Investmentfonds.de
03.11.2020:
Euroswitch: Krisenmodus an den Kapitalmärkten war nie weg
Köln, den 03.11.2020 (Investmentfonds.de) -
Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der
Vermögensmanagement Euroswitch
"In den letzten Monaten hat man sich angesichts der
trotz Corona-Krise steigenden Aktienkurse verwundert
die Augen gerieben, dabei lieferte die Krise selbst
die entscheidenden Gründe für die erlebten Kursanstiege",
so Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der
Vermögensmanagement Euroswitch. Für die steigenden Kurse
hat der Investmentprofi drei tragende Säulen identifiziert:
konzertierte Hilfsprogramme, die Dominanz von Corona-
Gewinnern in zahlreichen Aktienindizes und neue Handels-
plattformen, über die vor allem Privatanleger in der
Hoffnung auf einen schnellen Impfstoff agieren. Die
aktuelle zweite Corona-Welle scheint Auslöser für Verkäufe
über die neuen Handelsplattformen, die anderen beiden
Säulen sind unverändert intakt.
Die Etablierung einer Dauerkrise ist keine
zukunftsorientierte Strategie
Für die Kursanstiege seien hauptsächlich die Hilfsprogramme
verantwortlich gewesen, mit denen sich globale Notenbanken
und Regierungen gegen die negativen Auswirkungen des Virus
und der Lockdowns entgegenstellten. Doch die wichtigste
Säule drohe vermehrt zum Spielball der Politik zu werden.
"Es steht außer Frage, dass weitere immense Hilfsprogramme
kommen, sowohl in den USA als auch in Europa. Doch es hapert
zusehends an der Umsetzung", sagt Böckelmann. So ließ der
US-Wahlkampf eine Einigung auf die dringend erforderlichen
Mittel bislang nicht zu und auch das EU-Parlament zeige sich
zunehmend hilflos. EU-Hilfspakete seien nicht wie gefordert
in ausreichendem Maß an Rechtsstaatlichkeit und vor allem
an Zukunftsorientierung gekoppelt. "Aktuell sehen wir in
Europa wenig Plan außer der besorgniserregenden politischen
Tendenz zu mehr Planwirtschaft. Dabei setzen EU und EZB auf
die Etablierung des Krisenmodus als Dauerzustand - ob sich
so die dringend erforderlichen strukturellen Anpassungen
umsetzen lassen, bleibt fraglich", so Böckelmann.
US-Technologiewerte taugen nicht als Spiegel
der Weltwirtschaft
Die erlebten Kursanstiege sind weder repräsentativ für die
Wirtschaft noch für alle Märkte. Die Dominanz weniger
US-amerikanischer Technologiewerte in den meist beobachteten
Indizes wie S&P500 oder MSCI Welt führte zu einem Zerrbild.
Viele US-Technologiewerte, die bereits vorher als
Wachstumstitel von niedrigen Zinsen profitierten, sind
zusätzlich häufig Corona-Gewinner "Die erfahrenen Wertanstiege
dieser Aktie und in der Folge der Indizes sind nachvollziehbar,
doch sie bilden nur einen Teil der Wirtschaftslage ab. Das
gesamte Ausmaß der Corona-Krise wird erst deutlich, wenn auch
andere Anlageklassen wie Öl, einzelne Rohstoffe und vor allem
die niedrigen Renditen miteinbezogen werden", erklärt der
Investmentprofi.
Realitätsferner Optimismus für Kurskorrekturen
verantwortlich
Die Hoffnung auf einen schnellen Impfstoff fand ihren Weg meist
über Privatanleger und über modernste neue Handelsplattformen
in die Märkte. "Ein Wiederanstieg der Corona-Fälle sorgt dafür,
dass diese eher spekulativen Gelder die Märkte schnell wieder
verlassen und so für die jüngste Korrektur im Oktober
verantwortlich war", sagt Böckelmann. An den börsennotierten
Unternehmen könne es bislang nicht gelegen haben, da diese die
gesenkten Erwartungen teilweise signifikant übererfüllt hätten.
"Unrealistische Erwartungen diverser Marktteilnehmer wurden teils
enttäuscht und führten zu der erfahrenen Verkaufswelle. Diese
geht aktuell so weit, dass Unternehmen selbst dafür abgestraft
werden, wenn sie mit rationalem Verweis auf die Unsicherheiten
angesichts von US-Wahl und Corona keine Detailprognose für die
nahe Zukunft abliefern wollen", fasst Böckelmann die Lage
zusammen.
US-Wahl nur kurzfristig interessant
China habe die Corona-Krise im Griff und beeindrucke mit
seinen volkswirtschaftlichen Zahlen. Die Tatsache, dass
bereits eine Million Menschen geimpft wurden und die sehr
schnelle Eindämmung von Ausbrüchen stimmen zuversichtlich.
"Aber auch im Rest der Welt spricht vieles für einen Impfstoff
im ersten Quartal - zumindest für eine schnelle Ausweitung der
verfügbaren Schnelltests", sagt Böckelmann. Die Märkte werden
in den nächsten Tagen und Wochen eher von den Quartalsberichten
und der heutigen US-Wahl bestimmt. "Auch wenn sich bei der Frage
Donald Trump oder Joe Biden für die Weltwirtschaft nicht viel
ändern wird, kann Art und Ausgang der Wahl für Schwankungen sorgen.
Schlussendlich ist es für viele US-Unternehmen aber die Wahl
zwischen Pest und Cholera", so Böckelmann.
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Quelle: Investmentfonds.de
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