Investmentfonds.de
02.03.2021:
ifo Ökonomenpanel Corona-Wirtschaftspolitik
Köln, den 02.03.2021 (Investmentfonds.de) -
Prof. Niklas Potrafke, Leiter des ifo Zentrums für
öffentliche Finanzen und politische Ökonomie
Ökonom*innen unzufrieden mit der Corona-Wirtschaftspolitik
München, 2. März 2021 - Fast die Hälfte der Volkswirte im
ifo- Ökonomenpanel ist "eher unzufrieden" (27 Prozent) oder
"sehr unzufrieden" (20 Prozent) mit der aktuellen Corona-
Wirtschaftspolitik. Das geht aus dem aktuellen Ökonomenpanel
hervor, bei dem das ifo Institut und die Frankfurter Allgemeine
Zeitung Wirtschaftsprofessor*innen an deutschen Universitäten
befragten. 30 Prozent antworteten mit "teils-teils". Rund 20
Prozent sagten, sie seien "eher zufrieden" mit der Corona-
Wirtschaftspolitik, 2 Prozent sind sogar "sehr zufrieden".
An der Umfrage nahmen 177 Ökonom*innen teil.
"Die Ergebnisse des neuen Ökonomenpanels legen nahe, dass bei
der Corona-Wirtschaftspolitik noch deutlich Luft nach oben ist",
sagt Niklas Potrafke, Leiter des ifo Zentrums für öffentliche
Finanzen und politische Ökonomie. Die Teilnehmer*innen sagten,
die Politik sei zu langsam und reagiere unflexibel, es würden
keine (Öffnungs-)Perspektiven entwickelt. Die Hilfen für die
Unternehmen seien zu bürokratisch, die Impfstrategie habe
bisher weitgehend versagt. "Prämien für Hersteller, die
Impfstoff zusätzlich produzieren und schnell liefern, sind
nach Ansicht der Befragten eine besonders geeignete Maßnahme",
sagt Potrafke.
Den Prämienvorschlag sahen 45 Prozent der Befragten "sehr
positiv" und 21 Prozent "eher positiv". 16 Prozent nannten ihn
"neutral", 9 Prozent antworteten "eher negativ" und 5 Prozent
"sehr negativ". Die Befürworter*innen begründeten ihre Meinung
unter anderem damit, dass die gesellschaftlichen Kosten der
Pandemie alles andere in den Schatten stellten und die
Preisaufschläge im Vergleich dazu gering seien.
Kritisch sehen die Ökonomen eine Vergemeinschaftung von
Patenten mit Ausgleichszahlungen an die Inhaber. 32 Prozent
sehen das "eher negativ" 25 Prozent "sehr negativ". Als
"neutral" bezeichnen das 12 Prozent, als "eher positiv"
13 Prozent und als "sehr positiv" 12 Prozent. Bei den
Ablehnenden heißt es, der Mehrwert einer Vergemeinschaftung
sei nicht klar, denn Lizenzvergabe sei auch jetzt schon möglich.
Die Hersteller hätten selbst ein Interesse daran, möglichst viel
Impfstoff zu liefern. Anreiz zu forschen dürfe nicht geschmälert
werden. Dafür sei ein Schutz des geistigen Eigentums notwendig.
Große Zustimmung findet die angekündigte Ausweitung der Tests.
52 Prozent der Teilnehmer sehen sie "sehr positiv", 27 Prozent
"eher positiv", 10 Prozent sind "neutral". Als "eher negativ"
bezeichnen dies 4 Prozent, "sehr negativ" 3 Prozent.
Die Befürworter*innen sagten, damit würden Öffnungen möglich,
ohne dass die Ansteckungen stiegen.
Die Schwelle der wöchentlichen Ansteckungszahl von 50 auf 35
pro 100.000 Einwohner herunterzusetzen, beurteilen die Ökonomen
als "sehr positiv" (20 Prozent) und "eher positiv" (29 Prozent).
"Neutral" bezeichnen das 9 Prozent, "eher negativ" finden es 22
Prozent, "sehr negativ" 19 Prozent. Zur Begründung heißt es, die
neue Zahl sei angemessen da die Mutationen des Virus ansteckender
seien als die bisherige Version. Die Kritiker beklagen unter
anderem "Willkür" bei der Festsetzung.
Bei der Frage, ob eine sofortige und völlige Aufhebung des
Lockdowns die Zahl von Insolvenzen verringern würde, waren die
Volkswirte gespalten. "Nein" antworteten 43 Prozent, "ja"
35 Prozent, "weiß nicht" 22 Prozent. Die Befragten mit
"Nein"-Antworten verwiesen insbesondere darauf, dass eine
sofortige Öffnung eine dritte Welle der Krankheit auslösen würde -
mit entsprechend schlechten Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Quelle: Investmentfonds.de
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