Investmentfonds.de
24.06.2020:
J.P. Morgan AM: Darum sind die Brexit-Risiken wieder Thema
Köln, den 24.06.2020 (Investmentfonds.de) -
Karen Ward, Chief Market Strategist EMEA bei
J.P. Morgan Asset Management
Eigentlich schien das Thema Brexit nicht mehr auf der Agenda:
Das Vereinigte Königreich (UK) ist zwar am 31. Januar aus der
Europäischen Union (EU) ausgetreten, und wegen der elfmonatigen
Übergangsfrist hat sich für die Wirtschaft tatsächlich nichts
geändert. Im Austrittsabkommen wurde aber auch festgehalten,
dass das Vereinigte Königreich eine Verlängerung des Übergangs-
zeitraums beantragen könnte, wenn seiner Ansicht nach mehr Zeit
für Verhandlungen erforderlich sei. Und dies müsste bis zum
30. Juni beantragt werden. Und deshalb spricht man jetzt wieder
über den Brexit. Boris Johnson hat nun angekündigt, die Brexit-
Gespräche wiederbeleben zu wollen.
Sollte keine Verlängerung beantragt werden, könnte dies zu einem
Knackpunkt gegen Jahresende führen: Entweder wird in den nächsten
sechs Monaten ein Durchbruch in Form eines Freihandelsabkommens
erreicht, oder das Vereinigte Königreich tritt aus und wird
Handelspartner nach den Regeln der Welthandelsorganisation WTO.
Nach Ansicht von Karen Ward, Chief Market Strategist EMEA bei J.P.
Morgan Asset Management, wäre eine negative Reaktion der Märkte
auf das Verstreichen der Frist vom 30. Juni ist unwahrscheinlich,
sofern nicht beide Seiten ausdrücklich festhalten, dass weitere
Verhandlungen zwecklos seien und Vorbereitungen auf einen
No-Deal-Ausstieg getroffen werden sollten. Zentrale Erwartung ist,
dass beide Seiten bis zum Beginn des vierten Quartals weiterhin
laut mit den Säbeln rasseln, um möglichst viele Zugeständnisse zu
erreichen. Es wird so aussehen, als bestünde keine Aussicht auf
ein Abkommen. Mit näher rückendem Jahresende dürfte sich jedoch
der Pragmatismus durchsetzen und eine Lösung gefunden werden.
Es bestehen allerdings erhebliche Risiken, derer sich Anleger
bewusst sein sollten. Das britische Pfund könnte größeren
Schwankungen ausgesetzt sein. Da nahezu 80 % der Erlöse aller
FTSE 100-Unternehmen aus dem Ausland stammen, wird dies auch
Folgen für den Aktienmarkt haben, denn eine Aufwertung des Pfunds
könnte die Gewinne belasten, mit dem gegenteiligen Effekt bei
einer Abwertung, solange alle anderen Faktoren unverändert bleiben.
Wir raten jedoch davon ab, sich zu sehr auf eine Erholung des
FTSE im Fall eines harten Brexit zu verlassen, weil ein
ungeordneter Austritt negative Folgen sowohl für das Vereinigte
Königreich als auch die EU hätte, was einen Teil der für britische
Unternehmen wichtigen Auslandsumsätze beeinträchtigen würde.
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Quelle: Investmentfonds.de
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