Investmentfonds.de
08.05.2019:
Principal Global Investors: Europas Leidensgeschichte könnte bald ein Ende haben
Köln, den 08.05.2019 (Investmentfonds.de) -
Seema Shah, Global Investment Strategist bei Principal Global Investors
Die europäischen Wirtschaftsdaten überzeugen nicht gerade. So liegt der deutsche Ifo-Index
nahe an einem Vierjahrestief, der europäische Composite-PMI bleibt schleppend und auch die
Industrieproduktion hinkt hinterher. Gleichzeitig laufen diese Entwicklungen vor dem
Hintergrund rekordtiefer Zinsen, eines schwachen Euros und erster zarter Erholungszeichen ab.
"Die europäische Underperformance ist enttäuschend vertraut. Allerdings ist sie nicht aus
eigener Schwäche verschuldet, sondern resultiert aus der Wachstumsverlangsamung in China.
Eine Erholung in China sollte daher auch Europa beflügeln", sagt Seema Shah, Global
Investment Strategist bei Principal Global Investors.
Die Fülle verschiedener Konjunkturmaßnahmen in China und auch die mittelfristig nachlassenden
Handelsspannungen dürften die Wirtschaft im Reich der Mitte schließlich stabilisieren. So
gehe auch der zuletzt geringere Appetit der chinesischen Behörden nach weiteren
geldpolitischen Stimuli auf einen jüngsten Aufschwung chinesischer Wirtschaftsdaten zurück.
"Die chinesische Industrieproduktion, die Einzelhandelsumsätze und die Investments haben sich
verbessert. Investoren erfreuten sich vor allem an den PMI-Daten, die besser als erwartet
ausgefallen sind", argumentiert Shah. Eine Erholung in China sollte zu einem Aufschwung der
globalen Lieferketten von Industrieunternehmen führen, was wiederum positive Auswirkungen auf
das stark exportorientierte Europa haben werde.
"Auch im europäischen Binnenmarkt gibt es Anlass zum Optimismus, zumindest moderat.
Der Euroraum sollte von einem anhaltenden Lohnwachstum und fiskalischen Impulsen in
Deutschland profitieren, während die EZB ebenfalls positive Signale bringen wird", meint Shah.
Die EZB habe zwar einen schlechten Zeitpunkt erwischt, die Bilanzsteigerung zu beenden,
denn die wirtschaftlichen Daten hätten sich verschlechtert. Aus Sicht der Ökonomin versuchte
sie jedoch, diesen Fehler mit der Ankündigung neuer Liquiditätsmaßnahmen und der Ausdehnung
der Forward Guidance zu korrigieren. Es gebe außerdem Ideen für ein neues Stufensystem von
Überschussreserven, das einigen Problemen der europäischen Banken aufgrund negativer
Einlagenzinsen entgegenwirken könnte.
"Zugegebenermaßen sind politische Risiken allgegenwärtig. Ein harter Brexit ist immer noch
möglich, während bei den Wahlen zum Europäischen Parlament populistische, antieuropäische
Parteien gewählt werden könnten. Aber das größte Risiko ist die erneute Konzentration Trumps
auf den Protektionismus des Automobilsektors", so Shah. Die allgemeine Meinung sei, dass
Trumps Drohung, die Zölle auf den Automobilsektor zu erhören, nicht in die Tat umgesetzt
werde. Falls doch, wäre Deutschland das Land, das am stärksten von den Steuern auf die
Automobilbranche betroffen wäre.
Die Investitionsaussichten für Europa seien dennoch interessant.
Ein stärkeres chinesisches Wachstum und ein schwindender Handelskrieg zwischen den USA und
China würden Europa stärken - aber auch das Wachstum der USA und der Schwellenländer.
"Aufgrund der negativen Stimmung der Anleger gegenüber Europa und den anhaltenden
Kapitalabflüssen sind europäische Aktien in den Portfolien vieler Investoren unterallokiert.
Da aber die europäischen Bewertungen attraktiver als die US-amerikanischen sind, könnte
sogar eine nur leichte Wachstumssteigerung zu einem starken Anstieg der Zuflüsse nach
Europa führen. In diesem Fall ist es durchaus möglich, dass sich europäische Aktien
genauso gut oder sogar besser entwickeln als US-Aktien.
Diese Ansicht ist jedoch mit Vorsicht zu genießen", schließt Shah.
Quelle: Investmentfonds.de
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