Investmentfonds.de
20.08.2019:
Volatilitätsparadoxon kann Rezessionen tiefer und länger machen
Köln, den 20.08.2019 (Investmentfonds.de) -
Frederiek van Holle, Head of Quant Solutions bei DPAM
"Und das Spiel geht weiter…"
Kommentar von Frederiek van Holle, Head of Quant Solutions bei DPAM,
zur Zentralbankpolitik im aktuellen Umfeld:
"Von negativen Renditen über negative Zinskurven bis hin zu negativen Zinssätzen
für Baufinanzierungen: Für mich ist es immer noch unnatürlich, all das zu sehen.
Negative Renditen sollen Investitionen und den Konsum über den Kanal der
Kreditvergabe anregen. Normalerweise sind die Zinsaufwendungen des einen das
Einkommen von jemand anderem, der dieses wiederum (teilweise) ausgibt, was zu
einem Einkommen für wieder jemand anderen führt. Doch dieser Geldmultiplikator-Effekt
wird untergraben, wenn die Renditen noch tiefer in den negativen Bereich fallen.
Das wird Menschen dazu veranlassen, lieber Bargeld zu halten. Wenn immer mehr Menschen
anfangen, Bargeld unter ihrer Matratze zu horten, wird sich der Prozess der
Geldvermehrung verlangsamen und die positiven Auswirkungen negativer Renditen
werden geringer. Ich frage mich, ob es Grenzen für diese unerforschten
geldpolitischen Maßnahmen gibt?
Die Märkte glauben auch heute noch, dass die Zentralbanken in der Lage sind, das
stark verflochtene und komplexe Finanz- und Wirtschaftssystem zu managen. Ich denke,
das System ist anfälliger geworden. In einem Umfeld geringer Volatilität (obwohl die
Volatilität in den letzten Wochen zugenommen hat), niedriger Kreditkosten und mäßig
glaubwürdiger Zentralbanken könnte die Reaktion des Finanzsystems auf Schocks
nicht-linear ausfallen. Wenn das System der niedrigen Volatilität zu mehr Leverage
führt (was der Fall ist, wenn die niedrigen Zinsen die Kreditvergabe anregen), werden
die Volatilitätsspitzen in Krisenzeiten extremer werden. Dieser auch als
"Volatilitätsparadoxon" bezeichnete Effekt kann dazu führen, dass Rezessionen in
ihrer Ausprägung tiefer und länger sind.
Selbst wenn wir davon ausgehen, dass die Zentralbanken weiterhin die Kontrolle haben,
zeigt die weitere Eskalation des Handelskrieges in der vergangenen Woche, dass
externe Ereignisse durchaus einen Einfluss auf die Politik der Zentralbanken haben.
Ihre Impulse werden durch die negativen Auswirkungen des anhaltenden Handelskrieges
konterkariert. Nach den angekündigten erhöhten Einfuhrzöllen von US-Präsident Trump
vor zwei Wochen schlug China prompt zurück, indem es seine Währung die wichtige Marke
von 7 Yuan pro US-Dollar durchbrechen ließ. Trump beschuldigte China sofort, ein
Währungsmanipulator zu sein. Und das Spiel geht weiter....."
Quelle: Investmentfonds.de
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