Investmentfonds.de
28.07.2020:
ifo-Präsident Fuest befürwortet Europäischen Fonds für wirtschaftliche Erholung
Köln, den 28.07.2020 (Investmentfonds.de) -
Clemens Fuest, ifo Präsident
Der Europäische Fonds für die wirtschaftliche Erholung nach der Coronakrise
ist nach Ansicht von ifo-Präsident Clemens Fuest zu begrüßen. Es gelte,
das Wirtschaftswachstum in den Empfängerstaaten mit den Mitteln nachhaltig
zu stärken und die Staaten so weniger abhängig von Hilfen zu machen. Zudem
sei es notwendig, zukünftige Ausgaben der EU stärker auf die Bereitstellung
europäischer öffentlicher Güter auszurichten. Das sind Ergebnisse eines
Beitrags der European Economic Advisory Group (EEAG), der Fuest angehört.
Der EU-Fonds trage dazu bei, die ökonomischen Folgen der Coronakrise zu
begrenzen. Er habe somit teilweise den Charakter einer Versicherung gegen
ökonomische Verluste. Die Pandemie treffe EU-Länder im Einzelnen in
unterschiedlichem Ausmaß - wie stark sei noch nicht vollends abzusehen.
Sinnvoll seien außerdem Maßnahmen, die den Zugang der Mitgliedstaaten der
Eurozone zu den Finanzmärkten sichern, vor allem zur vereinbarten
ESM-Kreditlinie.
"Die Pandemie darf nicht zu einem Vertrauensverlust an den Finanzmärkten
führen, wie es in der Schuldenkrise der Fall war", sagt Fuest.
"Liquiditätsengpässe auf den Anleihemärkten für besonders betroffene Länder
mit bereits hohen Schuldenständen könnten destabilisierende Wirkung entfalten
und die Krise verschärfen."
Zu den bisher ergriffenen Maßnahmen auf nationaler Ebene sagen die Forscher,
dass eine Unterstützung der Nachfrage zwar sinnvoll sei, mittelfristig aber
keine strukturellen Veränderungen behindern dürften. Arbeit und Kapital gelte
es dort einzusetzen, wo sie den größten Nutzen stiften - auch über Industrie-
und Ländergrenzen hinweg. Von einem Wettbieten bei Beteiligungen des Staates
an heimischen Unternehmen rieten die beteiligten Autoren ab. Offene, flexible
Märkte sowie ein fairer Wettbewerb seien die Kernelemente der europäischen
Integration.
Mittelfristig wird das Schuldenmanagement in den Vordergrund rücken. Hohe
öffentliche und private Schuldenstände stellten die Europäische Zentralbank
vor ein erhebliches Dilemma. Falls die Inflation ansteige, könnten eventuell
notwendige Zinserhöhungen die Tragfähigkeit der Schulden erschweren und zur
Rückkehr der europäischen Schuldenkrise führen. Auch eine Umschuldung hin zu
sehr langfristigen Schuldtiteln, etwa 100-jährige Staatsanleihen, sei
problematisch, argumentieren die Autoren, weil sie Anreize zu inflationärer
Politik schaffen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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