Investmentfonds.de
06.05.2019:
Barings Viewpoints: Schwellenländeranleihen - Investieren mit vorsichtigem Optimismus
Köln, den 06.05.2019 (Investmentfonds.de) -
Cem Karacadag, Leiter der Emerging Markets Sovereign Debt Group von Barings
Staatliche Schuldverschreibungen erbrachten im ersten Quartal 2019 überdurchschnittliche
Ergebnisse, während die geopolitischen Schlagzeilen die Aufmerksamkeit auf sich zogen
und sich die Rohstoffe erholten. Zwar ist diese Assetklasse nach wie vor mit Risiken
behaftet, aber teilweise hat sich der doch erhebliche Gegenwind mittlerweile in Rückenwind
verwandelt.
Highlights
Die harten Währungen starteten stark: Das erste Quartal 2019 sorgte für solide Renditen
bei den Anlegern aller Assetklassen der Schwellenländeranleihen (EMD).
EM-Hartwährungsanleihen verzeichneten die höchsten Renditen (mit +7,0% für staatliche
EM-Schuldverschreibungen und +5,2% für EM-Unternehmensanleihen). Die Zinssätze für
US-Schatzwechsel hatten seit Anfang des Jahres 27 Basispunkte (bps) zugelegt, weil die
Fed in freundlicher Gesinnung auf ein Niveau zurückkehrte, das man zuletzt im Dezember
2017 gesehen hatte. Die lokalen EM-Märkte profitierten von niedrigeren Inflationswerten
(+2,9%), langsamem Wachstum und Zurückhaltung bei den Zentralbanken. Die EM-Währungen
waren zu Beginn des Jahres stärker, kamen im März aber infolge der besonderen Ereignisse
in Argentinien und in der Türkei sowie aufgrund der gesunkenen Wachstumserwartungen in
Europa wieder zurück. An Schlagzeilen über die Handelsverhandlungen zwischen den
USA und China mangelte es wahrhaft nicht; doch nach wie vor scheint sich zwischen
den Parteien ein tiefer Graben aufzutun.
Wahlen wirkten sich auf die Volatilität aus: Geopolitische Ereignisse und Wahlen in
verschiedenen aufstrebenden Märkten führten zu einem gewissen Maß an Volatilität, besonders
als sich die politische und humanitäre Situation in Venezuela zunehmend verschlechterte.
Es gab Wahlen in der Türkei, in der Ukraine und in El Salvador; in Südafrika, Indonesien
und Israel stehen die Wahlen vor der Tür. Die ehrgeizigen Vorstellungen des brasilianischen
Präsidenten Bolsanaro von einer Reform und Überholung des Rentensystems lösten politische
Turbulenzen aus, und der Plan sieht einem langwierigen legislativen Prozess entgegen.
Die monetären Bedingungen haben sich verbessert: Im Laufe des Quartals fror die Fed die
Zinssätze ein. Sie vermittelte nicht den Anschein, diese in Kürze erhöhen zu wollen - und
hielt sie zwischen 2,25% und 2,5%, als wollte sie darauf hinweisen, dass die wirtschaftlichen
Wachstumsaktivitäten ihr solides Tempo des vierten Quartals mittlerweile verringert haben
könnten. Auch China unternahm Schritte, um die monetären Bedingungen zu verbessern und das
Wachstum anzukurbeln - wovon in unserer letzten Veröffentlichung, "Auswirkungen der
Geldpolitik auf Schwellenländeranleihen", die Rede war. Die Rohstoffpreise sind im ersten
Quartal stark angestiegen, wobei der Brent Crude-Index einen Anstieg von 27% und der Core
Commodity CRB-Index einen Anstieg von 8% verzeichnete.
Prognose
Insgesamt halten wir die Bewertungen von Schwellenländeranleihen grundsätzlich für relativ
attraktiv. In der Regel gedeihen die aufstrebenden Märkte in Zeiten, in denen die
Zentralbanken Zurückhaltung üben und die Wirtschaft positive Wachstumszahlen verzeichnet.
Allerdings bestehen noch immer Risiken hinsichtlich der andauernden Handelsverhandlungen
zwischen den USA und China, eventueller Bewegungen im Zinsbereich, lokaler Wahlen und
Währungsschwankungen.
Wo wir Chancen erkennen: Wir vertreten nach wie vor eine konstruktive Auffassung über die
Schwellenländeranleihen insgesamt und halten Hartwährungsanleihen in der gegenwärtigen
Situation für höchst attraktiv, da diese von der Erwartung niedrigerer Zinsen und einem
soliden wirtschaftlichen Wachstum profitieren. Die lokalen Zinssätze bleiben unserer Ansicht
nach weiterhin attraktiv; allerdings müssen die Anleger selektiv vorgehen, besonders im
Hinblick auf Währungen, die nicht den Rückenwind einer potenziellen Aufwertung genießen.
Die wichtigsten Risiken sollte man im Auge behalten: Für den Rest des Jahres werden die
Hauptrisiken weiterhin in Zusammenhang mit der US-amerikanischen Handelspolitik und deren
potenziellen Auswirkungen auf den weltweiten Handel stehen, insbesondere im Hinblick auf
das wachsende Handelsdefizit zwischen den USA und China. Angesichts der Tatsache, dass die
EM-Länder ihre Währungen gerne als Stoßdämpfer oder auch als Mittel verwenden, um ihre
Exporte auf den Weltmärkten attraktiver zu machen, und damit ihre Wirtschaft anzukurbeln,
müssen Anleger bei der Auswahl von Währungen ihr kritisches Urteilsvermögen einsetzen.
Selektivität bleibt ein wichtiger Faktor: Es gibt aktuell im Hintergrund viel Grund für
Optimismus, was die aufstrebenden Märkte anbelangt, denn die Situation hat sich seit 2018
deutlich verbessert. Die sorgfältige Auswahl der Wertpapiere, aktives Management und
Risikobegrenzung bleiben enorm wichtig.
Quelle: Investmentfonds.de
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