Investmentfonds.de
17.03.2020:
ifo Ökonomenpanel: Volkswirte befürworten Senkung der Unternehmensteuern
Köln, den 17.03.2020 (Investmentfonds.de) -
Prof. Dr. Niklas Potrafke, ifo Institut München
Deutschland sollte seine Steuersätze für Unternehmen senken. Diese Position
vertritt die Mehrheit der befragten Volkswirte im Ökonomenpanel, eine Befragung
vom ifo Institut und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
53 Prozent der befragten 104 Wirtschaftswissenschaftler stimmten der Aussage zu,
Deutschland sollte die Unternehmensteuern senken, wie andere Länder es schon
getan haben. Ablehnend äußerte sich ein knappes Viertel. Eine knappe Mehrheit
der Ökonomen ist für eine Verringerung der Körperschaftsteuer um ein Drittel auf
10 Prozent. In dem Fall sänke die Gesamtbelastung auf 25 Prozent. Damit liege
Deutschland in einem ähnlichen Bereich wie vergleichbare Staaten. Viele Ökonomen
schätzen den Rückgang des Steueraufkommens für diesen Fall auf 10 Milliarden Euro,
einige halten ihn für geringer. Einzelne Teilnehmer bezifferten den möglichen
Ausfall auf 13 oder 14 Milliarden Euro.
Wenig eindeutig ist das Meinungsbild, was eine Mindeststeuer angeht. Nur ein gutes
Drittel glaubt, dass der auf globaler Ebene diskutierte Vorschlag geeignet ist, den
Steuerwettbewerb zu begrenzen. Ein Fünftel glaubt das nicht.
Klar ist hingegen die Einschätzung zum sogenannten Country-by-Country-Reporting,
das multinationale Unternehmen verpflichtet, den Finanzbehörden länderbezogene
Berichte mit wichtigen Kennziffern vorzulegen. 60 Prozent halten das für ein
sinnvolles Instrument zur Bekämpfung von Steuervermeidung. Während sich die
Unternehmen und Verbände gegen eine Veröffentlichung wehren, weil sie um ihre
Geschäftsgeheimnisse fürchten, fordert das Europäische Parlament eine
Veröffentlichung der Daten. 66 Prozent der Ökonomen schlagen sich auf die Seite
der Abgeordneten. Nur 15 Prozent der Befragten lehnen das ab.
"Überrascht hat mich die große Unterstützung für eine verpflichtende
Veröffentlichung des Country-by-Country-Reportings in der EU, obwohl dies einen
Bruch des Steuergeheimnisses darstellt", sagt Thiess Büttner von der Universität
Erlangen-Nürnberg, der den Fragenkatalog erstellt hat. "Offenbar sind die Regeln
zur Besteuerung so komplex, dass mit einer großen Diskrepanz zwischen tatsächlicher
und tariflicher Belastung gerechnet wird."
Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts, sieht öffentliches
Country-by-Country-Reporting kritisch: "Die Daten liefern nützliche Informationen
für die Steuerverwaltungen, und sie sollten anonymisiert für wissenschaftliche Analysen
verfügbar sein. Daten einzelner EU-Unternehmen zu veröffentlichen, halte ich dagegen
für kontraproduktiv. Das nützt nur außereuropäischen Konkurrenten und schafft Anreize,
vor allem Holding-Gesellschaften außerhalb der EU anzusiedeln."
Quelle: Investmentfonds.de
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