Investmentfonds.de
26.10.2020:
NN IP: "Auswirkung der US-Wahl auf die Aktienmärkte"
Köln, den 26.10.2020 (Investmentfonds.de) -
Marco Willner, Head of Investment Strategy bei
NN Investment Partners
Kurzfristig positive Marktreaktion mit Ende
der Wahlungewissheit erwartet
Bidens Infrastrukturpläne und Klimafokus würde
zyklische Sektoren und nachhaltige Investmentthemen
unterstützen; eine Rückkehr zu einer konventionelleren
Handelspolitik käme Europa zugute
Weitere wichtige Markttreiber 2021:
Virus/Impfstoff, Gewinnentwicklung, Wirtschaftspolitik,
attraktive Risikoprämie
Die US-Präsidentschaftswahl im November wird den politischen
Rahmen der USA für die nächsten vier Jahre bestimmen, und
der Ausgang der Kongresswahl wird zeigen, inwieweit der
nächste Präsident diese Politik umsetzen kann. Gleichwohl
ist die Wahl nur einer der Faktoren, die die Aktienmärkte
bewegen. Die aktuellen Corona-Entwicklungen werden in den
kommenden Monaten die Märkte stärker beeinflussen, und
mittelfristig werden die Gewinnentwicklung und die
Geldpolitik wichtige Faktoren sein, so die Strategen von
NN Investment Partners (NN IP).
US-Präsident Donald Trump und sein Kontrahent Joe Biden
haben unterschiedliche Positionen zur Wirtschafts- und
Regulierungspolitik, zum Klimawandel und zu internationalen
Beziehungen. Einige Marktsegmente könnten sich in eine völlig
andere Richtung entwickeln, je nachdem, ob Trump eine zweite
Amtszeit gewinnt oder eine neue Biden-Regierung das Ruder
übernimmt. Die Märkte werden voraussichtlich positiv reagieren,
sobald das Ergebnis feststeht und die Ungewissheit kein
Faktor mehr ist. Allerdings könnte dies länger dauern als
bei vergangenen Wahlen, sollte die Stimmenauszählung mehr
Zeit als üblich in Anspruch nehmen oder ein Kandidat das
Ergebnis anfechten.
NN IP identifiziert Marktsegmente und Investmentthemen, die
unter einer Biden- oder Trump-Regierung besser bzw. schlechter
abschneiden werden. "In der Vergangenheit haben die Märkte
unabhängig von der politischen Couleur des Präsidenten gut oder
schlecht abgeschnitten. Was am Ende zählt, ist die
Wirtschaftslage, die der Präsident vorfindet", sagt Marco Willner,
Head of Investment Strategy bei NN Investment Partners.
"In den kommenden Monaten werden die Ausbreitung des
Corona-Virus, der Umgang damit und die Verfügbarkeit eines
Impfstoffs zweifellos wichtigere Markttreiber sein."
Bidens Politik stellt Investitionen in Infrastruktur und
Energiewende in den Vordergrund
Biden plant, die Unternehmenssteuern von 21 % auf 28 % zu
erhöhen, was die Unternehmensgewinne schmälern würde,
und über vier Jahre 2 Billionen US-Dollar in Infrastruktur-
und umweltfreundliche Projekte zu investieren, um die
Kohlenstoffemissionen zu senken und bis 2050 eine
Null-Emissions-Wirtschaft zu erreichen. Das
Investitionsprogramm käme Sektoren wie Baustoffen, öffentliche
Nahverkehrseinrichtungen und anderen Investitionsgütern zugute
sowie Unternehmen, die die Energiewende unterstützen, z. B. in
den Bereichen Elektrizität, erneuerbare Energien und
Versorgungsunternehmen. Diese Pläne würden auf Kosten der
Unternehmen für fossile Energieträger und der Automobilhersteller
gehen. Die Autobauer könnten strengeren Emissionsvorschriften
unterworfen werden, was zu einem Investitionsanstieg bei der
Entwicklung von Elektrofahrzeugen führen würde.
Zweite Trump-Periode würde bekannte Elemente von
Steuervergünstigungen bieten
Trumps Politik richtet sich auf Unternehmenssteuervergünstigungen,
mit denen Arbeitsplätze in die USA zurückgewonnen werden sollen.
Es ist zu erwarten, dass der Schwerpunkt weniger auf der
Regulierung des Finanzsektors liegt. Ein Sieg von Trump würde
auch einen wohlwollenderen Umgang mit der Erdölindustrie bedeuten;
die Bekämpfung des Klimawandels stünde möglicherweise nicht
ganz oben auf der Tagesordnung. Energie-, möglicherweise
Finanz- und wahrscheinlich Technologiewerte würden unter
Trump besser abschneiden als unter Biden, obwohl Trump
den marktbeherrschenden Technologieunternehmen sowie
Kommunikationsdienstleistern voraussichtlich strengere
kartellrechtliche Vorschriften auferlegen würde.
Die Gesundheitsbranche wird wahrscheinlich unter beiden
Wahlergebnissen leiden. Die Arzneimittelpreise werden unter die
Lupe genommen werden, und beide Kandidaten wollen Änderungen am
Affordable Care Act vornehmen, wenn auch auf entgegengesetzte Weise.
Auch in der Außenpolitik dürften wir unter einer Regierung Bidens
einen konventionelleren, weniger konfrontativen Kurs erwarten.
Bei den Beziehungen zu China hinsichtlich des Transfers von
geistigem Eigentum sind sich beide Parteien jedoch einig. Unter
dem Strich könnte eine Biden-Regierung den nicht-amerikanischen
Aktienmärkten mehr nutzen als dem US-Aktienmarkt.
Wahlen sind nur ein Einflussfaktor auf die Aktienmärkte
Alles zusammengenommen kommen wir zu dem Schluss, dass eine
Biden-Regierung für einen reflationären Handel von Vorteil wäre.
Zyklische und Value-Sektoren könnten outperformen. Der Finanzsektor
könnte, selbst wenn er stärker reguliert wird, durch eine
Versteilung der Zinskurve unterstützt werden - soweit die Federal
Reserve dies erlaubt. Wir erwarten auch einen kräftigeren Impuls
für nachhaltige Investments. Aber der Realisierungsgrad der
Wirtschaftsprogramme wird von der Zusammensetzung des Kongresses
abhängen. Eine gespaltene Regierung würde die Pläne beider
Regierungen schwächen und die Politik dem Status quo viel
näher bringen.
Die US-Wahl ist ein wichtiges Ereignis, das den politischen Rahmen
für die nächsten vier Jahre festlegt, aber sie ist nur einer der
Faktoren, die die Aktienmärkte beeinflussen. Die wichtigsten
mittelfristigen Aktientreiber bleiben die Gewinnentwicklung und die
geldpolitischen Rahmenbedingungen. An beiden Fronten sehen wir Grund
zum Optimismus. Die Konsenserwartung von 30 % für das Wachstum der
Unternehmensgewinne im nächsten Jahr ist realistisch, wenn ein
Impfstoff gegen Mitte 2021 eine Normalisierung der Wirtschaft
ermöglicht. Es wird erwartet, dass die Federal Reserve Bank unter
ihrem neuen durchschnittlichen Inflationsziel ihre Zinsen so lange
wie möglich niedrig halten wird. Fügt man zu dieser Gleichung noch
eine attraktive Risikoprämie für Aktien und eine vorsichtige
Positionierung der Investoren hinzu, dann könnten die Märkte einen
Aufschwung erleben, sobald die Ungewissheit der Wahlen hinter uns
liegt. Hoffentlich in zwei Wochen _ unabhängig vom Wahlergebnis.
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Quelle: Investmentfonds.de
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