Investmentfonds.de
08.10.2020:
UBP-Kommentar: "Investieren im neuen geldpolitischen Umfeld"
Köln, den 08.10.2020 (Investmentfonds.de) -
Norman Villamin, CIO Wealth Management und
Head of Asset Allocation der Schweizer Privatbank
Union Bancaire Privée (UBP)
Im September 2020 hat die amerikanische Federal Reserve
("Fed") ihre seit den 1970er-Jahren auf die Eindämmung
der Inflation ausgerichtete Geldpolitik beendet. Welchen
neuen Rahmen die Fed damit für die Nachvollziehbarkeit
ihres künftigen geldpolitischen Handelns bereitstellt
und was dies für Anleger bedeuten könnte, diskutiert
Norman Villamin, CIO Wealth Management.
"Die Ankündigung der Fed im September deutet darauf hin,
dass sie nach dem Vorbild der EZB an der
'Lower for longer' -Geldpolitik festhalten möchte, um
eine Deflation zu vermeiden. Die Politik der größten
Volkswirtschaft der Welt sollte jedoch nicht dieselben
Fehler begehen wie zuvor Japan und Europa und es versäumen,
das fiskal- und geldpolitische Instrumentarium aufeinander
abzustimmen, um dem Deflationsdruck, d. h. einer zunehmend
strukturellen Arbeitslosigkeit und einer steigenden
Schuldenlast, entgegenzuwirken. Europa hat seinen Fehler
korrigiert: Mit der Verpflichtung, den ersten schulden-
finanzierten supranationalen Wiederaufbaufonds von EUR
750 Mrd. einzurichten, hat die Europäische Kommission
das Fundament für eine koordinierte Fiskal- und Geldpolitik
in Europa im Jahr 2021 gelegt.
Dagegen ist es beunruhigend, dass in den USA die Verhandlungen
über ein relativ bescheidenes zweites Paket fiskalpolitischer
Maßnahmen zur Unterstützung der US-Haushalte und Unternehmen
ins Stocken geraten sind. Es ist inzwischen unwahrscheinlich,
dass es noch vor der US-Präsidentschaftswahl im November
geschnürt wird. Daher bleibt Anlegern nichts anderes übrig,
als auf einen Ausgang zu hoffen, der eine Zusammenarbeit
zwischen dem Weißen Haus und dem Kongress ermöglicht, damit
auch in den USA eine koordinierte Geld- und Fiskalpolitik
betrieben werden kann. Bis es tatsächlich zur Koordinierung
der Geld- und der Fiskalpolitik kommt, dürfte die Situation
in den USA der in Europa in den letzten zehn Jahren gleichen:
Die Wirtschaft hängt am Tropf der Geldpolitik, was den
Anleiheanlegern kurzfristig zugutekommt.
Wir gehen davon aus, dass die Fiskalpolitik in den USA letzten
Endes mobilisiert wird und mit der derzeit aktivistischen
Geldpolitik der Fed gleichzieht. Dann dürfte das reflationäre
Umfeld als Impulsgeber für die nächste Phase des seit 2020
anhaltenden US-Dollar-Bärenmarktes dienen und der Euro gegenüber
dem US-Dollar weiter erstarken.
Die negativen inflationsbereinigten Zinsen, die voraussichtlich
angestrebt werden, sollten dem Goldpreis weiteren Auftrieb verleihen.
Damit dürfte Gold die nächste Phase seines Bullenmarkts antreten,
der 2018 mit dem Ende des kurzen Zinserhöhungszyklus der Fed begann.
Weil die Stimulierungsmaßnahmen in Europa, China und möglicherweise
auch in den USA auf wirtschaftliche Wandlungsprozesse abzielen
werden, bietet sich den Anlegern die Gelegenheit, die Portfolios
weiterhin auf die politischen Trends in diesem neuen geldpolitischen
Umfeld auszurichten. Infolge der Pandemie eröffneten sich Chancen
vor allem in der Technologie und im Gesundheitswesen. In den
kommenden Monaten dürften sie sich aber dank politischer Initiativen
und der breiter abgestützten Erholung auch auf die Bereiche FinTech,
Green Finance und ESG ausweiten.
Mit der Kombination sorgfältig ausgewählter Unternehmensanleihen
und der Bereitschaft, vorübergehende Volatilitätsschübe auszusitzen,
sollten die US-Dollar-Anleiheanleger - wie die Euro-Anleiheanleger
seit 2012 - mithilfe von Unternehmensanleihen höherer Bonität
Erträge erzielen können. Insbesondere eröffnen sich Möglichkeiten,
selektiv von US-Zins- und Unternehmensanleihen zu europäischen
Hybridanleihen sowie zu asiatischen Investment-Grade-Papieren und
chinesischen Staatsanleihen in Lokalwährung zu wechseln, die ein
attraktives Risiko-Ertragsprofil bieten.
Die hohe Verschuldung der Weltwirtschaft wird von ersten Anzeichen
begleitet, dass die Politiker in den USA und Europa ihre großzügige
Fiskalpolitik zur Generierung von Wachstum und Inflation nur
widerwillig fortsetzen wollen. Beim Übergang der Weltwirtschaft in
die Phase nach der Pandemie wird das Risikomanagement daher von
zentraler Bedeutung sein. Es wird entscheidend sein, eine aktive
und sichere Komponente in den Portfolios einzuführen, die in mancher
Hinsicht die Staatsanleihen ersetzt, welche in der Vergangenheit als
Schutzpolster dienten. Mit aktiven Optionsstrategien und
strukturierten Produkten können die Anleger unattraktive
Risiko-Ertragsprofile so optimieren, dass sie ihren persönlichen
Zielen und ihrer Risikobereitschaft besser entsprechen. Zudem
bieten alternative Strategien wie Long/Short-Hedgefonds die Möglichkeit,
ungewollte Risiken bei Unternehmensanleihen und Aktien direkt anzugehen."
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Quelle: Investmentfonds.de
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