Investmentfonds.de
08.03.2019:
EZB-Sitzung - Principal Global Investors kommentiert
Köln, den 08.03.2019 (Investmentfonds.de) -
Seema Shah, Senior Global Investment Strategist bei Principal Global Investors (PGI)
"EZB macht das Beste aus der Situation"
"Zum ersten Mal in ihrer kurzen Historie zeigt sich die EZB eher vorausdenkend
als nur reagierend. Dadurch, dass sie neue Liquiditätsmaßnahmen angekündigt hat
- früher als der Markt das erwartet hat - zeigt sich die EZB ihrer Zeit voraus
und gibt dem Bankensektor einen starken Rückhalt. Dies gilt gewisser Hinsicht
auch für die Realwirtschaft. Zugebenermaßen schaffen die Zentralbankoperationen
("targeted longer-term refinancing operations" - TLTRO) selbst wenig Anreize.
Aber allein die Ankündigung, zu helfen falls nötig, ist schon die halbe Miete.
Zusätzlich hat die EZB Hinweise auf die Zinspolitik bis zum Jahresende 2019
gegeben. Da die Guthabenverzinsung der Einlagen schon negativ ist, standen
weitere Zinskürzungen nicht zur Debatte. Die Unfähigkeit der Banken, die negative
Verzinsung an ihre Kunden weiterzugeben, bedeutet, dass die Nettomargen der
Banken unter starken Druck geraten, wenn sie Überschussreserven bei der EZB
parken. Sie beschneiden dann ihre Profitabilität, ihr Kapital, und ihre Fähigkeit,
Kapital zu leihen. Es ist also kein Wunder, dass vor allem nordeuropäische Banken
die negativen Zinsen kritisiert haben und dass - wenn überhaupt - Rufe nach
Zinserhöhungen laut wurden.
Doch leider sind Zinserhöhungen angesichts der wirtschaftlichen Schwäche des
Euro-Raums ebenfalls unmöglich. Der EZB sind also die Hände gebunden, was die
klassischen Instrumente der Notenbankpolitik angeht. Das Beste, was sie in dieser
Situation tun konnte, hat sie gemacht. Der Markt hatte bereits eingepreist, dass
die Zinsen 2019 und zu Beginn des Jahres 2020 unverändert bleiben.
Die direkte Reaktion der Märkte blieb gleichwohl verhalten, der Euro tendierte
leicht schwächer. Sollte sich die EZB hinsichtlich der Konjunktureinschätzung
zuversichtlich zeigen, könnte es sein, dass die Euro-Schwankungen geringer werden.
Die Rendite von deutschen Bundesanleihen sind weiter gefallen und könnten noch
nicht den Boden erreicht haben. In dieser Phase sind negative Renditen ein
mögliches Szenario."
Quelle: Investmentfonds.de
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