Investmentfonds.de
24.03.2020:
Wirtschaftlicher Einbruch Hoffen auf sinkende Neuinfektionszahlen
Köln, den 24.03.2020 (Investmentfonds.de) -
Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel
Donner & Reuschel: Mumm kompakt - Wirtschaftlicher Einbruch -
Hoffen auf sinkende Neuinfektionszahlen - Sorgen um die USA
Die deutsche Politik vollzieht eine Gratwanderung zwischen einem ausgeweiteten
Lockdown zur Abflachung der exponentiellen Ansteckungskurve, einem kontrollierten
Verlauf der Ausbreitung und der Aufrechterhaltung einer möglichst hohen wirtschaft-
lichen Aktivität - v.a. bezogen auf Überlebensnotwendigkeiten.
Diese Vorgehensweise wird die kommenden Monate - ggf. Jahre - prägen. Doch wäre
ein lang anhaltender Lockdown nicht sinnvoll, da ein wirtschaftlicher Stillstand
die Voraussetzungen für ein schnelles Hochfahren der Produktion nach der Krise
einschränkt und der Virus sich trotzdem wieder ausbreiten könnte, solange kein
Impfstoff gefunden ist. Ein freier Verlauf der Infektionen hingegen würde zu
Kapazitätsengpässen in den Krankenhäusern und einer humanitären Katastrophe
führen.
Die Wirkung der mittlerweile auf den Weg gebrachten politischen und geldpolitischen
Sofort-Maßnahmen muss erstmal abgewartet werden. Sobald die exponentielle Ansteckungs-
kurve ausreichend abflacht, müssen die Beschränkungen in kleinen Schritten gelockert
werden, um einen möglichst kontrollierten Verlauf der Infektion breiter Bevölkerungs-
teile zu gewährleisten. Diese Vorgehensweise spricht immer mehr für einen U- oder
L-förmigen Verlauf der konjunkturellen Entwicklung in 2020. Langsame Aufholeffekte
dürften im Laufe des zweiten Halbjahres beginnen und wohl erst in 2021 zu einem
deutlichen Wachstumsschub führen.
Die deutschen, europäischen und US-Einkaufsmanagerindizes verdeutlichen in dieser Woche
den anstehenden Abschwung und auch der GfK-Konsumklimaindex wird schwächer erwartet.
Die Veröffentlichung der Erstanträge für Arbeitslosenhilfe in den USA am Donnerstag
ist einer der wichtigsten Indikatoren, da aufgrund des flexiblen Arbeitsmarkts,
verschlechternde wirtschaftliche Aussichten schnell für eine Anpassung der Kapazitäten,
also Entlassungen, sorgen. Entsprechend wird mit einem deutlichen Anstieg von 281.000
auf bis zu eine Million gerechnet. Da der private Konsum die wichtigste Stütze der
US-Konjunktur ist, wäre eine schnelle politische Antwort in Form eines Hilfsprogramms
gegen die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Coronakrise umso wichtiger.
Quelle: Investmentfonds.de
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