Investmentfonds.de
02.06.2020:
J.P. Morgan Asset Management: "Sichere Anlagehäfen" neu denken
Köln, den 02.06.2020 (Investmentfonds.de) -
Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management
Eine Folge der Corona-Krise ist, dass eine breitere Definition der
'sicheren Häfen' notwendig wird, um Portfolios langfristig
widerstandsfähiger zu machen
Frankfurt, 29. Mai 2020 - Die dramatische Marktentwicklung im März hatte
viele Marktteilnehmer zu einer Flucht in Liquidität veranlasst.
Vorübergehend kam es zu einem gleichzeitigen Kursrückgang sowohl bei
Risikoanlagen, als auch bei den vermeintlich 'sicheren Häfen der Staats`-
anleihen. Für viele Anlegerportfolios hatte das zur Folge, dass in der
Phase der größten Unsicherheit die klassische Diversifikation zwischen
qualitativ hochwertigen Anleihen und Aktien nicht mehr funktioniert hat.
Die expansiven Maßnahmen der Zentralbanken haben geholfen, die Liquiditäts-
sorgen der Marktteilnehmer zu reduzieren und haben zu fallenden
Korrelationen zwischen Aktien und Anleihen geführt, so dass eine breite
Diversifikation der Anlagen wieder besser funktionieren sollte.
Doch eine gravierende Folge der Zentralbankintervention war der
dramatische Rückgang der Renditen für US-Treasuries. Wie ein Großteil
der Staatsanleihen aus Industrieländern notieren auch diese nun mit
negativen realen Renditen. Das bedeutet aber auch, dass Anleger nach
Abzug der Inflation damit quasi für den Portfolioschutz bezahlen müssen,
den diese Anleihen bieten[...]
"Die Allokation wird sich je nach Anlegerbedürfnis unterscheiden, aber ein
Blick über den Tellerrand ist dringlicher den je", erklärt Galler.
Breitere Definition von "sicheren Häfen" notwendig
Die Analysen von J.P. Morgan Asset Management deuten darauf hin, dass
traditionelle "sichere Häfen" wie hochwertige Staatsanleihen, Reserve-
währungen und Gold weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Zugleich können
aber auch alternative Anlagen - zum Beispiel Immobilien aus dem Core-Segment
und Infrastruktur - ebenfalls attraktive sichere Eigenschaften bieten,
was von den Opportunitätskosten und Anlagezielen abhängt.
"Um widerstandsfähigere Portfolios aufzubauen, ist es sinnvoll, die
Definition der 'sicheren Häfen' zu erweitern. Dabei gilt es jeweils die
stabilisierenden Merkmale und Opportunitätskosten zu berücksichtigen,
deren relative Bedeutung für den Anleger abzuwägen ist: liquide bleiben,
stabile Erträge erhalten, von Marktverzerrungen opportunistisch
profitieren", erläutert der Experte.
So können nach Ansicht der Experten von J.P. Morgan Asset Management
Anleihen weiterhin zur Diversifikation beitragen, da langfristig ein
bescheidenes Wachstum und eine geringe Inflation vorerst niedrige Zinsen
erwarten lassen. Anleger müssen sich aber dessen bewusst sein, dass viele
Anleihen mittlerweile nur noch einen Diversifizierungseffekt zur
Absicherung und keine realen Erträge mehr bieten.
Auch der US-Dollar zählt weiterhin zu den "sicheren Häfen": "Der US-Dollar
ist äußerst liquide und korreliert in schwierigen Marktphasen in der Regel
negativ mit Risikoanlagen", sagt Tilmann Galler. In Zukunft könnte er jedoch
weniger gewinnbringend sein: "Nach Jahren der Aufwertung ist der Greenback
nach dem Konzept der Kaufkraftparitäten eine der teuersten Währungen der
Welt. Die Unterstützung durch das hohe Zinsdifferential ist aufgrund der
Zinssenkungen der Fed auch weniger geworden. In unseren langfristigen
Schätzungen rechnen wir deshalb mit einer deutlichen Abwertung des
US-Dollars", erläutert Galler.
Gold habe in verschiedenen Konjunktur- und Marktszenarien für Stabilität
gesorgt. "Die Attraktivität von Gold als 'sicherer Hafen' könnte wie in
der Corona-Krise weiter zunehmen, da die niedrigen Renditen die Opportunitäts-
kosten des Goldinvestments senken. Sollte sich eine anhaltenden
Geldfinanzierung der Staatsausgaben durchsetzen, wäre der Status des
US-Dollar als Wertspeicher geschwächt", sagt der Stratege.
Immobilien aus dem Core-Segment könnten nach Darstellung der Experten
stabile, hochwertige Ertragsströme bieten, die ihre mangelnde Liquidität
deutlich wettmachen. Darüber hinaus würden sie eine relativ geringe, wenn
auch positive Korrelation mit Aktien sowie eine schwächere Volatilität
aufweisen.
Infrastruktur habe ähnliche Merkmale eines "sicheren Hafens" wie Immobilien
und darüber hinaus einen vielversprechenden Ausblick angesichts der
Nachfrage nach grünen Projekten.
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Quelle: Investmentfonds.de
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