Investmentfonds.de
16.03.2020:
BNY Mellon IM: Kommentar zu den heutigen Börsenausschlägen
Köln, den 16.03.2020 (Investmentfonds.de) -
Paul Markham, globaler Aktien-Portfoliomanager bei
Newton Investment Management und Manager des BNY Mellon Global Equity Fund
"Die Märkte stellen die Nerven der Anleger auf eine harte Probe. Sie versuchen, die
Auswirkungen des Coronavirus, die Regierungsversprechen zu Konjunkturhilfen, und ein
bereits strukturell niedriges Wirtschaftswachstum im Zuge der Finanzkrise 2008-9 zu
bepreisen. Mehrere Zentralbanken hatten bereits in den letzten Tagen versucht, die
wirtschaftlichen Auswirkungen und die Marktunsicherheit zu mildern. Am Sonntag
kündigte eine Gruppe von ihnen unter Führung der Federal Reserve aggressive und
konzertierte Maßnahmen an, darunter eine Senkung der US-Zinsen um einen ganzen
Prozentpunkt. Die Fed führt die Zinssätze damit auf das Niveau von 2009 zurück und
verabreicht Liquiditätsspritzen zur Entspannung der notleidenden Kreditmärkte. Erster
Eindruck während ich diese Zeilen schreibe (Stand 11:00 Uhr): Die Anleger sind nicht
beeindruckt, die Börsen in Asien und Europa brechen weiter ein.
Viele Anleger sahen die frühe Phase der aktuellen Marktvolatilität als "gesunde
Korrektur" nach einer Phase des Überschwungs. In den letzten Wochen wuchs jedoch die
Angst, dass der wahre Sturm uns erst noch bevorsteht. Der saudisch-russische
Ölpreiskrieg, der die Marktturbulenzen beschleunigt hat, hätte den Volkswirtschaften
mit billiger Energie neuen Schwung geben können, bringt bislang aber offenbar keine
Erleichterung, weil immer mehr Verbraucher krank werden, von zu Hause aus arbeiten oder
sich selbst isolieren, um Covid-19 zu entgehen. Das Reiseverbot zwischen den USA und
Europa und die strengen landesweiten Sperren haben das Gefühl der Krise noch verstärkt.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden voraussichtlich erheblich sein. Selbst wenn
die Börsen sich im Laufe des Jahres wieder erholen sollten, werden sie nicht unbedingt
wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Die schon erwähnten Zinssenkungen sind zwar eine
wichtige Hilfe dabei, die erschütterten Märkte zu stabilisieren, aber sie können den
Angebotsschock durch die in China unterbrochenen Lieferketten nicht auffangen.
Die Ausschläge der Märkte weltweit in beide Richtungen dürften vorerst extrem bleiben,
und vor allem Aktien werden weiterhin volatil sein. Chancen bieten sich jedoch bereits
jetzt in finanzstarken Unternehmen mit mehrjährigem Wachstum und differenzierten
Geschäftsmodellen. Viele davon sind derzeit zu wesentlich niedrigeren Preisen
erhältlich als noch vor einem Monat. Anleger werden starke Nerven brauchen, und die
Lage kann sich weiter verfinstern, bevor wir wieder Licht am Ende des Tunnels sehen
- aber für langfristig orientierte Anleger zeichnen sich bereits attraktive
Einstiegsmöglichkeiten ab."
Quelle: Investmentfonds.de
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