Investmentfonds.de
27.03.2020:
BlueBay`s View: Corona-Bonds scheinen nicht mehr sehr weit entfernt
Köln, den 27.03.2020 (Investmentfonds.de) -
Mark Dowding, Partner und Chief Investment Officer von BlueBay
Die neue Marktmacht der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB)
beim Kauf von Unternehmensanleihen bedeutet, dass die Zentralbanken der finale
Käufer im Markt sind (gewissermaßen "buyer of last resort") und der Steuerzahler
letztlich bereitsteht, um die potenziellen Verluste für die Wirtschaft aufzufangen.
Indes - den meisten Schwellenländern steht diese Möglichkeit nicht zur Verfügung,
sie sind oft auf externe Kapitalzuflüsse angewiesen. Ohne Ersparnisse oder
ausgeglichene Bilanzen wird es spannend sein, wie einzelne Schwellenländer mit dem
Internationalen Währungsfonds (IWF) über ein Schulden-Moratorium verhandeln.
Dazu kommt: Wenn sich die Spreads von Unternehmensanleihen sowohl mit hoher wie
auch mit geringer Bonität deutlich ausgeweitet haben, wird das den Drang von
US- und europäischen Investoren reduzieren, Erträge in weit abgelegenen Ländern
zu suchen, wenn es genügend Gelegenheiten zu Hause gibt.
Dennoch wäre es falsch, alle Schwellenländer über einen Kamm zu scheren. Es wird
Geschichten des Erfolgs und des Scheiterns geben. Jedoch erscheint es uns
wahrscheinlich, dass die Staaten mit höheren Ersparnissen und geringerer Verschuldung
besser für diesen Sturm gerüstet sind.
Wir glauben, dass die Unsicherheit an den Märkten in den kommenden Wochen noch
erheblich sein wird. Es ist unrealistisch zu glauben, dass die Märkte einfach in
einer Rally die Verluste genauso schnell wieder aufholen. Jedoch scheint es im
Augenblick berechtigt, die Risiken im Portfolio zu erhöhen, um von der starken
Reaktion der Geld- und Fiskalpolitik zu profitieren. Im Gegensatz zur Finanzkrise
2008 haben die Zentralbanken dieses Mal einen viel stärkeren Auffangmechanismus
installiert.
Eine Vereinbarung über gemeinsame "Corona-Bonds" und eine Letztsicherung des gesamten
Euroraums durch den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) liegt vielleicht
noch nicht vor - allerdings sieht dieser Schritt zu einer gemeinschaftlichen Haftung
für Schulden, der die Eurozone auf eine neue Stufe heben würde, plötzlich nicht mehr
weit entfernt aus.
Quelle: Investmentfonds.de
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