Investmentfonds.de
14.10.2021:
La Française: Reichen grüne Anleihen aus, die CO2-Ziele zu erreichen?
Köln, den 14.10.2021 (Investmentfonds.de) -
Hervé Chatot, Emerging Markets Fixed Income Manager
und Gaël Binot, Cross Asset Manager, La Française AM
Reichen grüne Anleihen aus, die CO2-Ziele zu erreichen?
Ende 2020 beschloss die Europäische Union, ihre
Umweltziele nach oben zu korrigieren. Sie peilt bis
2030 eine Verringerung der Treibhausgasemissionen
um 55 % gegenüber dem Niveau von 1990 an und
ersetzte damit das bisherige Ziel von 40 %.
Dieses neue Ziel "im Einklang mit dem Pariser
Abkommen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf
deutlich unter 2°C“ hat zu einer verstärkten
Bereitschaft der EU-Mitgliedstaaten geführt,
Investitionen in den grünen Wandel zu beschleunigen,
um die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu
bekämpfen.
Ein Drittel des europäischen Konjunkturprogramms
NextGenerationEU (NGEU) in Höhe von 750 Milliarden
Euro soll bis 2026 zur Finanzierung von
Umweltprojekten verwendet werden. Um dieses Ziel
zu erreichen, wird die Europäische Kommission über
die nächsten fünf Jahre grüne Anleihen im Wert
von 250 Milliarden Euro ausgeben und damit zum
größten Emittenten von Green Bonds werden.
EU-Kommissar Valdis Dombrovskis erklärte:
"Europa wird jährlich rund 350 Milliarden Euro an
zusätzlichen Investitionen benötigen, um sein
Emissionsziel für 2030 allein im Bereich der
Energiesysteme zu erreichen."
Die EU entwickelt derzeit eine Reihe von
Regulierungsmaßnahmen, um die Markttransparenz zu
gewährleisten und Investoren zu echten grünen
Investitionen zu bringen.
In Europa werden die ersten grünen Emissionen auf
Basis der derzeitigen Marktpraktiken erfolgen,
da der künftige europäische Standard (Taxonomie)
für grüne Emissionen frühestens in einem Jahr
verfügbar sein wird. Diese Praktiken beruhen auf
dem freiwilligen Standard der International
Capital Market Association (ICMA) und ihren
vier Grundsätzen ("Green Bond Principles"):
Verwendung der Erträge, Bewertungs- und
Auswahlverfahren, Verwaltung der Erträge und
Berichterstattung. Ziel dieser Verordnung ist
es, die Markttransparenz zu gewährleisten, um
Investoren zu wirklich grünen Investitionen zu
lenken.
Ende 2020 belief sich der Gesamtumfang der von
Staaten emittierten grünen Anleihen weltweit auf
88 Milliarden US-Dollar und in Europa auf 77
Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zum
Gesamtvolumen der globalen und europäischen
Staatsanleihen ist die Größe dieses Marktes
jedoch noch relativ unbedeutend. Um die Ziele
der Staaten in puncto Dekarbonisierung der
Wirtschaft zu erreichen, ist der Investitionsbedarf
für energiebezogene Infrastrukturen jedoch immens.
Die Internationale Agentur für erneuerbare Energien
(IRENA) schätzt, dass zwischen 2016 und 2050 110
Billionen US-Dollar für die Schaffung eines
kohlenstoffarmen Energiesystem benötigt werden.
Die Finanzierung dieses Bedarfs macht Green
Bonds zu einem boomenden Markt mit großem
Wachstumspotenzial.
In Spanien hat das spanische Finanzministerium
auf der Grundlage des "Green Bond Framework"
einen Finanzrahmen von 13,6 Milliarden Euro für grüne
Staatsausgaben im Zeitraum 2018-2021 festgelegt.
Am 7. September hat Spanien seinen ersten Green
Bond über 5 Milliarden Euro mit Rückzahlung im
Juli 2042 begeben und sich damit zehn anderen
EU-Ländern angeschlossen, die bereits grüne Anleihen
ausgegeben haben: Frankreich, Deutschland, die
Niederlande, Belgien, Irland, Schweden, Polen,
Ungarn, Litauen und seit kurzem auch Italien
(8,5 Milliarden Euro im März 2021).
Diese erste spanische grüne Emission war ein Erfolg
und brachte mehr als 60 Milliarden Euro von Investoren
ein. Die jährliche Rendite in Euro betrug 1,034 %.
Nach dieser ersten spanischen Emission legte auch
Deutschland am 8. September eine neue grüne Anleihe
mit einem Emissionsvolumen von 3,5 Milliarden Euro
auf, die im August 2031 fällig wird. Das wachsende
Interesse der Anleger spiegelt sich in der
grünen Prämie - einem "Greenium" - von 4,4
Basispunkten im Vergleich zu der einige Monate zuvor
emittierten herkömmlichen Anleihe mit der gleichen
Laufzeit wider.
Die Europäische Kommission hat die erste grüne Emission
im Rahmen des 250-Milliarden-Euro- Programms für den
Monat Oktober angekündigt. Der Umfang der grünen
EU-Emissionen wird Europa zu einem weltweit führenden
Akteur im Bereich der nachhaltigen Finanzierung machen.
Diese erste Emission ist auch ein erster Schritt zur
Schaffung einer grünen Zinsstrukturkurve, die in
Zukunft als Maßstab für grüne Euro-Emissionen
europäischer Staaten dienen wird.
Der künftige Bedarf an grünen Finanzierungen, die
Zusage der europäischen Behörden, Mittel für
Projekte im Kampf gegen den Klimawandel bereitzustellen,
und der jüngste Appetit der Investoren auf europäische
grüne Emissionen deuten darauf hin, dass es eine
Nachfrage auch nach dieser Erstemission geben wird.
In den kommenden Jahren werden weitere Staaten grüne,
soziale und nachhaltige Anleihen ausgeben. Es wird
von entscheidender Bedeutung sein, dass die Verwendung
der Mittel für Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekte usw.
durch einen verbindlichen internationalen Standard
überprüft werden kann. Um die Ziele zur Reduzierung
der CO2-Emissionen für 2030 und 2050 zu erreichen und
den Energiemix der Länder zu verändern, wird die Ausgabe
grüner Anleihen allein jedoch nicht ausreichen. Das
Vorzeige-Klimaprojekt der EU, das Europäische
Emissionshandelssystem (EU ETS), muss dazu beitragen,
dass Investitionen in regulatorisch abgestimmte
Aktivitäten fließen und den Wandel in allen beteiligten
Sektoren beschleunigen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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