Investmentfonds.de
14.02.2020:
Fidelity Analystenumfrage: 2020 markiert Zeitenwende für Nachhaltigkeit
Köln, den 14.02.2020 (Investmentfonds.de) -
Fidelity International, FIL Investment Services GmbH
ESG schafft es weltweit auf der Unternehmensagenda nach ganz oben
Europa gibt den Ton an, aber auch in China und den USA werden ESGThemen
immer wichtiger
Insgesamt ist die Stimmung in den Unternehmen schlechter als 2019,
aber immer noch positiv
Das Jahr 2020 wird zum "Point of no Return" in Sachen Nachhaltigkeit - zu diesem
Schluss kommen die hauseigenen Analysten von Fidelity International in ihrer
jährlichen Analystenumfrage. Laut dieser Erhebung entdecken Unternehmen weltweit
zunehmend, dass sie nicht nur das Richtige tun, wenn sie Umwelt-, Sozial- und
Governance-Faktoren, kurz ESG, berücksichtigten, sondern auch, dass sich ein solches
Verhalten wirtschaftlich lohnt.
Rund 90 Prozent der Analysten von Fidelity berichten, dass nahezu alle von ihnen
beobachteten Unternehmen ESG-Themen mehr Beachtung schenkten. 2019 gaben dies nur
70 Prozent an. Ausgehend von einem deutlich stärkeren Bewusstsein für den Klimawandel
und zunehmenden Unternehmensreformen ist die Veränderung in den meisten Branchen und
allen Regionen spürbar. Dazu gehören auch Bereiche, in denen das Interesse an ESG-Themen
zuvor zu stagnieren oder erlahmen schien.
Jedes Jahr befragt Fidelity seine Analysten weltweit zur Lage in den von ihnen
beobachteten Unternehmen. Anders als viele makroökonomische Untersuchungen misst die
Umfrage von Fidelity das Sentiment direkt an der Basis. Dazu werden rund 15.000 Gespräche
mit Firmenentscheidern für ein Gesamtbild ausgewertet.
Insgesamt gibt es beim Thema Governance (Unternehmensführung) Verbesserungen, die auf
die stärkere Einflussnahme der Investoren weltweit zurückzuführen sind. Weniger
Fortschritte haben die Unternehmen jedoch in punkto Diversität in der Vorstandsebene
und im Aufsichtsrat gemacht. So berichten die meisten Analysten, dass die Vielfalt in
den Führungsgremien ihrer Unternehmen im unteren bis mittleren Bereich liege. Gegenüber
dem Vorjahr habe sich in dieser Hinsicht kaum etwas bewegt.
ESG im Aufwind in China ... und den USA
In Europa gewinnen Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen schon seit geraumer Zeit weiter
an Bedeutung. Einen festen Platz auf der Tagesordnung der Unternehmen haben sie inzwischen
aber auch in anderen Regionen wie Asien und dort besonders in China: 80 Prozent der
Analysten in China berichten in diesem Jahr über mehr Aufmerksamkeit für ESG-Fragen in
einigen bzw. allen ihren Unternehmen. Das ist ein enormer Anstieg gegenüber 63 Prozent
in der Umfrage vom letzten Jahr und 33 Prozent im Jahr 2018.
Etwas mehr als 90 Prozent der Analysten, die Kanada und die USA abdecken, geben an, dass
ESGThemen bei einigen oder allen ihren Unternehmen inzwischen einen größeren Stellenwert
genießen. 2019 sagten dies lediglich 57 Prozent.
Jenn-Hui Tan, Leiter des Bereichs Verwaltung und Nachhaltigkeit bei Fidelity International,
kommentiert: "Das steigende Interesse chinesischer Firmen an Nachhaltigkeitsthemen lässt hoffen.
Aus unserer Sicht ist es auf mehrere Faktoren zurückzuführen. So hat sich die Regierung das
Thema bessere Unternehmensführung auf die Fahnen geschrieben. Chinesische Firmen wiederum
wollen in regenerative Energien investieren, bevor die staatlichen Subventionen gekürzt
werden, und Anleger fordern mehr Transparenz in den Lieferketten. Darüber hinaus denken
immer mehr Unternehmen im Reich der Mitte über höhere Dividenden für ihre Aktionäre und
einen intensiveren Dialog mit ihren Investoren nach, um zusätzliches Kapital anzuziehen.
In den USA hat Washington zwar die Umweltauflagen deutlich gelockert.
Dennoch wächst das Interesse an ESG-Themen. Nachhaltigkeit ist wieder auf dem Vormarsch,
nachdem sie 2019 in den Hintergrund zu rücken schien. Dafür hat ausgerechnet die
amerikanische Lobbyorganisation Business Roundtable mit ihrer Neudefinition des
Unternehmenszwecks gesorgt."
Stimmungsbarometer weltweit immer noch im Positivbereich - aber nur hauchdünn
Die Analysten hatten für 2019 das Ende des synchronen Wachstums und das Ausbleiben einer
Rezession richtig vorhergesagt. In ihrer Prognose für dieses Jahr gehen sie von einem nur
leicht verbesserten Geschäftsumfeld aus. Zu einer Rezession dürfte es auch in diesem Jahr
nicht kommen. Damit sei frühestens im nächsten Jahr zu rechnen. Dafür sollen niedrige Zinsen,
der sich erholende Welthandel und der nach wie vor starke Konsum sorgen. Nur 36 Prozent der
Analysten gaben an, dass sich ihre Unternehmen auf das Ende des Zyklus vorbereiten.
2019 waren es noch 49 Prozent. Stattdessen wird von einem insgesamt ruhigeren
Jahr für die Unternehmen ausgegangen, auch wenn die geopolitischen Risiken anhalten sollten
und die Folgen des Coronavirus noch unklar sind.
Fiona O'Neill, stellvertretende Leiterin des Aktien-Researchs bei
Fidelity International, kommentiert:
"Seit Anfang 2019 haben die Rezessionsängste deutlich nachgelassen. Das gilt vor
allem für China, wo lediglich 27 Prozent unserer Analysten angeben, dass sich ihre Unternehmen
auf das Ende des Zyklus vorbereiten - ein deutlicher Rückgang nach 70 Prozent im letzten Jahr.
Tatsächlich deuten die Umfrageergebnisse zu den Investitionsplänen und die trotz bereits
niedriger Arbeitslosigkeit überraschend gestiegenen Einstellungsabsichten in allen Branchen
und Regionen darauf hin, dass viele Unternehmen eine Verlängerung des Zyklus für möglich halten.
Die derzeit große Unbekannte ist das Coronavirus: Zu Dauer oder Ausmaß der Epidemie sind kaum
verlässliche Prognosen möglich. Momentan sehen wir sie noch als kurzzeitigen Störfaktor für
Chinas Wirtschaft. Sollte es aber bis zum zweiten Quartal nicht gelingen, die Ausbreitung des
Virus wirksam zu stoppen, könnte eine Prognosekorrektur nach unten für die Weltwirtschaft
unvermeidlich sein."
Quelle: Investmentfonds.de
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