Investmentfonds.de
09.06.2020:
JK Capital Kommentar: US-Tamtam gegenüber China
Köln, den 09.06.2020 (Investmentfonds.de) -
Fabrice Jacob, CEO von JK Capital Management Ltd.,
ein Unternehmen der La-Française-Gruppe
Ton gegenüber China verschärft sich weiter im US-Wahlkampf
Mit mehr Marktvolatilität ist zu rechnen
Ist Donald Trump ein Papiertiger? Das ist die wachsende Meinung in Asien,
während wir Zeugen seiner täglichen Hetzrede gegen die chinesische Regierung
werden, die mehr als alles andere einer Wahlstrategie ähnelt, um Joe Biden
im November zu besiegen. Die wachsende Aggressivität gegenüber China, die
in auffälligem Kontrast zu einer ausbleibenden Reaktion Pekings steht,
lässt uns fragen, welche Maßnahmen Trump gegen China ergreifen könnte, um
China so zu schaden, dass es den Forderungen Trumps nachgebe. Und was
verlangt Trump von China überhaupt? Es ist alles andere als klar, abgesehen
von der Reform seines politischen Systems, was offensichtliches
Wunschdenken ist.
Eine im Mai ergriffene Maßnahme zielte auf Huawei ab. Die gegen Huawei
verhängten Sanktionen waren jedoch lange im Voraus angekündigt worden,
sodass das Unternehmen genügend Zeit hatte, die US-Chips zu beschaffen,
die es für die Herstellung von 5G-Telekommunikationsgeräten benötigt.
Angesichts der Schäden, die China und die USA einander zufügen können -
sollte China auf die Sanktionen gegen Huawei mit einem Verbot aller
Exporte von US-Chips nach China reagieren - halten wir es für
wahrscheinlich, dass eine Einigung erzielt wird, bevor Huawei die
US-Lieferungen ausgehen. Die Tatsache, dass Huaweis Chiphersteller TSMC
am gleichen Tag ankündigte, dass er in Arizona eine 12 Milliarden
US-Dollar teure Fabrik zur Herstellung von Chips, einschließlich der
höchstwahrscheinlich für Huawei bestimmten Komponenten, bauen werde, ist
kein Zufall. Peking hatte monatelang damit gedroht, eine Liste
"unzuverlässiger Unternehmen" aufzustellen - also US-Firmen, die China
gegebenenfalls auf eine schwarze Liste setzen könnte. Staatlich kontrollierte
Zeitungen brachten bereits die Namen von Boeing, Apple, Cisco und Qualcomm
in Umlauf.
Angesichts der Anfechtungen seitens der US-Regierung besteht Chinas Strategie
interessanterweise darin, eine Politik der Offenheit gegenüber US-Unternehmen
zu verfolgen. In der Tat werden ausländische Direktinvestitionen (ADI) der
USA in China relativ systematisch genehmigt und sind mit etwa 15 Milliarden
US-Dollar pro Jahr bemerkenswert stabil geblieben. Ein gutes Beispiel dafür
ist Tesla, das im Oktober letzten Jahres seine 5-Milliarden-Dollar-Fabrik
in Shanghai mit erheblichen finanziellen Anreizen durch die Stadtverwaltung
von Shanghai eröffnete. Auf der anderen Seite sind die chinesischen ADI
wenig überraschend von 46 Mrd. USD im Jahr 2017 auf 5 Mrd. USD im Jahr
2019 zusammengebrochen.
In der Hongkong-Frage, für die Peking diesen Monat beschloss, ein Gesetz zur
nationalen Sicherheit zu verabschieden, war die Reaktion der Trump-Regierung
ebenfalls sehr lautstark, aber ohne Substanz. Eine Bestrafung Hongkongs,
wo 1.200 amerikanische Unternehmen tätig sind, und seiner 7 Millionen Einwohner,
die, wenn überhaupt, mehr Opfer als Täter sind, würde Trumps eigentliches Ziel,
nämlich China, verfehlen. Und ein direkter Schlag gegen China könnte für die
USA nach hinten losgehen, sollte China gegen US-Interessen auf seinem
Hoheitsgebiet vorgehen. Mit anderen Worten: China ist nicht Iran oder Nordkorea.
China und die USA brauchen einander mehr als je zuvor. Deshalb schließen wir
uns auch nicht der in diesen Tagen von den Medien verbreiteten Theorie eines
neuen Kalten Krieges zwischen den beiden Ländern an.
Sollte Trump China wirklich schaden wollen, gibt es unserer Ansicht nach nur
eine Möglichkeit: Ausschließung aller chinesischen Banken vom US-Dollarsystem.
Dies hätte verheerende Auswirkungen auf China und die chinesische Wirtschaft.
Es würde höchstwahrscheinlich eine globale Krise, wenn nicht gar einen echten
Krieg auslösen. Solange die Hardliner in Washington diese "nukleare" Option
nicht einmal erwähnen, betrachten wir die anhaltende Anti-China-Rhetorik als
nichts anderes als Wahlpolitik.
Mit anderen Worten: Je intensiver der US-Wahlkampf bis November wird, desto
mehr Tamtam sowie Marktvolatilität erwarten wir. Nichtsdestotrotz wird der
geopolitische Rahmen unseren grundlegenden Investitionsansatz weder
beeinflussen, noch wird er uns von der makroökonomischen Analyse abbringen,
die wir für jedes Land unseres Investitionsuniversums durchführen. Und an
dieser Stelle ist die Erholung nach Corona im Gange. Die Autoverkäufe in
China stiegen im April um 4,4 % gegenüber dem Vorjahr und dürften im Mai
zweistellig gewachsen sein. Die Immobilienverkäufe gingen im April im Vergleich
zum Vorjahr nur um 2,1 % zurück und lagen damit praktisch wieder auf dem
Niveau des Vorjahres. Während des jährlichen Nationalen Volkskongresses
kündigte China ein Konjunkturpaket in Höhe von 4 Milliarden RMB an, das das
komplette Finanzpaket auf etwa 4 % des BIP erhöhen wird, ähnlich wie in der
globalen Finanzkrise 2009. In seiner Abschlussrede machte Chinas Premierminister
Li Keqiang deutlich, dass eine monetäre Förderung durch Zinssenkungen und ein
beschleunigtes Kreditwachstum zu erwarten sei. Die Großbanken sind von der
Zentralregierung aufgefordert, in diesem Jahr 40 % mehr Kredite an kleine und
mittlere Unternehmen zu vergeben als im vergangenen Jahr.
Außerhalb Chinas wurden die Zinssätze im Mai in Korea um 25 Basispunkte
(bis auf 0,50 %) und in Indien um 40 Basispunkte (bis auf 4 %) gesenkt. Wir
waren überrascht von der Entscheidung der indonesischen Zentralbank, ihre
Zinssätze trotz der Auswirkungen, die Corona auf die Wirtschaft hat,
unverändert bei 4,5 % zu belassen. Dies war vielleicht der Grund für den
starken Wiederanstieg der Rupiah. Im Mai legte die Währung gegenüber dem
USD um 3,3 % zu. Damit betrug ihr Kursgewinn in den letzten zwei Monaten 10,7 %.
Zahlenquelle: Bloomberg
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Quelle: Investmentfonds.de
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