konnten. Veröffentlicht wurden auch mehrere Erhebungen
zum Verbrauchervertrauen, deren Ergebnisse den Erwartungen ebenso entsprachen wie
die Zahlen für das BIP-Wachstum Frankreichs und Spaniens im 4. Quartal. Zudem
stützt die schwache Inflation in Frankreich und der Eurozone die jüngsten
akkommodierenden Äußerungen der Europäischen Zentralbank, die demnach keinen
Grund für eine Korrektur ihrer Haltung hat.
Das zentrale Ereignis war jedoch die Kehrtwende von Theresa May. Während die
britische Premierministerin bis dato darauf beharrt hatte, dass das Vereinigte
Königreich die Europäische Union(EU) am vorgesehenen Datum, also am 29. März,
verlässt, gab sie schließlich dem Druck von vielen Seiten - darunter aus ihrem
eigenen Lager - nach und kündigte an, den Abgeordneten die Entscheidung über
eine Verschiebung des Brexit-Termins zu überlassen, um einen ungeregelten
Austritt zu vermeiden. Eine Lösung, für die sich die EU offen zeigte, wie
Ratspräsident Donald Tusk bekräftigte, der dies für "eine vernünftige Lösung"
hält. Falls die Parlamentarier die geänderte Fassung des Ende November mit
Brüssel geschlossenen Austrittsabkommens ablehnen, wird Theresa May sie am
13. März fragen, ob sie einen ungeregelten Austritt wünschen, und ihnen im Falle
der Ablehnung tags darauf einen Antrag für eine "kurze und begrenzte Verlängerung
der Frist von Artikel 50" vorlegen.
Gelingt dem Vereinigten Königreich und der EU keine Einigung, so könnte mit
dieser Verschiebung zumindest kurzfristig ein "No Deal"-Szenario umgangen werden.
Aus den USA und den Schwellenländern kamen dagegen weniger erfreuliche Nachrichten.
In den USA waren die Konjunkturdaten trotz einer zweiten über den Erwartungen
liegenden Schätzung des BIPWachstums für das 4. Quartal 2018 durchwachsen, wobei
insbesondere der ISM-Index und der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende
Gewerbe enttäuschten. Die Stimmung wurde jedoch vor allem durch die Äußerungen
von Robert Lighthizer eingetrübt. Denn der Handelsbeauftragte und Chefunterhändler
für die Gespräche mit China teilte mit, dass die Meinungsverschiedenheiten
zwischen beiden Ländern zu schwerwiegend seien, um durch das bloße Versprechen,
mehr USProdukte zu kaufen, beigelegt zu werden. Er bekräftigte zudem, dass jede
Einigung ein Mittel zur Überprüfung dessen beinhalten müsse, ob China seinen
Zusagen nachkommt. Dies dämpfte die Hoffnungen derjenigen, die auf rasche
Gesprächsergebnisse gesetzt hatten.
In den Schwellenländern enttäuschte der amtliche chinesische Einkaufsmanagerindex
für das verarbeitende Gewerbe. Er fiel auf 49,2 gegenüber erwarteten 49,5 und
somit auf den niedrigsten Stand seit Februar 2016. Diese Nachricht wurde von den
Anlegern negativ aufgenommen, obwohl sich der Index für die Dienstleistungen auf
einem zufriedenstellenden Niveau hält (54,3) und der Index für das verarbeitende
Gewerbe, der von der Agentur Caixin ermittelt wird, deutlich über den Erwartungen
lag.
Diese Zweiteilung zeigte sich auch im Renditeniveau. So erzielten europäische
Aktien in den verbleibenden Februar-Tagen eine Outperformance. Ist dies nur als
Randnotiz zu werten oder als Hinweis auf künftige Trends?
Quelle: Investmentfonds.de
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