Investmentfonds.de
06.03.2019:
Kommentar von Franck Dixmier zur EZB-Sitzung am 7. März 2019
Köln, den 06.03.2019 (Investmentfonds.de) -
Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei AllianzGI
EZB-Politik bleibt angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten akkommodierend
Der Konjunkturausblick für den Euroraum hat sich verschlechtert.
Für die Finanzmärkte ist daher die neue Lageeinschätzung der Europäischen
Zentralbank (EZB) interessant. Wir gehen davon aus, dass die EZB Zinserhöhungen
weiter hinauszögern und gleichzeitig ein neues Liquiditätsprogramm für Banken
ankündigen wird.
Vor dem Hintergrund sich verschlechternder Konjunkturaussichten und sinkender
Inflationserwartungen für die Eurozone erwarten die Finanzmärkte mit Spannung
die EZB-Sitzung am 7. März. Während der vorhergehenden Sitzung im Januar hatten
die Notenbanker zwar eine konjunkturelle Verlangsamung zur Kenntnis genommen,
deren Dauer und mittelfristige Bedeutung jedoch in Frage gestellt. Das Protokoll
zur Sitzung zeigte darüber hinaus, dass es den EZB-Mitgliedern schwer fiel, zu
einer einigermaßen sicheren Einschätzung zu gelangen. Zur März-Sitzung dürften
nun jedoch die offiziellen Wachstums- und Inflationsprognosen angepasst werden.
Dabei wird die Zentralbank genauer analysieren, welche Auswirkungen die
Wachstumsverlangsamung auf den mittelfristigen Wirtschaftsausblick für den
Euroraum hat und wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Erholung in der zweiten
Jahreshälfte ist. Von Interesse wird auch sein, ob die Zentralbank die Ursachen
primär auf einzelne europäische Länder und/oder Sektoren zurückführt oder auf
generell gestiegene globale Unsicherheiten.
Ein weiteres wichtiges Thema der Sitzung am 7. März dürfte die Frage der
Neuauflage eines Liquiditätsprogramms sein. Im Juni 2020 werden rund 380 Mrd. Euro
an gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (Targeted Longer-Term
Refinancing Operations, TLTROs) fällig - zinsgünstige Kredite also, die die EZB
an Banken verliehen hat.
Im Januar noch schien es die EZB nicht eilig zu haben, über ein mögliches neues
Liquiditätsprogramm zu diskutieren. Jüngste Äußerungen der Direktoriumsmitglieder
Benoît Coeuré und Peter Praet deuten nun jedoch darauf hin, dass Bewegung in die
Sache kommen könnte. Ohne ein neues Liquiditätsprogramm würden sich die
TLTRO-Rückzahlungen im Jahr 2020 negativ auf die Bilanz der EZB auswirken und zu
einer deutlichen Straffung der monetären Bedingungen führen. Im aktuellen Umfeld
einer Konjunkturabschwächung wäre dies nicht angemessen. Wir erwarten daher für
die bevorstehende Sitzung die Ankündigung eines neuen Programms. Technische
Details dazu dürften allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben
werden.
Angesichts der Abwärtskorrektur der Wachstumsaussichten für die Eurozone sollten
sich Anleger darauf einstellen, dass eine erste Zinserhöhung erst im Jahr 2020
erfolgt. Die Märkte preisen dies ein und das Protokoll zur Januarsitzung zeigt,
dass die EZB mit diesen Erwartungen recht zufrieden zu sein scheint. Die
Ankündigung einer neuen Liquiditätsfazilität sollte sich darüber hinaus positiv
auf die Zinsaufschläge für festverzinsliche Wertpapiere in peripheren Ländern,
insbesondere Italien und Spanien, auswirken.
Quelle: Investmentfonds.de
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