Investmentfonds.de
29.06.2020:
Das erzwungene Delisting chinesischer ADRs von der Börse: Ein Glücksfall für Hongkong
Köln, den 29.06.2020 (Investmentfonds.de) -
Fabrice Jacob, CEO JK Capital Management Ltd.,
einem Unternehmen der La-Française-Gruppe
Als Teil seiner Anti-China-Strategie verabschiedete der US-Senat am
20. Mai 2020 das 'Gesetz zur Rechenschaftspflicht ausländischer
Unternehmen' (Holding Foreign Companies Accountable Act). Es soll
verhindern, dass chinesische Unternehmen in Form von American Depository
Receipts (ADRs) in den Vereinigten Staaten gelistet werden, wenn sie drei
aufeinanderfolgenden Jahren die Überprüfungen des Public Company
Accounting Oversight Board (PCAOB) nicht bestehen. Die kritischste zu
erfüllende Bedingung ist, dass das PCAOB Zugang zu den Prüfungsunterlagen
lokaler Wirtschaftsprüfer in China erhält. Dies verstößt gegen
chinesisches Recht, das den Versand von Prüfungsunterlagen ins Ausland
unter allen Umständen ausschließt. Es handelt sich also um eine Sackgasse
und eine Grauzone, die schon seit Jahren bestehen. Diese wurden nie
beseitigt, bis die Senatoren John Kennedy (Republikaner) und Chris Van
Hollen (Demokrat) ihre Gesetzesvorlage einreichten. Der Gesetzesentwurf
muss noch vom Repräsentantenhaus verabschiedet und von Präsident Trump
bestätigt werden, bevor das Gesetz in Kraft tritt.
Damit hat die US-Gesetzgebung wahrscheinlich eine Kettenreaktion ausgelöst,
die das Wachstum der chinesischen Aktienmärkte – Hongkong, Shanghai und
Shenzhen - auf Kosten der US-Märkte beschleunigen wird. Sechs Monate
nachdem Alibaba (Marktkapitalisierung von 592 Mrd. US-Dollar) ein
Zweitlisting in Hongkong erhielt, wächst die Liste der chinesischen
Unternehmen, die derzeit in New York gehandelt werden und ein Zweitlisting
in Hongkong anstreben, beinahe täglich. In den vergangenen zwei Wochen
folgten Netease (Marktkapitalisierung von 58 Mrd. US-Dollar) und JD.com
(91 Mrd. US-Dollar) den Spuren von Alibaba. Gerüchte besagen, dass Yum
China (20 Mrd. US-Dollar), Trip.com (15 Mrd. US-Dollar), Huazhu
(11 Mrd. US-Dollar), TAL (40 Mrd. US-Dollar) und New Oriental Education
(22 Mrd. US-Dollar) in den Startlöchern stehen. Insgesamt sind es etwa
250 Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 1,5 Billionen US-Dollar,
die wahrscheinlich denselben Weg einschlagen und schließlich innerhalb
der nächsten zwei bis drei Jahre, wenn nicht schon deutlich früher,
von der New Yorker Börse delistet werden.
Wenn diese Unternehmen, so wie Alibaba, Netease und JD.com, in Hongkong
börsennotieren, sind sie möglicherweise berechtigt, dem Southbound Stock
Connect beizutreten, der es jedem kontinentalchinesischen Kleinanleger mit
500.000 RMB auf seinem Wertpapierkonto ermöglicht, in diese Unternehmen zu
investieren. Wir haben erst vor Kurzem erlebt, dass die Vorschriften
dahingehend geändert wurden, dass Unternehmen mit mehreren Anteilsklassen
und unterschiedlichen Stimmrechtslisten in Hongkong zugelassen werden. Das
trifft auf die meisten der in den USA notierten chinesischen Unternehmen zu.
Die beiden kürzlich eröffneten chinesischen Börsen von Shanghai (STAR Board)
und Shenzhen (ChiNext) erlauben es Unternehmen mit mehreren Stimmrechten
oder mit komplexen Rechtsstrukturen, die als Variable Interest Entities
bekannt sind, sowie ausländischen Körperschaften auf ihren Plattformen
mittels eines schnellen Registrierungsverfahrens gelistet zu werden.
Da sich immer mehr chinesische Unternehmen um ein Zweitlisting in Hongkong
bewerben und sich für den Southbound Stock Connect qualifizieren, werden sich
die Handelsvolumina für diese Unternehmen wahrscheinlich von New York nach
Hongkong verlagern. Auch wenn manche diese Unternehmen technisch noch nicht
für den South Connect in Frage kommen, setzen wir darauf, dass die Regeln sehr
bald geändert werden, um dies zu ermöglichen.
Derzeit verwenden die Indexgiganten MSCI und FTSE die US-ADRs von Alibaba,
Netease und JD.com für die Berechnung ihrer Indizes. Man kann allerdings davon
ausgehen, dass sie dem Liquiditätstrend folgen und ihre ADR-Gewichtung zugunsten
der Zweitlistings in Hongkong verlagern werden, sobald sich die Liquidität der
Hongkonger Zweitlistings der Liquidität der ADRs annähert. Je früher Investoren
vom chinesischen Festland über Stock Connect in diese Zweitlistings in Hongkong
investieren können, desto eher werden MSCI und FTSE die Umstellung vornehmen.
Dies gilt umso mehr, sollten die US-Behörden mit einem erzwungenen Delisting
der ADRs drohen. Um den Trackingerror, bedingt durch die verschiedenen
Zeitzonen von New York und Hongkong, zu verringern, werden alle Tracker
(darunter fallen auch Exchange Trading Funds), die derzeit chinesische ADRs in
ihrem China-Exposure haben, bereit sein, den Indizes zu folgen und die Umstellung
zugunsten der Zweitlistings in Hongkong vorzunehmen.
Sowohl die chinesischen als auch die Hongkonger Aktienmärkte haben sich in den
vergangenen Monaten darauf vorbereitet, die Unternehmen aufzunehmen, die vom
US-Aktienmarkt ausgeschlossen werden könnten. Eine der anstehenden Änderungen
ist die Überarbeitung des Urvaters aller chinesischen Indizes: des Hang-Seng-Index.
Der Index wurde nach und nach unbedeutender, da seine veralteten Regeln die
Aufnahme von Zweitlistings und Unternehmen mit unterschiedlichen Stimmrechten
verhinderten. Die Regeln wurden gerade erst angepasst, und letztendlich werden
Unternehmen wie Alibaba, Meituan Dianping oder JD.com dem exklusiven Klub der
Unternehmen des Hang-Seng-Index und seiner Kohorte von Derivaten und
Futures-Kontrakten beitreten können. Dies wird möglich sein, sobald im August
2020 die nächste Überprüfung stattfindet.
Werden diese chinesischen Internet- und Hightech-Giganten aufgrund des Gesetzes
von John Kennedy und Chris Van Hollen Aktionäre verlieren? Das glauben wir nicht.
Institutionelle US-Investoren sind durchaus in der Lage, in Hongkong oder auf
dem chinesischen Festland über den Stock Connect oder durch Nutzung ihrer
eigenen QFII-Quoten zu investieren. Andererseits glauben wir, dass diese
Unternehmen sehr davon profitieren werden, Zugang zu Privatinvestoren auf dem
chinesischen Festland zu erhalten, die bisher nicht in diese führenden
Unternehmen Chinas investieren konnten.
Als sie ihre Gesetzesvorlage dem Senat vorlegten, haben John Kennedy und Chris
Van Hollen wahrscheinlich weder an den Schneeballeffekt gedacht, den sie
auslösen würden, noch an die negativen Auswirkungen, die dieser für US-Broker
und Marktteilnehmer hinsichtlich verlorener Geschäfte haben könnte. Aus Pekings
Sicht besteht wenig Zweifel daran, dass die Regierung es vorziehen würde, ihre
bekanntesten Unternehmen im eigenen Land an der Börse gelistet zu sehen, anstatt
der Willkür des US-Gesetzgebers ausgeliefert zu sein, insbesondere im
gegenwärtigen vergifteten politischen Umfeld. Aus der Sicht des Hongkonger
Markts freute man sich über diese verfrühten Weihnachtsgeschenke.
Disclaimer
Werbedokument für nicht-professionelle Investoren im Sinne der
Finanzmarktdirektive MiFID II. Die hierin enthaltenen Informationen werden von
JK Capital Management Limited herausgegeben. Sie werden nur zu Informations- und
Bildungszwecken bereitgestellt und sind nicht als Prognose, Forschungsprodukt
oder Anlageberatung gedacht und sollten nicht als solche ausgelegt werden. Die
hierin enthaltenen Informationen und Materialien stellen in keinem Fall eine
Beratung, ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zur Investition in
bestimmte Anlagen dar. JK Capital Management Limited geht nach bestem Wissen
und Gewissen davon aus, dass die hierin enthaltenen Informationen zum Zeitpunkt
der Veröffentlichung korrekt sind. Es wird jedoch keine Gewähr für die Richtigkeit,
Angemessenheit oder Vollständigkeit der Informationen übernommen. Weder JK Capital
Management Limited noch ihre Tochterunternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter
übernehmen irgendeine Haftung (einschließlich der Haftung gegenüber Dritten) in
Bezug auf Fehler oder Versäumnisse in diesem Dokument. JK Capital Management Ltd.
ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die von der Securities and Futures
Commission von Hongkong reguliert wird, mit eingetragenem Sitz in Rm 1101
Chinachem Tower, 34-37 Connaught Road Central, Hongkong.
Wichtiger Hinweis:
Alle Angaben und Links in diesem Dienst wurden sorgfältig nach bestem
Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für die Richtigkeit der Informationen
und Inhalte der Links wird jedoch keine Gewähr übernommen. Keine der
Informationsangaben ist als Werbung oder Angebot zu verstehen. Bitte fordern
Sie für jede (Geld-) Anlageentscheidung den jeweils gültigen
Verkaufsprospekt und Geschäftsbericht an und vereinbaren einen
Beratungstermin mit einem professionellen Anlageberater.
------------- Anzeige -----------------
-------------- Anzeige -----------------
Quelle: Investmentfonds.de
|