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02.08.2019:
Vier Gründe für den Anstieg des Goldpreises
Köln, den 02.08.2019 (Investmentfonds.de) -
Steve Land von der Franklin Equity Group
Steve Land von der Franklin Equity Group erörtert, warum sich die Rally bei Gold,
die im Mai begann, von anderen Rallys der vergangenen Jahre unterscheidet. Zudem
erläutert er, was dies für Goldminenaktien bedeutet.
Die Anlegerstimmung gegenüber Gold schlug im Juni ins Positive um und trieb den
Goldpreis in US-Dollar im Juli auf ein Sechsjahreshoch. Daher herrscht in der
Branche die gespannte Erwartung, dass die Unternehmensgewinne von Goldminenbetreibern
im dritten Quartal, sofern der Preis so bleibt, eine Rückkehr zur Erwirtschaftung
robuster Liquidität anzeigen könnten.
Als langfristig orientierte Anleger geben wir keine gesonderten Prognosen über
die kurzfristige Richtung des Goldpreises oder über die etwaige Dauer der aktuellen
Rally ab. Wir erkennen jedoch für Gold und Goldminenbetreiber potenziell stützende
Marktkatalysatoren.
Katalysator 1: Zunehmende Erwartungen auf eine Lockerung der Geldpolitik
Der strategische Schwenk der Zentralbanken weltweit von einer geldpolitischen
Straffung hin zu einer Lockerung schien der Hauptauslöser für die vermehrten Käufe
der Anleger und den jüngsten Preisanstieg bei Gold zu sein. Niedrigere Zinssätze
bedeuten weniger Opportunitätskosten für den Besitz von Gold, denn das Metall wirft
keine Erträge ab und ist häufig mit Lager- und Versicherungskosten verbunden.
Auf ihrer Juni-Sitzung beließ die US-Notenbank (Fed) ihre Zinssätze unverändert.
Sie betonte jedoch ihren datengesteuerten Ansatz für geldpolitische Entscheidungen
und wies darauf hin, dass die Argumente für niedrigere Zinsen ihrer Meinung nach
stärker werden. Dies reichte aus, um die Markterwartungen zu drehen, und die meisten
Beobachter rechnen nun 2019 mit einer Zinssenkung der Fed. Dies wäre die erste
Senkung seit mehr als 10 Jahren.
Niedrigere Zinssätze würden überdies den handelsgewichteten Wert des US-Dollar
verringern. Dies könnte in Anbetracht der historisch negativen Korrelation zu höheren
Goldpreisen führen. Ein Großteil der preisempfindlichen Nachfrage nach Gold stammt
nicht aus den USA, und ein schwächerer Dollar bedeutet, dass man für den gleichen
Betrag seiner lokalen Währung mehr Gold kaufen kann. Hierdurch wird der Aufwärtsdruck
auf den Goldpreis verstärkt. Nach unserer Meinung ist der Umstand, dass der Goldpreis
während der jüngsten Rally bei einer geringfügigen Schwäche des US-Dollar anstieg,
bemerkenswert.
Katalysator 2: Geopolitische Spannungen
Ein weiterer Grund, warum die Anleger in großer Zahl in Gold strömen, ist die mögliche
Absicherung gegen die zunehmende geopolitische Unsicherheit. Gold ist nicht an ein
bestimmtes Land oder Wirtschaftssystem gebunden. Dies macht es derzeit besonders attraktiv.
Konflikte zwischen den USA und dem Iran, gegen den scharfe Sanktionen verhängt wurden,
und die Unterbrechung der laufenden Handelsgespräche zwischen den USA und China sind
zwei der Sorgen, die Gold in diesem Sommer Auftrieb geben. Auch die politischen
Turbulenzen im Vereinigten Königreich rund um den Brexit verstärken den Reiz des Goldes
für die Anleger. Ebenso könnte die Unsicherheit im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen
2020 die Goldpreise im kommenden Jahr stützen.
Katalysator 3: Sorgen um das weltweite Wirtschaftswachstum
Gold, das bei vielen Anlegern als sicherer "Hafen" gilt, verzeichnet aufgrund der
Sorgen um die Verfassung der Weltwirtschaft wieder eine stärkere Nachfrage.
Am 9. April dieses Jahres senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) seinen Ausblick
2019 für das weltweite Wachstum auf das niedrigste Niveau seit 2009, dem Ende der
weltweiten Finanzkrise. In dem im Juli veröffentlichten vierteljährlichen Update seines
Weltwirtschaftsausblicks äußerte der IWF, dass die Handelsspannungen für eine weitere
Drosselung der weltweiten Konjunktur sorgen könnten. Er kappte die globale Prognose
von April um 0,1 Prozentpunkte für dieses und nächstes Jahr und rechnet für 2019 und
2020 mit einem Wachstum von 3,2 % beziehungsweise 3,5 %.
Seit der breite Aktienmarkt Mitte 2011 seinen kontinuierlichen Höhenflug begann,
standen Gold und Goldminenbetreiber nicht mehr in der Gunst der Anleger. Aus unserer
Sicht könnte ein ungewisserer Konjunkturausblick die Aufmerksamkeit wieder auf diesen
Sektor lenken. Höhere Goldpreise schaffen in einer Zeit, in der andere Unternehmen
unter Umständen die negativen Auswirkungen eines langsamen Wachstums zu verkraften haben,
ein besseres Umfeld für Goldminenbetreiber.
Katalysator 4: Goldkäufe der Zentralbanken
In den vergangenen Jahren traten die Zentralbanken immer stärker als Käufer von Gold in
Erscheinung. Laut World Gold Council (WGC) beliefen sich die Netto-Goldkäufe der
Zentralbanken im ersten Quartal 2019 auf 145,5 Tonnen (t). Dies ist der höchste Wert
in einem ersten Quartal seit 2013. Die Kaufdynamik war eine Fortsetzung des
letztjährigen Anstiegs um 74 %, als 651 t Gold angehäuft wurden. Dies war der größte
Jahreskauf seit 1971, also dem Jahr, in dem die USA die Umtauschbarkeit des Dollar
in Gold beendeten.
Die Goldbestände der Zentralbanken wuchsen im April und Mai um zusammengenommen 92,9 t
an Goldbarren.Anfang Juli gab die polnische Nationalbank bekannt, dass sie 2019 im
ersten Halbjahr 100 t Gold gekauft habe. Diese Käufe waren in den vorherigen WGC-Daten
noch nicht abgebildet. Auch ohne die Daten für den gesamten Juni übersteigen die
Goldkäufe im ersten Halbjahr 2019 die sehr hohen Niveaus von 2018. Auch die künftige
Nachfrage dürfte robustes Potenzial besitzen. Laut einer WGC-Erhebung von Mitte Juli
erwarten die meisten Zentralbanken der Welt für das kommende Jahr einen weiteren Aufbau
der weltweiten Goldreserven.
Folgen für Anleger
Betrachtet man die Nachfragequellen, wird Gold nach wie vor hauptsächlich als Schmuck,
als Komponente in Spitzenelektronik, als sicherer Anlagewert oder zur
Portfoliodiversifizierung gekauft. Vor dem jüngsten Ausschlag bewegte sich der Goldpreis
fünf Jahre lang in einer Spanne zwischen USD 1.050 und USD 1.370 je Unze (oz) und im
Durchschnitt bei USD 1.250/oz. In diesem Umfeld hatten viele Goldminenbetreiber Mühe,
genug Liquidität für die Aufrechterhaltung ihres Geschäfts zu erwirtschaften.
Aus unserer Sicht bietet die aktuelle Gold-Rally den Goldminenbetreibern die Gelegenheit
zu zeigen, wie viel Liquidität sie unter leicht besseren Bedingungen an den Goldmärkten
erwirtschaften können. Die Betriebskosten im Bergbau sind in der Regel ziemlich fest,
insbesondere in einem Umfeld mit niedriger Inflation, wie wir es derzeit vorfinden.
Falls die Goldpreise also für den Rest des dritten Quartals über USD 1.400/oz bleiben,
dürften die Ergebnismeldungen der Goldminenbetreiber im September und Oktober einen
robusten freien Cashflow ausweisen.
Falls der Goldpreis schwächelt, sollten die meisten Goldminenbetreiber ihr Augenmerk
allerdings weiterhin auf eine verbesserte Kostenstruktur ihres Betriebs, auf
Schuldentilgung und eine Rationalisierung der Unternehmensteile legen.
Diese Rationalisierungsbemühungen dürften unserer Einschätzung nach zu einem höheren
künftigen Leistungspotenzial führen. Unserer Analyse zufolge konzentrieren sich die
Unternehmensleitungen zunehmend darauf, die Gewinnspanne aus den höheren Goldpreisen in
freien Cashflow umzuwandeln und diesen in potenziell höherrentierlichen Projekten
wiederanzulegen oder über Dividenden an die Aktionäre zurückzugeben.
Quelle: Investmentfonds.de
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