Investmentfonds.de
25.03.2020:
JK Capital Kommentar: Update zu den Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die Renten- und Aktienmärkte in Asien
Köln, den 25.03.2020 (Investmentfonds.de) -
Fabrice Jacob, CEO von JK Capital Management Ltd., Hong Kong,
ein Unternehmen der La-Française-Gruppe
Asiatische Anleihen verzeichneten in der vergangenen Woche starke Kursrückgänge,
als eine Welle der Risikoreduzierung über die globalen Märkte hinwegfegte.
Als die Infizierungen und Sterberaten des COVID-19-Virus weltweit stiegen und die
Mehrheit der westlichen Industrieländer begann, ihre Bevölkerung durch massive
Einschränkungen zu schützen, wurden die enormen wirtschaftlichen Auswirkungen der
Krankheit sichtbar. Die asiatische Anleiheklasse in US-Dollar, die während des
Ausbruchs in China mit einer gewissen relativen Stabilität und sogar mit einer
überdurchschnittlichen Performance im Februar und Anfang März gehandelt wurde,
verzeichnete nach den starken Kurseinbußen in den USA und Europa in der vergangenen
Woche eine deutliche Zunahme der Volatilität. Bedenken über die mögliche Auflösung
von Hedgefonds-Positionen verschärften die Situation, insbesondere in den USA, wo
ein großes ETF-Exposure am US-Anleihenmarkt zu einem deutlichen Anstieg
willkürlicher Verkäufe von Hochzins- und Investment-Grade-Anleihen führte.
Unterdessen wurde die Möglichkeit der Sell-Side-Institutionen, Liquiditätspuffer
für den Markt bereitzustellen, aufgrund der im Zuge der Finanzkrise von 2008
auferlegten Dodd-Frank-Regeln, stark eingeschränkt. In einem solchen Umfeld ist es
nicht überraschend, dass die Kurse festverzinslicher Anlagen begannen, sich deutlich
von den Fundamentaldaten abzuheben. Trotz Anzeichen einer Stabilisierung des Virusaus-
bruchs in China haben alle Sektoren in Asien, die outperformed haben, leider nur wenig
von der globalen Abwärtsbewegung und den liquiditätsbedingten Verkäufen profitiert.
Allerdings sollte beachtet werden, dass die Märkte trotz dramatischer Nachrichtenlage
letztendlich ihren Tiefststand finden werden, sobald sich die Verbreitung des Virus
unweigerlich stabilisiert - insbesondere angesichts der umfassenden monetären und
fiskalpolitischen Anreize an praktisch jedem wichtigen Finanzzentrum der Welt. Ein
ermutigendes Zeichen auf dem asiatischen Hochzinsmarkt ist die Ankündigung von
Rückkäufen von Unternehmensanleihen. Obwohl diese Angebote bisher zu erheblich
reduzierten Bewertungen erfolgten, erwies sich diese Entwicklung während des
vergleichbaren Marktcrashs von 2008 als einer der wichtigsten Katalysatoren für
eine mögliche Marktstabilisierung. Angesichts der schlechten Liquidität, die an
den globalen Kreditmärkten vorherrscht und sich in den extrem großen Bid-Offer-Spreads
widerspiegelt, wird sich die Beibehaltung einer strikten Konzentration auf die
Fundamentaldaten der Unternehmen sowie einer objektiven Bewertung der Vermögenspreise
letztlich als ein entscheidender Faktor für die Bewältigung dieser extrem schwierigen
Zeiten erweisen.
Auf der Aktienseite ist die Lage etwas besser, da die wichtigsten Aktienmärkte im
asiatischen Raum weiterhin sehr liquide sind. Der A-Aktienmarkt Chinas (Shanghai
und Shenzhen) ist in dieser Hinsicht außergewöhnlich und hat in diesem Jahr bisher
eine sehr deutliche Outperformance gegenüber dem Rest der Welt erzielt. Es sei daran
erinnert, dass der Markt für A-Aktien weitgehend von der heimischen Wirtschaft bestimmt
wird (die ausländische Beteiligung liegt nach wie vor im einstelligen Bereich),
und dass China im Kampf gegen das Coronavirus der Welt voraus ist. Die chinesische
Regierung hat es geschafft, nach mehr als zwei Monaten der Abriegelung etwa 80 Prozent
ihrer Wirtschaftstätigkeiten wieder zu aktivieren und konzentriert sich nun auf die
wirtschaftliche Belebung. Wie Bloomberg am 23. März in einem Artikel schrieb,
"schwimmt China in Bargeld mit den günstigsten Finanzierungen seit 2006". Dies steht
in starkem Gegensatz zur Situation in den USA, wo der Renditeabstand zwischen den
US-Commercial-Papers und den risikofreien Zinssätzen den höchsten Stand seit der
globalen Finanzkrise 2008 erreicht hat.
Hongkong, Taiwan und Korea haben ihre Liquidität ebenfalls gut erhalten, da die
nationalen Investoren auf diesen Märkten (sowohl Privatanleger als auch institutionelle
Anleger) in der Regel über hohe Barreserven verfügen. Sie werden von einer
Kaufmöglichkeit angelockt, die sie als einmalige Gelegenheit im Jahrzehnt wahrnehmen
könnten. Mit anderen Worten: Jeder ausländische Investor, der an einem dieser Märkte
verkaufen möchte, wird wahrscheinlich einen lokalen Käufer finden. Die Stabilität des
chinesischen RMB und des taiwanesischen Dollars sind weitere Gründe, warum diese beiden
Märkte relativ sichere Handelsplätze sind.
In Südostasien (Indien, Indonesien, Thailand, Malaysia, Philippinen) ist die Situation
komplizierter. Die Währungen dieser Länder haben in den letzten Tagen starke Abwertungs-
bewegungen erfahren, die einen starken Verkaufsdruck von ausländischen Investoren ohne
ein großes nationales Kaufinteresse auslösten. Eine Reihe von Unternehmen in diesen
Märkten erfuhren Tag für Tag einen "Limit-Down" und wurden infolgedessen vom Handel
ausgesetzt. Und das, obwohl ein Ölpreis von 22 Dollar pro Barrel eigentlich ein Grund
zum Feiern hätte sein sollen. Diese Märkte könnte man als völlig entkoppelt und die
Bewertungen als bedeutungslos bezeichnen. Das erklärt, warum China-Fonds heutzutage in
der Regel eine bessere Performance als Asien-Fonds aufweisen.
Die entscheidende Frage ist, ob wir eine zweite Welle von Ausbrüchen in China erleben
werden. Leider hat sich die Situation in Korea, Singapur und Hongkong in den letzten
Tagen verschlechtert, da auch Staatsangehörige dieser Länder aus Europa zurückkamen,
die Krankheit mitbrachten und die Quarantänemaßnahmen missachteten.
Die Situation in China scheint jedoch unter Kontrolle zu sein. Und das ist die
wichtigste Nachricht für den Rest der Welt, der genau beobachtet während er am Rande
des Abgrunds steht.
Quelle: Investmentfonds.de
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