Investmentfonds.de
01.10.2021:
Quant.Capital: Die Inflation und das Märchen vom Basiseffekt
Köln, den 01.10.2021 (Investmentfonds.de) -
Dr. Dieter Falke, Geschäftsführer der
Quant.Capital Management GmbH
Die Inflation und das Märchen vom Basiseffekt
Düsseldorf, 01. Oktober 2021 - Die stark steigenden
Inflationsraten werden hierzulande gerne mit dem
Basiseffekt erklärt. Die Erzählung dahinter lautet
dann: Keine Angst vor Inflation, es handelt sich nur
um kurzfristige Einmaleffekte, bald ist wieder alles
gut.
Es sind vor allem bestimmte Gründe, die als Einmaleffekt
taugen: Die Mehrwertsteuer wurde während der Pandemie
zeitweise gesenkt und dann wieder erhöht. Dazu kam,
dass im Zuge der wirtschaftlichen Schwäche die
Energiepreise sanken - und jetzt wieder steigen.
"Auch das Wetter, das zu Preissteigerungen bei
Lebensmittel führte, oder die Lieferengpässe bei
einzelnen Waren oder Vorprodukten werden gerne in die
Kategorie eingeordnet", sagt Falke. Doch während das
bei der Mehrwertsteuer stimme, seien die anderen
Faktoren keinesfalls nur Eintagsfliegen.
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"Wir sehen heute immer noch steigende Ölpreise,
in Großbritannien hat sich der Gaspreis vervierfacht
und in China wird Energie rationiert", sagt Falke.
"Die Energiepreise steigen gerade auf breiter Front
- und das nicht zu knapp." Die Zahlen zeigen dies
auch: Der Produzentenpreisindex in Deutschland stieg
im August 2021 um zwölf Prozent gegenüber dem
Vorjahresmonat, in Italien fiel der Anstieg mit
13,8 Prozent noch stärker aus, in Frankreich waren
es zehn Prozent. "Die Importpreise kletterten über
das Jahr betrachtet sogar um 16,5 Prozent", so Falke.
Daraus sinkende Inflationsraten abzuleiten,
falle schwer.
Dazu kommt, dass in China Energie so knapp ist, dass
nicht nur das stromfressende Mining von
Kryptowährungen verboten wurde. In der Hälfte der
Provinzen wurden mittlerweile Rationierungsmaßnahmen
ergriffen. Viele Unternehmen müssen die Produktion
drosseln, was die Lieferengpässe weltweit nur noch
verstärkt. "Das treibt die Inflation erneut an, weil
knappe Güter tendenziell teurer werden", sagt Falke.
Dass die Menschen zudem in die wieder geöffneten
Geschäfte strömen und Anschaffungen nachholen wollen,
sorgt ebenfalls für höhere Nachfrage, die auf ein
knapperes Angebot trifft.
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Alle diese Faktoren sprechen für einen deutlicheren
Anstieg der Inflationsraten. Das wissen inzwischen
auch die Gewerkschaften. Nachdem sie lange mit
bescheidenen Lohnzuwächsen zufrieden waren, werden
jetzt Stimmen laut, den Kaufkraftverlust durch die
Inflation auszugleichen und am besten den Wertverlust
von Guthaben durch Negativzinsen gleich mit.
"Höhere Lohnforderungen bestimmen bereits die
laufenden Tarifrunden", sagt Falke. "Auf diese Weise
könnte dann eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt
werden, die wesentlich länger laufen wird als nur
bis zum Jahreswechsel."
Insgesamt lässt all dies die Wahrscheinlichkeit
deutlich sinken, dass die erhöhte Inflation nur
vorübergehend ist. "Wer heute noch von Einmaleffekten
spricht oder deutlich zurückgehende Inflationsraten
zum kommenden Jahreswechsel erwartet, ist ein Träumer",
sagt Falke. "Wir werden uns damit anfreunden müssen,
dass die Geldentwertung fürs Erste zurück ist."
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Quelle: Investmentfonds.de
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