Investmentfonds.de
13.01.2020:
ifo Institut: Strukturwandel in der Autoindustrie belastet deutsche Konjunktur
Köln, den 13.01.2020 (Investmentfonds.de) -
Prof. Dr. Timo Wollmershäuser, ifo-Konjunkturchef
Der kräftige Rückgang der Automobilproduktion in Deutschland belastet die Konjunktur.
Das ist das Ergebnis von ifo Schätzungen.
"Diese Schwäche dürfte den Anstieg der Wirtschaftsleistung 2019 um etwa 0,75 Prozentpunkte
gedämpft haben. Dabei haben wir die Zulieferungen aus anderen Branchen berücksichtigt", sagt
ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
"Auch auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt der Strukturwandel jetzt seine Spuren", ergänzt
Wollmershäuser. Seit Beginn des Jahres 2019 ist die Beschäftigtenzahl im Kraftfahrzeugbau
saisonbereinigt um 1,3 Prozent gesunken. Das ist wesentlich stärker als im übrigen
Verarbeitenden Gewerbe (minus 0,2 Prozent).
"Zudem meldeten rund 14 Prozent der Automobilfirmen bei einer ifo-Umfrage im Dezember
Kurzarbeit, deutlich mehr als der Schnitt der übrigen Industrie, die bei 7 Prozent lag",
sagt Wollmershäuser. Für die kommenden drei Monate erwarten sogar 19 Prozent der
Unternehmen in der Autobranche Kurzarbeit, gegen 15 Prozent in der übrigen Industrie.
„Interessanterweise stieg gleichzeitig die Nachfrage nach deutschen Autos 2019",
sagt Wollmershäuser.
"Die Kunden wurden aber nicht aus der inländischen Produktion bedient. Denn sie ist im
vergangenen Jahr um 8,9 Prozent geschrumpft, nachdem sie bereits im Jahr 2018 um 9,3 Prozent
zurückgegangen war. Vielmehr weitete die Branche die Produktion deutscher Marken an
Standorten außerhalb Deutschlands aus und führte die Autos dann nach Deutschland ein."
So legte die Produktion deutscher Automobilhersteller in anderen europäischen Ländern im
vergangenen Jahr um schätzungsweise 2,0 Prozent zu, nach einem Anstieg von 7,5 Prozent im
Jahr 2018. Gleichzeitig stiegen die deutschen Importe von Pkw aus der EU zwischen Januar und
September 2019 um 16 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.
"Eine mögliche Ursache für die Produktionsverlagerungen der deutschen Automobilhersteller ist
ein vermehrtes Umrüsten deutscher Standorte auf die Herstellung von Elektroautos.
In der Übergangsphase fällt das Angebot an neu produzierten Pkw in Deutschland weg, und die
vormals an den deutschen Standorten produzierten Pkw mit herkömmlichen Antrieben werden in
anderen europäischen Ländern hergestellt", sagt Wollmershäuser.
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 3,6 Millionen Pkw neu zugelassen und damit
171 500 Fahrzeuge oder 5 Prozent mehr als im Jahr 2018. Dabei stiegen die Neuzulassungen
deutscher Marken mit 5,1 Prozent sogar etwas stärker als die ausländischer Marken, die um
4,8 Prozent zulegten. Damit wurde die Nachfrageflaute des Jahres 2018 überwunden, in dem
die Neuzulassungszahlen zum ersten Mal seit 2013 zurückgegangen waren.
Besonders gefragt waren im vergangenen Jahr Fahrzeuge mit Hybrid- und Elektroantrieben.
Aber auch Dieselfahrzeuge konnten im Vergleich zum Vorjahr ihren Absatz leicht steigern,
nachdem der in den Jahren 2017 und 2018 im Zuge der Dieselskandale und der Diskussion um
Dieselfahrverbote eingebrochen war.
Der Anteil der Automobilbranche an der gesamten Bruttowertschöpfung beträgt 5 Prozent.
Dort arbeiten 3 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland.
Quelle: Investmentfonds.de
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