Investmentfonds.de
14.05.2019:
LFDE Macroscope: Game of Trades
Köln, den 14.05.2019 (Investmentfonds.de) -
Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei LFDE-La Financière de l´Echiquie
Die letzte Folge der Erfolgsserie Game of Thrones hat die Zuschauer, so scheint es,
ein wenig enttäuscht. Doch Fans von geopolitischen Intrigen und Thrillern können sich
damit trösten, dass die aufsehenerregendste Geschichte des vergangenen Jahres nun mit
großem Getöse fortgesetzt wird: der Handelskrieg!
Während Anleger auf eine Entspannung zwischen den USA und China gesetzt hatten und
ein Handelsabkommen zwischen den beiden Supermächten greifbar schien, brachte Donald
Trump diese Zuversicht wieder ins Wanken. In einem Tweet vom 5. Mai 2019 drohte der
US-Präsident, die Zölle auf chinesische Importprodukte im Wert von 200 Milliarden
US-Dollar von 10 Prozent auf 25 Prozent zu erhöhen. Zudem verkündete er, dass weitere
Produkte im Wert von 325 Milliarden US-Dollar ebenfalls mit 25 Prozent verzollt werden
könnten. Grund hierfür war offenbar eine Kehrtwende Chinas in den Handelsgesprächen
zwischen beiden Ländern. Denn Peking hatte eine geänderte und abgeschwächte Version
des vereinbarten Handelsabkommens nach Washington zurückgeschickt und hierbei
insbesondere jede Zusage herausgenommen, Gesetze gegen erzwungenen Technologietransfer,
Diebstahl geistigen Eigentums, beschränkten Zugang zu den Finanzmärkten oder
Währungsmanipulation zu erlassen - also alle wichtigen Punkte, die seit mehreren Monaten
verhandelt worden waren.
Am Mittwoch bezichtigte Donald Trump auf einer Wahlveranstaltung in Florida China,
"das Abkommen gebrochen" zu haben. Gleichzeitig kündigte das chinesische Handelsministerium
für den Fall einer Erhöhung der Zölle seitens der USA Gegenmaßnahmen an. Am Donnerstag
folgte dann eine Reihe widersprüchlicher Aussagen: Donald Trump erklärte, dass ihm eine
"ausgezeichnete Alternative" zum Abkommen unterbreitet worden sei und er sich vermutlich
bald mit seinem Amtskollegen Xi Jinping treffen werde - später gab er jedoch die Verhängung
von Zöllen auf weitere chinesische Importwaren bekannt. Am Freitag setzte die
US-Administration die Zollerhöhung offiziell in Kraft.
Das Risiko stellt sich asymmetrisch dar. Aktuell scheint das Szenario einer Einigung
zwischen beiden Parteien in den Kursen weitgehend eingepreist zu sein und es ist eine gewisse
Selbstgefälligkeit der Märkte gegenüber der Situation zu beobachten. Allerdings ist das
Risiko, dass die Gespräche ins Stocken geraten und ein Deal in weite Ferne rückt, durchaus
weiter vorhanden. Im Extremfall könnte die Situation sogar die Sorgen um das weltweite
Wachstum wiederbeleben, denn die besseren Wachstumsaussichten für das zweite Halbjahr
fußen teilweise auf der Hoffnung, dass die geopolitischen Spannungen nachlassen.
Obwohl die Märkte sich nach der deutlichen Rally am Jahresanfang auf hohen Niveaus bewegen,
erscheinen uns Vorsicht und Misstrauen ratsam. Wir haben unsere Portfolios daher,
insbesondere bei den Allokations- und diversifizierten Fonds, in erheblicher Weise abgesichert.
Quelle: Investmentfonds.de
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