Investmentfonds.de
05.01.2021:
Euroswitch: Jahresausblick 2021
Köln, den 05.01.2021 (Investmentfonds.de) -
Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der
Vermögensmanagement Euroswitch
Jahresausblick 2021: Viel Licht wirft auch Schatten
"Die in Folge der Pandemie bereitgestellten Gelder
betragen bereits heute ein Mehrfaches der Gesamthilfen
nach der Finanzkrise in 2008. Am politischen Willen
mangelt es also nicht - dennoch steht der echte
Stresstest für die reale Wirtschaft in 2021 erst noch
bevor", so Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager
der Vermögensmanagement Euroswitch. Im Gegensatz zum
Eindruck, den die Aktienmärkte vermitteln, sei die
Weltwirtschaft von einer V-förmigen schnellen Erholung
weit entfernt. Die zweite Pandemie-Welle treffe erneut
vor allem viele Dienstleistungssektoren, für deren Umgang
mit Rezessionen historische Vergleiche fehlen.
"Trotz jüngster Erholung in den industriellen Sektoren
und trotz Konjunkturlokomotive Asien wird immer
deutlicher, dass die Einbrüche der Weltwirtschaftsleistung
in 2020 nicht allein in 2021 kompensiert werden können",
sagt Böckelmann.
Kalter Krieg um globale Technologieführerschaft
Asien sieht Böckelmann als treibende Kraft für die Welt:
"Der Umgang mit der Pandemie war ebenso bemerkenswert wie
das jüngst beschlossene asiatische Freihandelsabkommen als
größtes der Welt. Projekte wie China 2025 und Neue
Seidenstraße werden China und die gesamte Region in einem
nie dagewesenen Maße an die Technologiespitze katapultieren."
Die Auswirkungen auf langfristige Perspektiven westlicher
Unternehmen müsse allerdings differenziert betrachtet werden.
Es ist wahrscheinlich, dass der unter Donald Trump
offensichtlich gewordene Handelskonflikt mit China zu einem
langjährigen kalten Krieg um die globale Technologie-
führerschaft führen wird. Europa stehe mit seiner inneren
Zerstrittenheit und einer gewissen Technologiefeindlichkeit
nur als Beobachter am Rand, wird aber zunehmend selber aktiv
werden müssen, sei es innovationsfreundlicher nach innen
oder entschiedener nach außen. "Der sich in den Pandemie-
Hilfen zeigende starke politische Wille muss dazu führen,
die drei hartnäckigen Vor-Pandemie-Phänomene PPP, also
Protektionismus, Populismus und zunehmende Paralyse
nachhaltig zu überwinden. Hier sehen wir die größten
Herausforderungen der Nach-Trump-Ära von politischen
Entscheidungsprozessen bis hin zu gesellschaftlichen
Entwicklungen", erklärt Böckelmann.
Aktuelle Geld- und Fiskalpolitik bildet Super-Tandem
für neuen konjunkturellen Super-Zyklus
Die vor der Pandemie von den Notenbanken angekündigten
Strategic Reviews scheinen mittlerweile obsolet und die
Modern Monetary Theory wird zunehmend hemmungslos ins
Schaufenster gestellt. "Wo früher Erwirtschaften
zwingende Bedingung für politische Umverteilung war, wächst
das politische Verlangen, zähes und mühsames Erwirtschaften
durch Kreditaufnahme zu ersetzen. Gleichzeitig wird schon
über Schuldenerlass diskutiert, da es immer unwahrscheinlicher
wird, die öffentlichen Schuldenberge jemals abtragen zu können",
fasst Böckelmann zusammen. Durch die enge Verstrickung von Geld-
und Fiskalpolitik steige damit kurzfristig die Gefahr
zunehmender Abhängigkeiten der Notenbanken von der Politik und
langfristig die Gefahr von Vertrauensverlusten in das Finanz-
system generell. So könnten genannte Inflationsziele irgendwann
nur vorgeschoben erscheinen, wenn faktisch Staatsfinanzierung
betrieben wird. "Um es hier nicht zu einem von vielen Experten
befürchteten Endgame um das Finanzsystem kommen zu lassen, ist
es wichtig, jederzeit transparent zu handeln und es den
Politikern nicht zu erlauben, die während der Pandemie erfahrenen
erfolgreichen Krisenmaßnahmen als Dauerzustand zu etablieren", so
der Investmentexperte.
Reine Fokussierung auf Value oder Growth nicht zielführend
Die Rotation der letzten zwei bis drei Monate von Wachstumstiteln
(Growth) in eher günstigere zyklischere Werte (Value) begründet
die Frage, ob das Jahr 2021 wieder eine Outperformance von Growth
erlebt oder das über Jahre zurückgebliebene Value Segment
nachhaltig aufholen kann. "Die Rallye in Wachstumswerten vor allem
der Technologiebranche hat teils für Bewertungen gesorgt, deren
Rechtfertigung schon einen perfekten mehrjährigen Wirtschaftsverlauf
verlangt, während manche Branchen wie Energie oder Autos unter ihrem
heutigen bilanziellen Eigenkapital notieren", sagt Böckelmann. So
offenkundig die Frage nach Growth oder Value scheinbar ist, so wenig
zielführend ist sie, da die Frage allein jeweils nur auf wenige
betriebswirtschaftliche Kennzahlen und Merkmale abstellt. Eine
Aktienanlage ist aber weitaus komplexer. "Wir sehen eine Aktien-
selektion thematisch und ganzheitlich, das heißt neben klassischen
Kennzahlen ist für uns die Einordnung der Qualität als verbindendes
Element entscheidend. Dabei bedarf es nicht allein der Sicht auf die
nächsten Monate, sondern der intensiven Fragestellung, ob eine
langfristige Wertschöpfung mit der Anlage generiert werden kann",
erklärt der Investmentexperte seine Strategie. Digitalisierung und
Cybersicherheit, Demographie und Infrastruktur sind nur wenige Themen,
in denen sich laut Böckelmann Titel hoher Qualität bei akzeptabler
Bewertung und ansprechenden Perspektiven - also einer überzeugenden
Equity Story - finden lassen. Neben den genannten Multithemen sieht
der Investmentexperte regionale Wachstumsvorteile in Asien und
regionale Bewertungsvorteile in Europa.
2021 von Marktrotationen bestimmt
Die Geldflut und deren voraussichtliche Ausweitung machen weiter
steigende Aktienkurse zumindest wahrscheinlicher, solange die
langfristigen Konsequenzen ausgeblendet werden. Irritationen und
damit Volatilität drohen im Falle ausbleibender Impferfolge und der
nahezu unvermeidlichen Insolvenzwelle, die das Thema Bankenkrise erneut
auf die Agenda setzen könnte. "Die Unsicherheit um die Stabilität eines
neuen konjunkturellen Zyklus und die Konsequenzen geopolitischer
Ereignisse wie des Brexits werden wohl immer wieder zu heftigen
Rotationen zwischen ganzen Märkten und vor allem Branchen führen", so
das Fazit von Böckelmann.
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Quelle: Investmentfonds.de
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