Investmentfonds.de
26.09.2019:
LFDE Pressemitteilung: Steuern wir auf eine Rezession zu?
Köln, den 26.09.2019 (Investmentfonds.de) -
Pierre Puybasset, Sprecher des Fondsmanagements bei LFDE
La Financière de l'Echiquier
Die Signale, die auf eine bevorstehende Rezession hindeuten, verdichten sich:
Ein erster historischer Indikator für eine sich nähernde Rezession, der für viel
Aufregung sorgt, ist die Inversion der Zinskurve. Konkret handelt es sich um die
Umkehr der Zinskurve zehnjähriger USSchatzanweisungen, d. h. eine zehnjährige
US-Staatsanleihe bringt weniger Rendite als das gleiche Papier mit zweijähriger
Laufzeit. Dies war seit 2007 nicht mehr der Fall.
Der US-Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe, ein Frühindikator,
der die Aktivität von Industrieunternehmen misst, ist auf den niedrigsten Stand seit
fast 10 Jahren gesunken.
Die US-amerikanische Industrieaktivität ist rückläufig.
Hinzukommen geopolitische Spannungen, welche die Volkswirtschaften und Märkte belasten:
Der Handelskrieg zwischen den USA und China sorgt für Verunsicherung und bringt
Unternehmen, wie beispielsweise Nike, in Bedrängnis.
Die Hängepartie um den Brexit lässt kaum genauere Voraussagen zu. Allem Anschein
nach läuft in Großbritannien alles auf Neuwahlen hinaus.
Aber es gibt auch Signale, die gegen eine Rezession sprechen:
Die entgegenkommende Geldpolitik der Zentralbanken stützt die Wirtschaft und
beruhigt die Märkte:
In den USA und in Europa haben sich die Zinserwartungen des Marktes vom Anfang
des Jahres inzwischen ins komplette Gegenteil verkehrt. Niemand dachte noch vor einigen
Monaten, dass die Renditen von Staatsanleihen so stark sinken könnten. Zudem glaubt der
Markt, dass die Renditen in den nächsten Monaten noch weiter sinken könnten.
Für viele Akteure ist das Niedrigzinsumfeld eine gute Nachricht: Für Staaten,
die sich billiger verschulden können und durch die Verschuldung sogar noch
"Geld verdienen“, für Unternehmen - mit Ausnahme der Banken - und für die Verbraucher.
Allerdings ist dieses Niedrigzinsumfeld mit Vorsicht zu genießen, denn es könnte
zum Beispiel am Immobilienmarkt zu einer Blasenbildung kommen.
Auftrieb dürften die Märkte ferner durch US-Präsident Donald Trump erhalten, der
bestrebt sein wird, ein günstiges Klima für seine Wiederwahl zu schaffen. In der
Vergangenheit sind die Kurse vor Wahlen stets gestiegen, und zwar ausnahmslos.
Betrachtet man neben dem vorstehend erwähnten schlechten Ergebnis des PMI-Index für
das verarbeitende Gewerbe auch das Pendant für den Dienstleistungssektor, so relativiert
sich das Bild: Letzterer ist im Vergleich zum PMI eher positiv. Grund ist der robuste
Konsum, vor allem in den USA. Darüber hinaus können sich mittelständische Unternehmen
durchweg gut behaupten, und mehreren Großunternehmen, wie z.B. L’Oréal und Microsoft,
kann auch der Handelskrieg nichts anhaben.
Wie werden sich die Märkte unter diesen Rahmenbedingungen entwickeln und welche
Strategien sollen Anleger fahren?
Seit Jahresbeginn 2019 wurde das Risiko vergütet: Aktien schnitten am besten ab, allen
voran die Werte im S&P 500 und im Euro Stoxx. Doch trotz höherer Aktienkurse standen 74
der letzten 80 Wochen im Zeichen von Mittelabflüssen. Mit Blick auf die Bewertungsniveaus
sehen wir einen eklatanten Performanceabstand zwischen Wachstumswerten und günstigen
Value-Aktien. Wir glauben, dass die Märkte wieder zu ihrer normalen Bewertungslogik
zurückfinden. Die Bewertungslücke dürfte sich somit wieder schließen. Die USMärkte sind
dabei teurer als ihre europäischen Pendants.
Zum Jahresauftakt hätte niemand gedacht, dass die Renditen von Staatsanleihen so stark
sinken könnten. Die derzeitigen Rahmenbedingungen legen einen massiven Abverkauf von
Anleihen nahe, doch das ist nicht der Fall. Daher stellt sich die Frage, wann das Ende
der Fahnenstange an der Zinsfront erreicht ist.
Aktuell raten wir zu folgenden Strategien:
Anleger sollten die Bewertungen aufmerksam im Auge behalten und bei den teuersten
Wachstumswerten auf der Hut sein.
Europäische Small Caps sind unserer Ansicht nach für einen Handelskrieg besser
gerüstet, denn sie weisen eine stärkere Abhängigkeit von der Binnenwirtschaft auf.
Die Beschleunigung der M&A-Dynamik in Europa kann den Aktionären der übernommenen
Unternehmen zugutekommen, da das übernehmende Unternehmen in der Regel eine Prämie zahlt,
von der die Aktionäre profitieren.
Insgesamt rechnen wir nicht mit einer Blasenbildung, weil die Märkte sehr pessimistisch
sind. Allerdings ist angesichts der politischen Risiken Volatilität das wahrscheinlichste
Marktszenario in den kommenden Monaten.
Quelle: Investmentfonds.de
|