Investmentfonds.de
11.03.2020:
Donner & Reuschel Studienreihe "Standpunkte" - Das Vermögen von Morgen
Köln, den 11.03.2020 (Investmentfonds.de) -
Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei DONNER & REUSCHEL
Das Vermögen von Morgen - Was Staat, Wirtschaft und jeder einzelne tun sollte
In einer Welt im Wandel fällt es schwer, neues Vermögen zielgerichtet zu bilden.
Doch gerade in Zeiten geringer Renditen, demographischer Alterung und technologischer
Umbrüche ist es besonders wichtig, Anreize zur Vermögensbildung und zur Vermögens-
beteiligung zu vermitteln. Dabei kann insbesondere die Politik durch regulatorische
Orientierung eine schärfere Kontur und damit den Anreiz setzen, in die Zukunft zu
investieren.
Staatlich forcierte Orientierung und Aufbau von Humankapital
In der Vergangenheit war es in Zeiten bedeutender Umbrüche ein Zusammenspiel aus
privaten und öffentlichen Investitionen, das neuen Technologien die Durchsetzung
ermöglicht hat.
Um in Wachstum durch neue Technologien zu investieren und damit langfristig Vermögen
aufzubauen, muss es eine klare staatlich forcierte Orientierung im Sinne einer
verlässlichen Regulierung geben. Momentan existiert jedoch sowohl technologisch als
auch politisch eine große Unsicherheit. Zur Absicherung individueller Einkommens-
möglichkeiten in datenbasierten Ökonomien sollte zudem regulatorisch sichergestellt
werden, dass die Eigentümer von Daten bei deren Nutzung zu kommerziellen Zwecken auch
entsprechend entlohnt werden.
Zudem sollte die Politik die Demographie generationengerechter gestalten, indem sie
für die Altersvorsorge zielgerichtete Anreize zur Vermögensbildung setzt. Staatsfonds
können dabei eine sinnvolle Alternative zu konventionellen Instrumenten sein.
Deutschlands wichtigster kollektiver Wert ist die hohe Bonität des Staates. Deutschland
könnte diesen Wert nutzen, indem es "Safe Assets" - wie derzeit niedrig verzinsliche
Anleihen - emittiert und damit den Gegenwert der hohen Bonität in ein Fondsvermögen
reinvestiert.
Nachhaltigkeit wird im Rahmen der Kapitalanlage immer wichtiger
Neben den klassischen Bewertungskriterien einer Kapitalanlage - wie Rendite, Risiko,
Liquidität und Kosten - ist davon auszugehen, dass sich künftig auch Nachhaltigkeit
als eine eigene Dimension entwickelt. Allein der Gedanke, mit der Kapitalanlage
"Gutes zu tun", könnte ein Antriebsgrund sein. Umso wichtiger ist es für alle Akteure
in der Finanzbranche, ein eindeutiges Nachhaltigkeitsprofil zu entwickeln. Als
Unterstützung sollte die Politik auch hier klare und nachvollziehbare Rahmenbedingungen
setzen.
Humankapital als künftig wichtigstes Vermögen
Vor dem Hintergrund der rasanten technologischen Entwicklungen und verkürzter
Innovationszyklen müssen sich auch Bildung und Ausbildung anpassen. Der heute größte
Teil der Bildungsausgaben wird bis zu einem Lebensalter von rund 25 Jahren ausgegeben -
für ein Humankapital, das mehr als vier Jahrzehnte ein gesichertes Einkommen erzielen
soll. Dieses Muster wird sich drastisch ändern. Da Humankapital das wichtigste Vermögen
sein wird und lebenslanges Lernen notwendig ist, um dieses zu erneuern, muss das
lebenslange investieren in Humankapital für jeden sichergestellt werden. Mögliche
Instrumente hierfür wären private, aber auch betriebliche und öffentliche sowie
privat-öffentliche Bildungsangebote und Förderungen.
Alle Erwerbstätigen müssen zu Kapitalisten werden
Für die Zukunft ist es essentiell, die Beteiligung am neuen technologischen Produktiv-
vermögen auf eine deutlich breitere Basis zu stellen. Da Aktienbesitz weiterhin das
wichtigste Instrument zur breiten Beteiligung am volkswirtschaftlichen Produktivvermögen
ist, sollten im digitalen Zeitalter alle zu Kapitalisten werden. So lässt sich die durch
hocheffiziente Roboter und Künstliche Intelligenz erzeugte Wertschöpfung auf möglichst
viele Eigentümer verteilen.
Der gezielte Einsatz von Technologie - wie z.B. mit Apps zur Wissensvermittlung - kann zur
Steigerung des Know-hows über ökonomische Grundzusammenhänge beitragen. Der deutsche
Staat könnte direkt und erheblich die Einrichtung von Aktiensparplänen für Kinder fördern.
Diese Form der staatlich geförderten privaten Vorsorge sollte dann fester Bestandteil
des Lehrplans an Schulen werden. Eine stärker ausgeprägte Aktienkultur hätte eventuell
die Folge, dass mehr deutsche Unternehmen eine Börsennotiz erwägen würden. Das wiederum
würde das Thema der Aktienanlage noch weiter in das Bewusstsein breiter
Bevölkerungsschichten tragen.
Quelle: Investmentfonds.de
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