Investmentfonds.de
05.07.2019:
Christine Lagarde als neue EZB-Präsidentin - Principal Global Investors kommentiert
Köln, den 05.07.2019 (Investmentfonds.de) -
Seema Shah, Senior Global Investment Strategist bei Principal Global Investors
"Lagarde glaubt an eine aggressive, aktive Geldpolitik - Geldpolitik allein kann
die Wirtschaft der Eurozone aber nicht aus dem Schlamassel ziehen" - Seema Shah,
Senior Global Investment Strategist bei Principal Global Investors, kommentiert
die Nominierung von Christine Lagarde zur künftigen Präsidentin der Europäischen
Zentralbank:
"Die Nominierung von Christine Lagarde als nächste EZB-Präsidentin war für die
Märkte eine positive Überraschung. Sie zerstreut die Ängste mancher Marktteilnehmer,
dass Bundesbankpräsident Jens Weidmann als Vertreter einer harten Geldpolitik das
Ruder übernehmen würde. Einige könnten Bedenken gegenüber Lagarde haben, da sie
keinen volkswirtschaftlichen Hintergrund hat und bislang nie in einer Zentralbank
tätig war. Aber als Präsidentin des Internationalen Währungsfonds (IMF) und ehemalige
Finanzministerin Frankreichs verfügt sie über die notwendige Erfahrung und ist - wie
Mario Draghi - ein exzellenter Kommunikator.
Ausgehend von Lagardes vorheriger Unterstützung für die Entscheidungen Draghis, eine
innovative Geldmarktpolitik einzuführen, gehen die Märkte nun davon aus, dass sie
Anhängerin einer lockeren Geldmarktpolitik ist. Sie glaubt an eine aggressive, aktive
Geldpolitik anstelle einer passiven Erzeugung von Inflation. Unter ihrer
EZB-Präsidentschaft könnten weitere Zinssenkungen, quantitative Lockerungsmaßnahmen
- inklusive eines erneuten Ankaufsprogramms für Unternehmensanleihen -,
Zentralbankoperationen (TLTROs) und sogar abgestufte Einlagenzinsen realistische
Optionen sein.
Angesichts der bereits negativen Zinsen und einem Kaufprogramm für Staatsanleihen
nah am gesetzlichen Limit in einigen Ländern, stößt die EZB allerdings an die Grenzen
geldpolitischer Wirksamkeit. Die Geldpolitik allein kann die Wirtschaft der Eurozone
nicht aus dem Schlamassel befreien.
Die Volkswirtschaften der Peripherie werden wahrscheinlich den größten Nutzen aus
Lagardes wahrscheinlicher Bestätigung ziehen können. Italienische zweijährige Anleihen
sind zurück im negativen Bereich und zehnjährige BTPs liefern nur 1,71 Prozent Zinsen.
Unabhängig von der politischen Unruhe in Italien mögen die Märkte Wertpapiere, die
eine positive Rendite abwerfen und gleichzeitig von einer lockeren Zentralbankpolitik
gestützt werden. Die Renditen der Anleihemärkte von Kernländern sind zwar ebenfalls
unter Abwärtsdruck. Aber mit einem Minus von 40 Basispunkten sind zum Beispiel deutsche
zehnjährige Bundesanleihen sicherlich nah an der Untergrenze."
Quelle: Investmentfonds.de
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