Investmentfonds.de
06.05.2020:
ifo Appell: Bildung ermöglichen!
Köln, den 06.05.2020 (Investmentfonds.de) -
Prof. Dr. Ludger Wößmann, Leiter des Zentrums
für Bildungsökonomik am ifo Institut München
Ökonom*innen wollen Unterricht für alle Altersgruppen
München/Berlin, 5. Mai 2020 - Über 90 namhafte deutsche
Ökonom*innen aus der Bildungsforschung fordern "umfassende
Maßnahmen, um frühkindliche und schulische Bildung in
Deutschland sofort in angepasstem Format für alle
Altersgruppen anzubieten". Das geht aus einem Appell unter
dem Titel "Bildung ermöglichen!" hervor, der von einer
sechsköpfigen Gruppe erarbeitet wurde, zu denen ifo-Forscher
Ludger Wößmann und C. Katharina Spieß vom DIW Berlin gehören
sowie Forscher der FU Berlin, der KU Eichstätt-Ingolstadt
und der Uni Würzburg.
Vor dem Hintergrund des auch in den kommenden Wochen allenfalls
eingeschränkt möglichen Kita- und Schulbetriebs wird in dem
sechsseitigen Papier dargelegt, wie konkrete Maßnahmen aussehen
könnten - von der Optimierung des Distanzlernens bis zur
Überarbeitung von Lehrplänen.
"Geschlossene Schulen und Kitas haben gravierende Folgen:
Es wird nicht nur weniger neues Wissen vermittelt. Der Verlust
bereits erworbener Fähigkeiten fällt auch umso größer aus,
je länger ein normaler Schul- und Kitabetrieb nicht möglich ist.
Dies hat langfristig deutliche negative Effekte auf die Gesamt-
wirtschaft", sagt Ludger Wößmann, Leiter des Zentrums für
Bildungsökonomik am ifo Institut.
C. Katharina Spieß, Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am
Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), sagt:
"Sozial benachteiligte Kinder und solche mit Lernschwierigkeiten
sind von den Schließungen besonders betroffen - ihnen werden Orte
der Fürsorge, Förderung und Verpflegung mit ausgewogenen Mahlzeiten
entzogen, zudem fallen sie beispielsweise beim Erlernen der
deutschen Sprache zurück, wenn zu Hause kein Deutsch gesprochen wird.
Auf diese Weise vergrößern Kita- und Schulschließungen die
Unterschiede in Lerngruppen und darüber hinaus werden soziale
Ungleichheiten in der Gesellschaft verstärkt. Das Humankapital
von morgen kann sich nicht optimal entwickeln."
Maßnahmen erstrecken sich über drei Phasen
Deshalb muss dem Aufruf zufolge schnell gegengesteuert werden.
In einem ersten Schritt komme es darauf an, allen Schüler*innen das
Lernen zu Hause mit entsprechender technischer Ausstattung und
fachlicher Unterstützung zu ermöglichen. Gleichzeitig müssten
pädagogische Fachkräfte inklusive der Lehrer*innen mit Blick
auf die Konzeption digitalen Unterrichts und Lernens schnellstmöglich
geschult werden. Sollte Distanzlernen in einzelnen Haushalten nicht
möglich sein, müssen die Kinder in eine Notbeschulung aufgenommen
werden. Auch in Kitas ist es angezeigt, altersgerechtes Fördermaterial
zum Vorlesen, Malen und Spielen zur Verfügung zu stellen und über
Videoanrufe oder Telefonate regelmäßig Kontakt zwischen Fachkräften
sowie Kindern und Eltern herzustellen.
Im zweiten Schritt müsse umgehend der Besuch von Kitas und Schulen
allen Kindern und Jugendlichen, also unabhängig etwa von der
Altersgruppe oder dem Beruf der Eltern, zumindest zeitweise wieder
ermöglicht werden. Kleingruppen, die sich tage- oder wochenweise
abwechseln, seien dafür geeignet. Zudem brauche es Konzepte für
Zusatzförderungen, die vor allem leistungsschwächeren Kindern und
Jugendlichen erlaubten, Boden gut zu machen. Schließlich sollten im
dritten Schritt die Bildungs- und Lehrpläne von Kitas und Schulen für
das kommende Jahr angepasst werden, auch auf Basis erster wissenschaft-
licher Evaluierungen des Lernens von zu Hause.
In jedem Fall, so die Initiator*innen des Aufrufs, müsse schnell und
umfassend gehandelt und zudem klar zu Strategien und Konzepten
kommuniziert werden, um Kindern, Jugendlichen, Eltern und Pädagog*innen
eine klare Perspektive zu geben und sie nicht länger zu verunsichern.
Initiator*innen des Aufrufs sind Alexander M. Danzer (Katholische
Universität Eichstätt-Ingolstadt), Natalia Danzer (Freie Universität
Berlin), Christina Felfe de Ormeno (Julius-Maximilians-Universität
Wu?rzburg), C. Katharina Spieß (DIW Berlin und FU Berlin),
Simon Wiederhold (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt) und
Ludger Wößmann (ifo und LMU München).
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Quelle: Investmentfonds.de
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