Investmentfonds.de
12.01.2021:
StarCapital: Bullenmarkt im Jahr des Büffels
Köln, den 12.01.2021 (Investmentfonds.de) -
Dr. Manfred Schlumberger, Leiter Portfoliomanagement
bei StarCapital
Sowohl aus fundamentaler als auch aus monetärer Sicht sind
die Marktperspektiven auf mittlere Sicht ausgesprochen gut,
erwartet Manfred Schlumberger. Der Euro Stoxx 50-Index
könnte nach seiner Einschätzung Ende dieses Jahres bei 4100
Punkten liegen.
Am chinesischen Neujahrstag, dem 12. Februar, beginnt das
Jahr des Büffels. Im Hinblick auf die Börse sieht es danach
aus, dass dies ein Bulle sein könnte. Im Frühjahr/Sommer
dürften die Infektionszahlen wetterbedingt sinken. Hinzu
kommen die zunehmend verfügbaren Impfstoffe als
entscheidender Faktor. Dies wird zu einem enormen
Nachholeffekt beim Konsum und zu einem Wirtschaftsboom im
zweiten Halbjahr führen.
In den USA wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr
real um 5,5 % und in Euroland um 3,8 % wachsen. Mit Blick
auf die Vereinigten Staaten kann der designierte Präsident
Joe Biden nach der Stichwahl in Georgia durchregieren und
wird die Fiskalhilfen nochmals ausweiten. Zudem kommen die
USA schneller mit den Impfungen voran. Hier zeigt sich
einmal mehr der Pragmatismus, der die Amerikaner im Umgang
mit Krisen auszeichnet. Die Folge ist ein gewaltiger Schub,
wenn die Menschen wieder zu einem normalen Leben zurück-
kehren können. Auch die Geldpolitik gibt Vollgas an allen
Fronten. Dank der enorm hohen Liquidität in Kombination mit
Nullzinsen und der Staatsfinanzierung durch die EZB steht
die Börsenampel aus monetärer Sicht auf dunkelgrün.
Bewertung lässt Luft nach oben
Aktien sind auf dem aktuellen Niveau trotz des jüngsten
Anstiegs nicht zu teuer. Das Shiller-KGV signalisiert eine
absolut normale Bewertung des breiten Marktes. Selbst bei
den stark gestiegenen Technologie-Aktien ist die Bewertung
im Vergleich zur Dotcom-Blase des Jahres 2000 nicht
dramatisch hoch. In Kombination mit negativen Zinsen macht
dies die Aktienmärkte sehr attraktiv. Enormen Nachholbedarf
bergen vor allem die Bereiche Tourismus und Luftfahrt. Die
Menschen wollen nicht nur im Taunus rodeln, sondern in den
Süden reisen und auf Kreuzfahrt gehen.
Mittelfristige Chancen im Finanzsektor
Zyklische Value-Werte zeigen seit den ersten positiven
Impfstoffmeldungen im November eine Outperformance - die
Börse nimmt vorweg, dass die Konjunktur anziehen wird. Im
Zuge dessen dürfte sich der extreme Abstand zwischen Value
und Growth-Aktien zumindest teilweise zurückbilden. Dies
spiegelt sich bereits in den jüngsten Kursverläufen bei
zyklischen Sektoren wie dem Öl-, Grundstoff- und Industrie-
sektor wider. Zu den wichtigsten Value-Sektoren zählt der
Finanzsektor, der in diesem Jahr vor dem Hintergrund der
steiler werdenden Zinskurve sowie der Branchenkonsolidierung
überschaubare Chancen bietet. Zudem ist aktuell kaum ein
Anleger investiert. Ein Engagement sollte hier jedoch
allenfalls kurzfristig ausgerichtet sein, denn mittel- bis
langfristig ist der Finanzsektor ein Opfer des
Strukturwandels und somit eine sterbende Branche. Diese
Entwicklung ist nicht mehr umkehrbar.
Kaum Alternativen zu Aktien
US-Staatsanleihen sind erst ab einem Renditeniveau von
1,5 % wieder interessant, aber nicht bei aktuell gut einem
Prozent. Dieser Anstieg kann jedoch relativ schnell erfolgen.
Die Preise von Rohstoffen wie Kupfer und Aluminium und teils
auch von Agrargütern sind massiv angezogen, zuletzt auch der
Ölpreis. Dies trägt dazu bei, dass die Inflation ansteigen
könnte. Da die Inflation vermutlich stärker anzieht als die
Zinsen, die von den Notenbanken durch Anleihekäufe nach
unten manipuliert werden, sollten die Realzinsen weiter ins
Negative fallen. Davon dürften vor allem die Edelmetalle -
allen voran Gold - profitieren.
Anleger sind eher zu optimistisch
Ein Wermutstropfen auf kurzfristige Sicht ist das Sentiment.
Laut Umfrage der American Association of Individual Investors
(AAII) beläuft sich der Anteil der Pessimisten aktuell nur
noch auf 25 %. Zum Vergleich: Kaufsignale gibt dieser viel
beachtete Indikator ab Werten von 40 bis 50%. Da der
Optimismus auch bei den US-Fondsmanagern sehr hoch ist, macht
dies den Markt anfällig für Korrekturen im ersten Quartal. Aus
antizyklischer Sicht eher pessimistisch zu betrachten sind
auch die Zuflüsse in globale Aktienfonds, die im November so
hoch waren wie seit 14 Jahren nicht mehr. Dies sollte in den
kommenden Wochen jedoch durch institutionelle Anleger
kompensiert werden, die im letzten Frühjahr wegen ihrer
Risikobudgets den Markt verlassen mussten.
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Quelle: Investmentfonds.de
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