Investmentfonds.de
10.12.2019:
Vontobel: The Bright Side of Life - Fokus auf die Chancen in 2020
Köln, den 10.12.2019 (Investmentfonds.de) -
Frank Häusler, Chief Strategist bei Vontobel Asset Management
USA und China scheinen sich in "Phase 1"-Deal anzunähern
Wirtschaftliche Aussichten für Deutschland 2020 klarer
Übergewichtung in Aktien für 2020 sinnvoll
Staatsanleihen untergewichtet, Unternehmensanleihen profitieren
Wie die armen Seelen in der Abschlussszene von Monty Pythons Komödie
"Das Leben des Brian" neigen auch Ökonomen dazu, im Angesicht widriger Umstände,
ein optimistisches Lied anzustimmen.
In diesem Sinne werfen wir zum Jahresende einen Blick auf die "Bright Side", also
die wirtschaftlichen Chancen des kommenden Jahres 2020, und behalten unsere
Risikobereitschaft ungeachtet der reißerischen Schlagzeilen der Medien bei.
Und offen gesagt sind die Dinge nicht so schlimm, wie sie scheinen.
Handelskriege, Unruhen in Hongkong, die Politik der US-Notenbank, Umweltverschmutzung
in Indien, australische Buschfeuer, die Degradierung des Schweizer Mittelfeldspielers
Granit Xhaka bei Arsenal - mit solch düsteren Nachrichten werden wir fast jeden Tag
bombardiert. Die Finanzmärkte quittieren das Ganze mit einem Schulterzucken und machen
weiter, als sei nichts gewesen. Doch wie ist es möglich, dass fast alle Anlageklassen
unter scheinbar widrigen Umständen positive Renditen im Jahresverlauf aufweisen?
If life seemed jolly rotten in 2018 .....
... there’s something you’ve forgotten in 2019 - eine weitere Anleihe bei Monty Python
sei hier erlaubt. In der Tat hat sich die Situation im abgelaufenen Jahr zum Besseren
gewandt. Vor etwa zwölf Monaten waren die Zentralbanken damit beschäftigt, die Schrauben
anzuziehen. Heute scheint der damalige Liquiditätsentzug der US-Notenbank Fed längst
vergessen, und deren Vorsitzender Jerome Powell könnte die Leitzinsen weiter senken,
nachdem er dies in diesem Jahr bereits dreimal getan hat. Auch andere große
Zentralbanken befinden sich im Lockerungsmodus oder unterstützen ihre Wirtschaften
durch eine Vielzahl von geldpolitischen Maßnahmen.
Vor einem Jahr gab die Weltwirtschaft aufgrund der Schwäche des verarbeitenden Gewerbes
nach. Zweifel bezüglich der Widerstandsfähigkeit des Dienstleistungssektors kamen auf,
und es gab Befürchtungen, dass ein sich verschlechternder Arbeitsmarkt den privaten
Konsum dämpfen könnte. Der Handelsstreit zwischen den USA und China wurde immer heftiger.
Heute stehen die Aufträge von Industriegütern, gemessen an den Einkaufsmanagerindizes des
verarbeitenden Gewerbes, vor einer Stabilisierung. Der Dienstleistungsbereich verlangsamt
sich immer noch, aber die relevanten Indizes liegen weiterhin über der kritischen Marke
von 50. Auch die Verbraucher machen keine Anstalten, den Gürtel enger zu schnallen.
Die USA und China scheinen sich zumindest einem "Phase 1"-Deal anzunähern, hoffentlich
gefolgt von weiteren Vereinbarungen.
Dennoch sehen wir, wie Monty Pythons Brian, durchaus auch die dunklen Seiten.
In Deutschland hat sich beispielsweise der Dienstleistungssektor etwas abgeschwächt, und
die Industrieproduktion dürfte sich gerade erst stabilisieren. Die Aussichten für die
größte Volkswirtschaft Europas werden 2020 klarer werden.
Wachstum ja, aber nicht allzu viel
Allerdings sind Vorhersagen über Entwicklungen zum jetzigen Zeitpunkt kaum mehr
als Rätselraten. Wenn sich das Wirtschaftswachstum auf dem derzeitigen Niveau
stabilisiert, wird es keinen Anstieg der Inflation geben und die Inflationserwartungen
werden gedämpft bleiben. In diesem Fall wird die Politik der Zentralbanken weder ein
Hindernis noch eine zusätzliche Unterstützung darstellen. Angenommen, die US-Wachstumsrate
wird durchschnittlich knapp unter 2% liegen, ebenso wie Inflation und Leitzinsen. Das wäre
ein gutes Umfeld für Anleger.
Sollten wir eine überraschend starke Wachstumserholung mit einem deutlichen Anstieg der
Inflationserwartungen (und -raten) erleben, werden die Zentralbanken wieder in einen
restriktiven Modus übergehen. Das wäre zwar gut für die Volkswirtschaften, jedoch schlecht
für die Anleger. Wie immer könnten die Dinge auch anders laufen, aber die stetige
Ungewissheit ist ein Kreuz, das die Märkte nun mal zu tragen haben.
Wir bleiben risikobereit
Wir bleiben bei unserem risikobetonten Ansatz mit einer Übergewichtung in Aktien.
Unsere Risikobereitschaft hat sich sogar leicht erhöht, da wir unseren Aktienkorb
für die Industrieländer um einige Schweizer Titel erweitert haben. Staatsanleihen
dagegen bleiben bei uns untergewichtet, während wir Unternehmenspapiere weiterhin
positiv bewerten. Ebenso sind Schwellenländeranleihen für uns attraktiver als
Staatsanleihen aus Industrieländern. Unsere Übergewichtung in den europäischen Währungen
hat sich verstärkt, da wir nun eine Long-Position im Euro gegenüber dem US-Dollar aufbauen
neben den jüngst von uns eingegangen Long-Positionen im Schweizer Franken gegenüber dem
US-Dollar. Derweil betrachten wir Gold als eine geeignete Absicherung gegen Portfoliorisiken
und als eine attraktive Option in einem Umfeld niedriger und negativer Zinsen.
Obwohl das momentane Umfeld sicherlich besser sein könnte, gehen wir gewissermaßen mit einem
Monty-Python-Lied auf den Lipp ins Jahr 2020.
Quelle: Investmentfonds.de
|