Investmentfonds.de
24.07.2019:
ifo Institut: "Deutscher Bürgerfonds" könnte Altersvorsorge stärken
Köln, den 24.07.2019 (Investmentfonds.de) -
Clemens Fuest,ifo-Präsident
Das ifo Institut will die Altersvorsorge in Deutschland stärken.
In einem Aufsatz im aktuellen ifo Schnelldienst schlägt ein Team um
ifo-Präsident Clemens Fuest vor, über einen "Deutschen Bürgerfonds" Geld für
alle Bundesbürger am Aktienmarkt anzulegen. Finanziert würde dies durch die
Aufnahme von Schulden. Investierte der Bund ab sofort 0,5 Prozent der
Wirtschaftsleistung pro Jahr, bekämen zum Beispiel alle Bürger, die 2005 geboren
sind, ab dem Jahr 2072 jährlich 1 270 Euro ausgezahlt.
"Wegen des seit Jahren niedrigen Zinsniveaus fällt es vielen Menschen schwer,
privates Vermögen aufzubauen. Gleichzeitig werden bei Menschen mit unterbrochenen
Erwerbsbiografien die Leistungen der Rentenversicherung nicht ausreichen, um eine
gute Versorgung im Alter zu sichern", sagt Fuest. "Da die Bürger selbst keine
zusätzlichen Einzahlungen aus ihrem Einkommen leisten müssten, wäre der Deutsche
Bürgerfonds vor allem für Menschen interessant, die wenig verdienen."
Das Autorenteam um ifo-Präsident Clemens Fuest und Martin Werding, Professor an
der Universität Bochum, möchte mit seinem Vorschlag den Herausforderungen von
Niedrigzinsen und demographischem Wandel begegnen. Die deutschen Staatsschulden
haben die europäische Verschuldungsgrenze von 60 Prozent der Wirtschaftsleistung
unterschritten. Der Bund könnte also im Rahmen der geltenden Regeln Schulden
aufnehmen oder den Schuldenabbau verlangsamen und diese Mittel international
breit gestreut anlegen. Aktien und Immobilien erzielen weiterhin ansehnliche Renditen.
"In großem Umfang neue Staatsschulden aufzunehmen und die Mittel am Kapitalmarkt zu
investieren, erscheint schwer vereinbar mit der Einsicht, dass die Bürger am besten
selbst für ihre Altersvorsorge sorgen sollten", sagt Fuest. "Aber aus ökonomischer
Sicht ist es sinnvoll, eine allgemeine Pflicht zur Altersvorsorge vorzugeben, um zu
verhindern, dass sich Einzelne auf sozialstaatliche Unterstützung im Alter verlassen."
Die Differenz zwischen Schuldzinsen und Anlageertrag fließt in die Kapitalleistung - wie
bei einer Lebensversicherung. Das ifo Institut geht bei seinen Berechnungen von einer
kreditfinanzierten Investition in Höhe von 0,5 Prozent der Wirtschaftsleistung pro Jahr
und einer durchschnittlichen Renditedifferenz von zwei Prozentpunkten aus. Bürger des
Jahrgangs 2005 erreichen die Regelaltersgrenze im Jahr 2072. Sie bekämen jährlich eine
Rente von knapp 1 270 Euro (preisbereinigt, in Preisen von 2020). In den früheren
Jahrgängen fielen die Auszahlungen geringer aus. "Die Verwaltung des Deutschen
Bürgerfonds sollte dem politischen Tagesgeschäft entzogen sein und beispielsweise
durch die Bundesbank erfolgen", sagt Fuest.
Quelle: Investmentfonds.de
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