Investmentfonds.de
15.10.2021:
Capital Group: Wie die Pandemie die Zukunft großer US-Städte verändert
Köln, den 15.10.2021 (Investmentfonds.de) -
Jared Franz, Economist bei Capital Group
Wie die Pandemie die Zukunft großer US-Städte verändert
Frankfurt am Main, -
Die Corona-Pandemie
hat die Art und Weise, wie wir leben, verändert: Arbeiten
aus dem Wohnzimmer, Lieferung statt selbst einkaufen,
Hobbyraum statt Fitnessstudio. Dies habe auch gravierende
Auswirkungen auf die Ballungszentren der Großstädte.
Jared Franz, Economist bei Capital Group, erklärt wie
auch kleinste Veränderungen des täglichen Verhaltens die
Zukunft der amerikanischen Großstädte beeinflussen können.
Einkaufen beim Einzelhändler um die Ecke statt im großen
Supermarkt in der Innenstadt, Kaffee beim lokalen Bäcker
anstatt im Franchise-Coffeeshop und Mittagessen aus der
eigenen Küche und nicht im schicken Downtown-Restaurant:
Durch die Corona-Pandemie hat sich nicht nur der
Arbeitsplatz aus dem Büro ins Home-Office verlagert,
sondern auch das Konsumverhalten aus den Ballungsgebieten
in die Vororte verschoben.
"Im Einzelfall würde dies nicht viel bedeuten," so Franz.
"Aber wenn ein Viertel der US-Arbeitskräfte dies nur an
einem oder zwei Tagen in der Woche täte, hätte dies
erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft, die
Finanzmärkte und die Zukunft der Großstädte."
Seit Beginn der Corona-Pandemie habe sich die Abwanderung
aus Großstädten bereits beschleunigt, während die
Immobilienpreise in den Vorstädten in die Höhe geschossen
seien. "Nationale Erhebungen zeigen, dass eine
überwältigende Mehrheit der Arbeitnehmer, die von zu Hause
arbeiten, dies auch weiterhin tun wollen - bestenfalls
an einem oder mehreren Tagen pro Woche," so Franz.
25 Prozent des US-Arbeitskräfte könnten 2022 von zu
Hause arbeiten
Während vor der Pandemie lediglich fünf Prozent der
amerikanischen Angestellten aus dem Home-Office gearbeitet
haben, könnte diese Zahl bis 2022 auf 25 Prozent ansteigen.
"Auf der Investitionsebene müssen wir analysieren, wie
dauerhaft diese Veränderungen sind, wie sie sich auf das
Konsumverhalten auswirken könnten und wie die Unternehmen
darauf reagieren", erläutert Franz. Was passiert zum
Beispiel mit dem Café in der Innenstadt, den Restaurants,
oder den Büroräumen, die nicht mehr benötigt werden?"
Franz wolle zwar noch nicht vom Tod der Großstädte
sprechen. Er glaubt allerdings, dass der Höhepunkt der
Bevölkerungsdichte in Städten wie Chicago oder New York
erreicht sei.
Gewinner und Verlierer der Deurbanisierung
Viele Sektoren würden davon profitieren, wenn der
Trend zur Deurbanisierung anhält. Darunter seien Bereiche
wie Privatreisen und Freizeit, Technologie und
Kommunikation, Cloud Computing sowie die Heimwerker-
und Wohnimmobilienindustrie. "Veränderungen im
Verbraucherverhalten bedeuten, dass diese Trends
dauerhaft sein könnten, selbst wenn wir mehrere Tage
in der Woche ins Büro zurückkehren," so Franz.
So hätten beispielsweise Baumärkte davon profitiert,
dass mehr Menschen neue und bestehende Häuser in den
Vorstädten kauften. Unternehmen wie Peloton und Nike
hätten hingegen durch den Trend zum Heimsport
Auftrieb erhalten.
Auf der anderen Seite seien Gewerbeimmobilien einer
der am stärksten betroffenen Sektoren: "Die Aussichten
bleiben, gelinde gesagt, schwierig,“ so Franz. Die
Leerstandsquote bei Bürogebäuden sei im zweiten
Quartal 2021 landesweit auf über 17 Prozent gestiegen.
Im ersten Quartal 2020 - bevor die Wirtschaft durch
die von der Regierung verhängten Verbote praktisch
zum Stillstand kam - lag diese noch bei rund 13 Prozent.
Bei den gewerblichen Immobilienkrediten sei es dagegen
nicht zu den Notlagen oder Totalausfällen gekommen,
die die Anleger vielleicht erwartet hätten. Dies sei
vor allem auf die staatlichen Konjunkturprogramme
zurückzuführen, die kleinen und mittleren Unternehmen
geholfen haben, ihren Miet- und Lohnverpflichtungen
nachzukommen. "Im Moment befinden wir uns in einer
Warteschleife, weil die staatliche Unterstützung so
stark war", stellt Franz fest, "aber ich denke, dass
sich das bis 2022 wesentlich zum Schlechteren ändern
könnte."
In der Immobilienbranche gäbe es eine große Diskrepanz
zwischen den Teilsektoren, die in Mitleidenschaft
gezogen wurden - zum Beispiel Büro, Einzelhandel und
Hotels - und anderen, die sich erholten, als sich die
Wirtschaft und die Aktienmärkte vom Abschwung
regenerierten. Dazu gehörten demnach die Kategorien
Lager, Industrie und Wohnen.
"Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die
Urbanisierung Staaten wie New York und Kalifornien
unter Druck setzt," so Franz. "Diese haben sich auf
eine sehr hohe Steuerbasis wohlhabender Menschen in
Manhattan, Los Angeles und San Francisco verlassen.
Das könnte zu einer großen Herausforderung für Staaten
werden, die vom Konzept der Megastädte enorm profitiert
haben."
Franz geht allerdings davon aus, dass sich die großen
städtischen Zentren anpassen und schließlich auch in
einer Post-COVID-Umgebung florieren werden: "Großstädte
sind widerstandsfähig und sie haben eine lange Tradition,
sich von schwierigen Zeiten zu erholen."
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Quelle: Investmentfonds.de
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