Investmentfonds.de
04.03.2021:
NN IP: Italien - EU-Taxonomie-Kriterien
Köln, den 04.03.2021 (Investmentfonds.de) -
Isobel Edwards, Green Bond Analyst
bei NN Investment Partners
Bram Bos, Lead Portfolio Manager Green Bonds
bei NN Investment Partners
Italien nimmt EU-Taxonomie-Kriterien
in Green-Bonds-Rahmenwerk auf
1. Die italienische Regierung hat ihre erste
grüne Anleihe emittiert mit einem Volumen
von 8,5 Mrd. EUR
2. Italien hat sich bei den Green-Bonds-Kategorien
an den Klimaschutzkriterien der EU-Taxonomie
orientiert
3. NN IP: Wichtiger Meilenstein für den
Green-Bonds-Markt, da Italien in den Indizes und
Portfolios für Staatsanleihen stark gewichtet ist
Nachdem die Niederlande, Schweden, Deutschland und
Ungarn im Jahr 2020 erstmals grüne Staatsanleihen
emittiert haben, ist Italien das nächste Land, das
eine grüne Staatsanleihe auflegt. Die italienische
Regierung emittierte am 3. März 2021 ihre erste
grüne Anleihe über einen Betrag von 8,5 Mrd. EUR
und einer Laufzeit von 24 Jahren. Obwohl Italien
regelmäßig grüne Anleihen emittieren dürfte und
sich verpflichtet hat, den Markt für grüne Anleihen
regelmäßig zu nutzen, plant das Land nicht, dem
Beispiel Deutschlands zu folgen und eine vollständige
grüne Zinskurve aufzubauen.
Bei dieser ersten Green-Bond-Emission hat Italien
sechs Kategorien für die Verwendung der Erlöse
festgelegt: Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien,
Energieeffizienz, Verkehr, Vermeidung und Bekämpfung
von Umweltverschmutzung und Kreislaufwirtschaft,
Schutz der Umwelt und der Biodiversität sowie
Forschung. In einem Gespräch mit NN Investment
Partners (NN IP) vor der Emission wurde bestätigt,
dass rund 90 % der Anleihe in die Bereiche Transport,
Energieeffizienz sowie Schutz der Umwelt und der
biologischen Vielfalt fließen werden.
Nach dem Staatsanleihen-Boom in Europa im vergangenen
Jahr, bei dem auch eine nachhaltige Anleihe von
Luxemburg ausgegeben wurde, die sowohl grüne als auch
soziale Projekte finanziert, ist Italien nun das
zehnte europäische Land, das eine grüne Anleihe
emittiert.
(Quelle: Bloomberg, 3. März 2021)
"Wir sind überzeugt, dass dies ein wichtiger
Meilenstein für den Green-Bonds-Markt ist, da
Treasury-Portfolios in großem Umfang in italienische
Staatsanleihen investieren", sagt Bram Bos, Lead
Portfolio Manager Green Bonds bei NN Investment Partners.
"Der Markt für grüne Anleihen wächst immer schneller
und der deutliche Emissionsanstieg von Staatsanleihen
gibt mehr Investoren die Möglichkeit, ihre
Fixed-Income-Portfolios zu ökologisieren. Wir haben
eine Phase erreicht, in der es ein logischer und
gangbarer Schritt ist, Teile eines regulären
Staatsanleihen-Portfolios durch grüne Staatsanleihen
zu ersetzen. Der Markt für Staatsanleihen ist
diversifizierter geworden und wird weiter wachsen.
Es wird erwartet, dass Länder wie Spanien,
Großbritannien und Singapur im Laufe des Jahres erste
grüne Anleihen begeben werden."
Als EU-Land verpflichtete sich 2019 auch Italien bis
2050 CO2-Neutralität zu erreichen, um das 1,5°C-Ziel
des Pariser Abkommens einzuhalten. Im Februar 2021
kündigte der neue Premierminister Mario Draghi an,
dass der Klimawandel im Mittelpunkt seiner Pläne für
Italien stünde und sagte, dass seine Regierung
beabsichtige, erneuerbare Energien und die Produktion
von grünem Wasserstoff zu fördern. Es ist interessant,
dass dieses Green-Bonds-Rahmenwerk die Zusage für
erneuerbare Energien und Wasserstoff nicht widerspiegelt,
sondern es als kleinste Kategorie der Allokation aufführt.
"Italien hat sich bemüht, alle seine Green-Bonds-Kategorien
an der EU-Taxonomie hinsichtlich der Klimaschutzkriterien
auszurichten", sagt Isobel Edwards, Green Bond Analyst bei
NN Investment Partners. "Wir begrüßen dies, hoffen aber,
dass die ‚Do no significant harm'-Kriterien für alle
Aktivitäten berücksichtigt werden, so wie in den
technischen Kriterien der EU-Taxonomie für jede Branche
vorgesehen. Da dies bedauerlicherweise nicht im
Green-Bond-Rahmenwerk vor der Emission berücksichtigt wurde,
hoffen wir, dass es im Impact Report erläutert wird.
Schließlich ist die ,Do no significant harm'-Prüfung eine
der wichtigsten Säulen, die der EU-Taxonomie und dem EU
Green Bond Standard zugrunde liegen."
Italien war jahrelang ein großer Erdgasimporteur, da der
Erdgasverbrauch des Landes das 1,5-fache der Gesamtreserven
beträgt. Im Gegensatz zu einigen anderen italienischen
Emittenten gehört Erdgas im Regelwerk der grünen
Staatsanleihe nicht zu den förderfähigen Aktivitäten.
NN IP hofft, dass dies eine strategischere Verschiebung
signalisiert, um den Erdgasanteil im Energiemix des Landes
in den kommenden Jahren zu reduzieren.
Der "Schutz der Umwelt und der biologischen Vielfalt" ist
eine wichtige Kategorie im Rahmenwerk. Biodiversität und
Flächenschutz sind von entscheidender Bedeutung. Nicht nur,
weil sie für mehr Belastbarkeit gegenüber zukünftigen
extremen klimatischen Wetterereignissen sorgen, sondern auch,
weil renaturierte Landschaften mit hohem Kohlenstoffgehalt
und reicher Biodiversität wirkungsvollere Kohlenstoffsenken
sein können und daher Vorteile bei der Reduzierung von
Emissionen bieten.
Offen bleibt die Frage nach der Berücksichtigung der
maritimen Infrastruktur im Green-Bonds-Rahmenwerk. Dies ist
Teil eines größeren Plans Italiens zur Entwicklung seines
Seefrachtnetzes. Da sich die Schifffahrtsindustrie noch
nicht auf Transformationskurs befindet, der mit dem 1,5°C-Ziel
vereinbar ist, rät NN IP, die vorhandenen Vorgaben der
EU-Taxonomie für die Schifffahrt und die maritime Infrastruktur
als Grundlage für alle künftigen Pläne im Zusammenhang mit der
Seefracht zu nutzen.
NN IP beobachtet zunehmend, dass Bergbau von den
Green-Bonds-Rahmenwerken der Emittenten ausgeschlossen wird.
Und Italien ist da keine Ausnahme. Es ist verständlich, dass
Emittenten das Gefühl haben, dass sie in diesen Branchen keine
ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen treffen können, um
zuverlässige Umweltstandards zu garantieren. Allerdings werden
in Zukunft mehr Metalle und Mineralien benötigt, insbesondere
Seltenerdmetalle, da diese für erneuerbare Technologien wie
Batterien für Elektrofahrzeuge benötigt werden. Es ist
entscheidend, hier zu investieren und eine Möglichkeit zu finden,
diese nachhaltig zu gewinnen und zu recyceln, um die Entwicklung
zu einer grünen Wirtschaft voranzutreiben. Emittenten sollten
sich nicht scheuen, in diesem Bereich ehrgeizig zu sein und nach
Lösungen für einen grünen Bergbau zu suchen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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