Investmentfonds.de
06.02.2020:
ifo Institut: Folgen des Coronavirus könnten Deutschland Wachstum kosten
Köln, den 06.02.2020 (Investmentfonds.de) -
Timo Wollmershäuser, ifo-Konjunkturexperte
Ein Dämpfer des chinesischen Wirtschaftswachstums um einen Prozentpunkt durch das
Coronavirus würde das Wachstum in Deutschland um 0,06 Prozentpunkte reduzieren,
sofern die Epidemie ähnlich verläuft wie die SARS-Epidemie im Jahr 2003.
Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle Berechnungen des ifo Instituts. Allerdings
spricht einiges dafür, dass die Corona-Epidemie gravierender ausfallen könnte.
In diesem Fall würde die deutsche Wirtschaft auch stärker beeinträchtigt.
"Größere Produktionsausfälle in der chinesischen Industrie könnten die Auswirkungen
des Coronavirus auf die deutsche Konjunktur spürbar verstärken", erklärt
ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser und verweist auf die wichtige Rolle
chinesischer Industriewaren für die Wertschöpfungsketten deutscher Industrieunternehmen.
Chinesische Industriewaren haben einen Anteil von 9,4 Prozent an den deutschen Importen
von Vorleistungsgütern. Die Effekte im restlichen Euroraum sind aufgrund der geringeren
Verflechtung mit China deutlich kleiner und betragen nur 0,01 Prozentpunkte des BIP-Wachstums.
Bei den Berechnungen wird unterstellt, dass sich die Epidemie größtenteils in einer
Konsumzurückhaltung in China niederschlägt und durch die großräumige Quarantäne
der Bevölkerung das Arbeitsangebot eingeschränkt wird. Beides belastet die chinesische
Konjunktur nur vorübergehend. "Die Auswirkungen auf den Konsum und die Industrieproduktion
in China dürften bereits im ersten Quartal 2020 deutlich sichtbar sein", erklärt Wollmershäuser.
Für diese Einschätzungen zieht das Team um Wollmershäuser Erfahrungen aus der SARS-Epidemie
heran. Zwischen November 2002 und Juli 2003 infizierten sich nach Angaben der WHO etwas mehr
als 5000 Personen in China. Zu einem deutlichen konjunkturellen Einbruch kam es erst im
zweiten Quartal 2003. Der Anstieg des chinesischen Bruttoinlandsprodukts schwächte sich auf
0,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal ab, nachdem die Wirtschaftsleistung zuvor noch um 2,9
Prozent zulegte. Bereits im dritten Quartal beschleunigte sich allerdings der Anstieg des
chinesischen Bruttoinlandsprodukts wieder auf 3,7 Prozent. Damit kam es nur zu sehr
kurzfristigen negativen Auswirkungen auf die chinesische Konjunktur. Dennoch dürfte
Schätzungen zufolge die SARS-Epidemie das BIP-Wachstum im Jahr 2003 um etwa 1 Prozentpunkt
gedämpft haben.
Allerdings ist nicht auszuschließen, dass der Ausbruch des Coronavirus gravierendere Folgen
hat als die SARS-Epidemie. So liegt die Anzahl der Personen in China, die derzeit mit dem
Coronavirus infiziert sind, bereits deutlich über der Anzahl der registrierten SARS-Fälle.
Auch erfolgen die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen schneller und sind zudem wesentlich
umfassender. Deshalb könnte insbesondere die Industrieproduktion in China deutlich stärker
unter den großräumigen Quarantänemaßnahmen leiden als bei der SARS-Epidemie.
Quelle: Investmentfonds.de
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