Investmentfonds.de
01.10.2021:
Capital Group: Das Tapering der FED und die Inflation in den USA
Köln, den 01.10.2021 (Investmentfonds.de) -
Timothy Ng und Thomas Hollenberg,
Portfoliomanager bei Capital Group
Ein langer Weg der Entschleunigung:
Das Tapering der FED und die Inflation in den USA
Frankfurt am Main - Die Federal Reserve (Fed) dürfte
nach Einschätzungen von Experten der Capital Group
Ende des Jahres damit beginnen die Stimulierungs-
maßnahmen zurückzufahren. 2013 sorgte dies für Unruhe
an den Märkten. Timothy Ng und Thomas Hollenberg,
Portfoliomanager bei Capital Group, analysieren
warum die Inflationsrate nicht unbedingt
ausschlaggebend ist und warum sie eine erneute
Panik für unwahrscheinlich halten.
> Auswahl "Rentenfonds USA" mit der Wertentwicklung
der letzten 3 Jahre hier vergleichen
"Das letzte Mal, als die Fed ihre Anleihekäufe
reduzierte, löste dies das berüchtigte Taper Tantrum
von 2013 aus", so Ng. "Die Märkte wurden damals
überrumpelt und die Anleiherenditen schnellten in die
Höhe." Diesmal seien die Anleger besser auf die
Straffung der Geldpolitik vorbereitet, weshalb Ng und
Hollenberg keinen Aufruhr erwarten. Lediglich der
genaue Zeitpunkt für den Ausstieg aus der Zinswende
sei noch unbekannt.
Baldige Zinsanpassung, aber keine Zinserhöhungen
vor Ende 2022
"Wir gehen davon aus, dass die Fed ihre Absicht, das
Programm zu reduzieren, bereits auf ihrer November-Sitzung
bekannt geben wird," sagt Hollenberg. Voraussetzung dafür
sei, dass sich die wirtschaftlichen Bedingungen bis dahin
nicht deutlich verschlechtern. Demnach würde die
US-Notenbank wahrscheinlich in den Wochen nach der
Ankündigung mit der Reduzierung der Anleihenkäufe
beginnen. "Auf der Grundlage früherer Äußerungen der Fed
und ihres früheren Tapering-Programms gehen wir davon aus,
dass dieser Prozess etwa sechs bis neun Monate dauern wird
und höchstwahrscheinlich Mitte 2022 endet,"
analysiert Hollenberg.
> Auswahl "Rentenfonds Welt"
mit der Wertentwicklung
der letzten 3 Jahre hier vergleichen
Derzeit kaufe die Fed jeden Monat US-Staatsanleihen und
Pfandbriefe im Wert von 120 Milliarden US-Dollar. Dieser
Betrag würde dann allmählich zurückgeschraubt werden,
bis die Fed keine weiteren Wertpapiere mehr aufkaufe.
Nach dem Ende des Tapering-Prozesses werde die Fed dann
nur noch Wertpapiere kaufen, die zur Aufrechterhaltung
des Umfangs ihrer Bilanz ausreichen und alte, fällig
werdende Papiere ersetzen.
"Wir glauben, dass die Fed frühestens Ende 2022 eine
Zinserhöhung in Betracht ziehen wird," sagt Ng. Sobald
die Fed die kurzfristigen Zinssätze ansteigen lässt, würde
sie dies demnach schrittweise tun, so wie sie es von 2015
bis 2018 der Fall gewesen sei.
Die Fed tritt trotz steigender Inflation
nicht auf die Bremse
"Wie den meisten Anlegern bekannt ist, hält die
Inflationsrate die Fed nicht zurück," so Ng.
In diesem Jahr sei diese über die von der Fed angestrebten
zwei Prozent gestiegen. Im Juli habe der Wert noch bei
3,6 Prozent gelegen. Damit liege dieser weit über dem
Zielwert - auf einem Niveau, das seit den frühen 1990er
Jahren nicht mehr erreicht wurde.
Die heutige Inflationsrate sei jedoch nicht unbedingt
ausschlaggebend, wenn es um Zinserhöhungen geht.
"Die Fed wird diesen Schritt wahrscheinlich erst Ende
nächsten Jahres in Erwägung ziehen," vermutet Hollenberg.
Dabei bleibe abzuwarten, ob die derzeit hohe Inflationsrate
bis dahin Bestand haben wird. Wenn das Preiswachstum unter
das Ziel zurückgehe, müsse die Fed möglicherweise länger
warten.
Warum ein Taper Tantrum 2.0 unwahrscheinlich ist
Beim ersten Taper Tantrum seien Rentenanleger in Panik
geraten, als die Fed ihren letzten Zinsschritt ankündigte.
Das sei diesmal nicht zu erwarten. "Erstens haben die
Anleger schon einmal erlebt, dass die Fed solche
Maßnahmen ergriffen hat," so Ng. "Sie haben die
Auswirkungen gesehen und festgestellt, dass die breitere
Normalisierung alles andere als katastrophal war."
2013 hätten die Anleger befürchtet, dass die Fed den
Leitzins im Laufe der Zeit von null auf eine Spanne von
vier bis fünf Prozent anheben würde. Das sei nicht
eingetreten. Diesmal würden sie nicht damit rechnen,
dass die Fed die Zinssätze wesentlich über zwei Prozent
anheben wird.
"Zweitens dürfte der Markt nicht überrascht sein, sobald
der Prozess beginnt," erläutert Hollenberg. "Die Fed hat
ihre Pläne sehr transparent kommuniziert." Infolgedessen
würde der Markt wahrscheinlich nicht so dramatisch
reagieren.
Die Klarheit der Notenbank hätte dazu geführt, dass die
aktuellen Anleiherenditen bereits die Annahme widerspiegeln,
dass noch vor Ende des Jahres die Anleihenkäufe gedrosselt
werden. Danach würden sich die Bedenken der Anleger darauf
verlagern, wie schnell die Fed ihre Ankäufe von
Vermögenswerten reduziert und wann sie mit der Anhebung
der Zinssätze beginnen wird. "Wenn der Inflationsdruck
anhält und der Arbeitsmarkt sich positiv entwickelt,
könnten die Verzinsungen von US-Staatsanleihen über das
gesamte Laufzeitenspektrum hinweg ansteigen," so Hollenberg.
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Quelle: Investmentfonds.de
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