Investmentfonds.de
16.10.2020:
NN IP: "USA: Schicksalswahl für die Globalisierung?"
Köln, den 16.10.2020 (Investmentfonds.de) -
Marco Willner, Head of Investment Strategy bei
NN Investment Partners
Protektionismus und steigende Handelszölle sind ein
Schlüsselelement der Präsidentschaft von Präsident
Donald Trump. Viele befürchten, dass vier weitere
Jahre seiner Wirtschaftspolitik das Ende der
Globalisierung bedeuten könnten. Es ist schwer,
die Aussicht auf eine zweite Trump-Periode als
gute Nachricht für die Globalisierung zu werten,
aber die Bedeutung der US-Wahlen sollte nach
Ansicht der Strategen von NN Investment Partners
(NN IP) nicht überschätzt werden.
Die Globalisierung war in den zwei Jahrzehnten vor
der globalen Finanzkrise eine wichtige Komponente -
in einer Zeit, in der sich Waren, Dienstleistungen,
Technologie und Kapital immer ungehinderter über
Grenzen hinweg bewegten. Seit der Krise ist sie
jedoch ins Stocken geraten. Ihre Zukunft hängt
wahrscheinlich stärker von anderen Entwicklungen
ab als davon, wer der nächste US-Präsident wird.
Eine deutliche Wiederbelebung der Globalisierung ist
ohne einige größere Liberalisierungsmaßnahmen
unwahrscheinlich. Bevor sich der Trend aber eindeutig
in Richtung De-Globalisierung verschiebt, müsste der
Protektionismus weltweit um sich greifen und große
Wirtschaftsregionen wie Europa und Asien einbeziehen.
"Das Ergebnis der US-Wahlen wird wichtig sein, aber
es wird wahrscheinlich nicht die entscheidende Rolle
für die De-Globalisierung spielen", sagt Marco Willner,
Head of Investment Strategy bei NN Investment Partners.
"Die Unterschiede zwischen Trump und seinem
demokratischen Herausforderer Joe Biden liegen mehr
in Stil, Form und Taktik und weniger im Inhalt, wenn es
um Globalisierung geht."
Beide Kandidaten haben laut Willner eine strategische
Agenda zum Schutz der US-Industrien und zur Aufrecht-
erhaltung der globalen Führungsposition in der
Informationstechnologie, da die Tage der USA als
Weltmeister des Freihandels und des Internationalismus
vorbei sind. Beide Kandidaten werden China gegenüber
wahrscheinlich kämpferisch bleiben, auch wenn ihre
jeweiligen Vorgehensweisen durchaus unterschiedlich
sein können.
Sollte Trump die bevorstehenden Wahlen gewinnen, werden
die USA wahrscheinlich den Weg der Deregulierung und
niedrigeren Steuern für Unternehmen und Haushalte mit
hohem Einkommen fortsetzen. Darüber hinaus könnten die
USA ihre Unterstützung für die weltweite, auf Regeln
basierende Ordnung, die sie mit aufgebaut haben, weiter
einschränken. Eine weitere Eskalation des Handelskonflikts
mit China gehört sicherlich zu den Eventualitäten.
Außerdem könnte seine "America First"-Agenda die
internationale, auf Regeln basierende Ordnung weiter
schwächen.
Im Gegensatz dazu kann von einer Biden-Präsidentschaft
erwartet werden, dass sie internationalen Abkommen und
multilateralen Organisationen mehr respektiert. Dennoch
wird sie wahrscheinlich den Druck auf China aufrechterhalten,
seinen Binnenmarkt zu öffnen, Dumping-Praktiken einzustellen
und die staatliche Einflussnahme auf seine Technologie-
unternehmen zu verringern. Darüber hinaus würde sich eine
Biden-Präsidentschaft wahrscheinlich stärker auf die
Verringerung der Ungleichheit durch eine entsprechende
Innenpolitik konzentrieren. Dazu könnten eine Erhöhung
der Steuern für Reiche und Unternehmen und die Einführung
von Regelungen gehören, die die Marktmacht verringern und
die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer stärken.
Andererseits würde Biden wahrscheinlich ein Programm für
höhere Infrastrukturausgaben und die Stärkung des sozialen
Sicherheitsnetzes auflegen, das teilweise durch die Rücknahme
der Trump-Steuersenkungen finanziert werden dürfte. Daher
dürften die Haushaltsdefizite unter Biden höher sein.
Vorausgesetzt, die Mittel zielen auf die Verbesserung der
Angebotsseite ab, sollte dies zu einer anhaltend höheren
potenziellen Wachstumsrate in den USA führen. Auf
internationaler Ebene wird von Biden erwartet, dass er die
auf Regeln basierende Ordnung wieder fördert, insbesondere
im Umfeld der traditionellen US-Verbündeten.
Inwieweit der Präsident in der Lage sein wird, sein Programm
umzusetzen, wird entscheidend von der politischen Couleur
sowohl des Repräsentantenhauses als auch des Senats abhängen.
Und selbst wenn die Partei des Präsidenten in beiden eine
Mehrheit hätte, müsste er immer noch politischen Anträgen
Priorität einräumen. Der Grund dafür ist, dass in mehreren
Bereichen eine Supermajorität (mehr als 60 von 100 Stimmen)
im Senat erforderlich ist.
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Quelle: Investmentfonds.de
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